Review

Playstation Portable-Review

Phantasy Star Portable 2

veröffentlicht am Freitag, den 19. November 2010 von Joël Hartmann

Einmal eingeloggt, findet man sich in der Raumstation der Little Wings wieder, die wie auch im Storymodus Dreh- und Angelpunkt aller Geschehnisse ist. Hier kann man mit den Mitspielern Gegenstände tauschen, deren Aufenthaltsräume besuchen oder vor und nach Missionen chatten. Aufgrund fehlender Sprachmöglichkeiten fällt dies leider recht unkomfortabel aus; vorgefertigte Ausrufe wie “Hallo” oder “Danke” erweisen sich häufig nützlicher als über die Bildschirmtastatur eingegebenen Texte. Wer dennoch nicht auf seinen persönliche Unterschrift verzichten möchte, erstellt sich eigene Ausrufe und Sätze als Shortcuts.
Wer bereits frühere Phantasy Star-Episoden über das Internet genossen hat, muss gewisse Erwartungen an Komfort und Funktionsumfang also zurückschrauben. Auch ist die Verbindungsqualität häufig nicht optimal: Abbrüche kamen in unserem Test zwar keine vor, häufige Lags und kurze Unterbrechungen im Gameplay stehen jedoch an der Tagesordnung. Unschön, aber verschmerzbar – Kritik an dieser Stelle auszusprechen würde von den Verantwortlichen bei SEGA vermutlich mit einem mahnenden Finger abgewunken, denn im Gegensatz zu allen anderen Spielen der Reihe (mit Ausnahme von Zero) ist der Online-Modus von Phantasy Star Portable 2 immerhin völlig kostenlos.

Die wechselseitige Beziehung zwischen on- und offline Modi endet allerdings nicht bei dieser Online-Verstärkung. Denn genauso, wie man sich im Internet für die Story fit macht, sammelt man im Verlaufe der Geschichte Ausrüstung und Kleidung, mit der man sich vor Mitspieler aus der ganzen Welt zur Schau stellen kann. Dabei ist das Spiel motivierend wie nie; die nächste Waffe, der nächste Level oder die nächsten Meseta, um sich ein schöneres Outfit kaufen zu können, sind immer nur wenige Spielminuten entfernt. Wer bereits dem Suchtfaktor von Phantasy Star Portable erlag, wird zugunsten des Nachfolgers wochenlang kein anderes Spiel anrühren.
In diesem Sinne kommt es Spiel und Spieler zugute, dass die Entwickler ein wenig an der Handheld-Tauglichkeit geschraubt haben. Missionen sind generell kürzer geworden und lassen sich in der Regel unterhalb von fünfzehn Minuten lösen. Und wer rund 150MB auf seiner Speicherkarte zur Verfügung stehen hat, kann Teile der Spieldaten installieren und die Ladezeiten um einige wertvolle Sekunden verkürzen.

Dazu gesellen sich mehrere Neuerung im Detail, die zu einem flotteren und ausgereifteren Spielerlebnis führen. So sind die Photon Points (PP) nicht länger an eine Waffe gebunden, sondern eine übergreifende Leiste, die sich dafür aber wesentlich schneller wieder auffüllt als noch in den Vorgängern. Ebenso beherrschen nun alle Charaktere eine Ausweichrolle, mit welcher man schnell aus Gefahrenzonen entkommen oder Gegnern in den Rücken fallen kann.
Photon Arts werden darüberhinaus nun nicht länger aufgelevelt, sondern haben eine festgelegte Stärke, die sich an der Klassenwahl der Figur ausrichtet. Dies mag zwar einigen alteingesessenen Fans als Weichspülung ihrer Lieblignsserie sauer aufstoßen, kommt aber der offenen, kurzweiligen Natur von Phantasy Star Portable 2 zugute.

Die Veränderungen auf der technischen Seite hingegen fallen kaum auf; zwar wirken aus dem Vorgänger übernommene Gebiete wie das von De Ragan bewachte, saftige Wiesengebiet im Vergleich zu den neuen Abschnitten technisch etwas angestaubt, dennoch gleicht Phantasy Star Portable 2 seinem Vorgänger (fast) wie ein Ei dem anderen. Da die Charaktere – welche hier dank der Vorzeigemöglichkeiten im Internet nun wichtiger sind denn je – nach wie vor ordentlich gestaltet wurden und die Framerate auch bei viel Action nur selten in die Knie geht, bleibt nur wenig Raum für Kritik. Einzig dunklere Höhlenabschnitte machen hardwarebedingt einige Probleme, dies kann man jedoch schwerlich dem Spiel ankreiden.

Fazit von Joël Hartmann
8
Wer ob der reinen Offline-Natur von Phantasy Star Portable noch verständnislos den Kopf schüttelte, darf frohlocken; der Nachfolger bietet nicht bloß eine durchaus zufriedenstellende Möglichkeit zum Kontinent übergreifenden Zusammenspiel, sondern schafft auch den Spagat, On- wie Offline-Modi so auszubalancieren, dass man freiweillig abwechselnd beide spielt. Zwar ist die Geschichte ebenso belanglos wie in den beiden Vorgängern und der Online-Modus kein Vergleich zum (kostenpflichtigen) Universe, in Kombination ergeben beide Features jedoch ein äußerst langlebiges und süchtig machendes Handheld-Paket für Jäger und Sammler.
Wer jedoch keine Möglichkeit hat, seine PSP via WLAN mit dem Internet zu verbinden, sollte sich den Kauf zweimal überlegen; auf sich alleine gestellt, ist Phantasy Star Portable 2 langatmig, teilweise unfair und nur bedingt motivierend.
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