Review

PC-Review

Endless Space 2

veröffentlicht am Montag, den 13. November 2017
Entwickler
Amplitude Studios
Genre
Strategie
Erscheinungsdatum
19. Mai 2017

Mit Endless Space_2 von Amplitude Studios hat SEGA seine PC-Spielebibliothek um eine weitere Spielereihe erweitert, bzw. diese erst ermöglicht. Denn mit dem 4X-Game (die Abkürzung steht für eXplore, eXpand, eXploit, und eXterminate) Endless Space aus dem Jahr 2012 wurde ein von vielen Genrefans beliebtes Spiel mit einer Fortsetzung belohnt, welche sich mit einer starken communitybasierten Entwicklungsphase auszeichnen konnte. Doch kann das Spiel auch Einsteiger in die Weiten des Weltalls entführen oder lässt es diese auf dem Boden der weniger komplexen Space-Games sitzen? Das erfahrt ihr in diesem Test.

Im Spiel stehen euch acht verschiedene Fraktionen zur Auswahl, mit unterschiedlichen Eigenschaften und Storylines: Die Lumeris, welche sehr kapitalistisch vorgehen (Frei nach dem Motto „Alles kann gekauft werden“); die Vodyani, eine Fraktion, welche Planeten nicht kolonisiert, sondern mithilfe von sogenannten Archen „absorbiert“; die Sophon, eine sehr auf Technologien spezialisierte Fraktion; die Craver, welche ihre Wirtschaft mithilfe von Sklaven aufrechterhält; das Vereinigte Imperium, welches am menschenähnlichsten ist; die Rissgeborenen, welche aus einer völlig anderen Dimension kommen sowie die mit Hilfe der Community kreierten Ungefallenen, die baumartig ihr Imperium erweitern. Außerdem gibt es dazu noch die Möglichkeit, eine eigene Fraktion zu erstellen, die ihre Eigenschaften und ihr Können aus den acht anderen Fraktionen kombiniert.

So vielfältig die Fraktionen, so unterschiedlich sind auch die Siegbedingungen. Insgesamt gibt es sechs mögliche Variationen: Sieg durch Überlegenheit (die anderen Fraktionen auslöschen), Punktsieg (die Fraktion, welche nach einer festgelegten Anzahl an Runden die meisten Punkte erzielt hat gewinnt), Errungenschaften-Sieg (die meisten „Obelisken der All-Raum-Zeit“ errichtet), Wirtschaftssieg (eine bestimmte Menge Dust generiert), Wissenschaftssieg (vier bestimmte Technologien zuerst erforscht) und den Eroberungssieg (die meisten Sternensysteme kontrollieren). Diese Ziele sind je nach Voreinstellungen unterschiedlich schnell zu erreichen – prinzipiell sind aber alle Siegbedingungen gleichzeitig aktiv und man sollte sich zu Beginn gut überlegen, was man erreichen möchte. Außerdem gibt es verschiedene (Neben-)Quests und globale Ereignisse welche zum einen eine bestimmte Reihenfolge durchlaufen, zum anderen aber auch zufällig erscheinen können. Je nach Ereignis können so Boni für die Flotte oder die ausgewählte Rasse herausspringen.

Ganz zu Beginn ist es natürlich entscheidend, wie man das Spiel überhaupt spielt. Man hat die Auswahl gegen den Computer anzutreten oder aber im Multiplayer sein Imperium aufzubauen. Da Endless Space_2 rundenbasiert ist, muss jeder Spieler auf den anderen warten – was aber umso neugieriger macht, was der nächste Zug mit sich bringt.

Nach der Vorbereitung kommt es nun zum Hauptspielgeschehen: Bei Beginn des Spiels sieht man nur das eigene Sternensystem und einige Linien, die als Sternenrouten fungieren. Dabei ist es zunächst ausschließlich auf diesen Routen möglich, andere Sternensysteme zu besuchen. Dazu erhält man seine ersten Flotten quasi gratis. Damit beginnt das typische 4X-Spiele-Geschehen. Das Erkunden führt die Flotten zunächst fast immer durch das Ungewisse. Erst wenn eine eigene Flotte oder eine abgeworfene Sonde durch den Nebel zieht, werden weitere Sternensysteme sichtbar. Doch sollte man sich außer Sichtweite begeben, wird das Gebiet dunkler und der „Nebel des Krieges“ lässt feindliche Aktivitäten unsichtbar werden. Deshalb ist es für die Übersicht immer gut, einige Flotten außerhalb als Kundschafter zu haben. Die Flotten können neben den verschiedenen Typen an Raumschiffen auch ganz individuell ausgestattet werden, von zusätzlichen Lagerräumen, bis hin zu präziseren Waffen. Kommt es zu einer Begegnung mit fremden Flotten, so ist zunächst zu unterscheiden, ob es sich um eine gegnerische oder verbündete Flotte handelt. Denn letztgenannte können aufgrund vom Diplomatiestatus nicht angegriffen werden. Sollte es sich aber um Feinde handeln, ist Handeln angesagt, denn die Schlacht ruft, welche gut vorbereitet werden muss. Diese findet nicht in Echtzeit statt, sondern es kommt zunächst zur Schlachtbenachrichtigung – eine Art Zusammenfassung über die involvierten Einheiten – und dann zum Schlachtbildschirm, auf dem die eigene Flottenausrichtung und die Kampftaktik ausgesucht wird. Außerdem kann hier entschieden werden, ob man die Schlacht in 3D und Echtzeit angeschaut werden soll (worauf also kein Einfluss mehr ausgeübt werden kann) oder ob einem die Zusammenfassung ausreicht. Auch die Möglichkeit zu fliehen ist noch vor dem Start der Schlacht möglich, doch man muss mit herben Verlusten und gar einer kompletten Vernichtung der Flotte rechnen, sollte sich kein Sonnensystem in der Nähe befinden. Eine Schlacht kann gewonnen, verloren, aber auch ausgeglichen werden, was die Möglichkeit beherbergt, dass sich in der nächsten Runde erneut im Weltall duelliert wird. Die Schlachten sehen auf den Plänen interessant aus, aber leider gibt es nach Beginn nicht mehr so viele Auswahlmöglichkeiten, sodass sich eine Schlacht anzuschauen erst bei richtig großen Kämpfen lohnt.

Neben den Weltallschlachten gibt es auch die Möglichkeit, sich auf den unterschiedlichsten Planeten zu bekriegen. Dafür ist das Element „Personal“ entscheidend. Diese nimmt man zum Beispiel auf einen befeindeten Planeten mit und beginnt die Invasion. Hier ist die eigene Rolle entscheidender als bei den Weltallschlachten – denn der Verteidiger kann eine andere Taktik ausführen als der Angreifer. Ansonsten ähneln sich die beiden Planbildschirme inhaltlich. 

Nachdem man ein System erobert hat (bzw. bereits zu Beginn im eigenen Heimatsystem verbleibt), gibt es die unterschiedlichsten Ressourcen zu holen, auch kurz „WINDE“ genannt: „W“issenschaft, „I“ndustrie, „N“ahrung, „D“ust und „E“influss. Jeder Planet hat seine ganz eigenen Umweltbedingungen, was sich auch auf die vorhandenen Ressourcen auswirkt. Je nach Fraktion ist es vom Vorteil, sich auf die eine oder andere Ressource zu spezialisieren, später gibt es noch die Möglichkeit, einen Planeten so zu transformieren, dass sich die Verhältnisse verändern. Insgesamt ist dieser Teil des Spiels der wohl komplexeste, da mit zunehmender Anzahl an eroberten oder besiedelten Sonnensystemen die Möglichkeiten um ein vielfaches erhöhen und der Überblick über alles schwerer wird. 

Da auf den Planeten auch die Bevölkerung etwas zu sagen zu hat, gibt es bei Endless Space_2 einen Senat, bzw. die Rubrik „Politik“, bei der regelmäßige Wahlen stattfinden. Doch anders als bei unseren Wahlen gibt es hier ausschließlich politische Tendenzen, die jedoch im Verlauf des Spiels von anderen Parteien beeinflusst werden kann. Auch das Handeln innerhalb der Galaxie hat Auswirkungen auf die Verteilung der Senatsstreiter – kriegerische Handlungen führen dazu, dass sich die militaristische Haltung bei der Bevölkerung verstärkt widerspiegelt, und so bei den nächsten Wahlen Einfluss auf die Gesetzgebung haben könnte. Dasselbe Verhalten lässt sich auch für die Tendenzen Pazifismus, Ökologie, Wissenschaftlichkeit und Handel abbilden. Bei Wahlen werden je nach Anzahl der eigenen Sternensysteme immer mehr Bevölkerungsgruppen an dieser beteiligt. Anschließend führt das Ergebnis zum neuen Senat und es werden neue Gesetze erlassen oder alte abgeschafft. Im weiteren Spielverlauf lässt sich diese Demokratieform jedoch auch leicht verändern, bis hin zu einer Diktatur, welche aber nicht nur Nachteile mit sich zieht, sollte man versuchen eine bestimmte politische Tendenz einzuschlagen.

Neben des Einflusses auf die eigene Bevölkerung gibt es auch zu den anderen Hauptimperien Beziehungsmöglichkeiten. Vor der ersten Begegnung sind alle anderen Imperien als „Unbekannt“ markiert, später gibt es die Möglichkeiten, einen offenen Krieg auszufechten, einen „Kalten Krieg“ – was den Standardstatus widergibt, und eine Allianz zu gründen. Mit allen bekannten Imperien lassen sich entweder manuell oder auf Wunsch der anderen Verhandlungen durchführen – diese werden auf dem Verhandlungsbildschirm ausgetragen. Das interessante dabei ist, dass man aufgrund bestimmter Einflussfaktoren Druck auf das jeweils andere Imperium aufbauen kann, um so seine Forderungen wie das Eintreiben von Ressourcen oder Technologien mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu bekommen. Dieser Druck wird aber nach der ersten Annahme der Forderung wieder auf null gesetzt, bzw. bei einer Ablehnung zu einer Kriegserklärung umgemünzt.

Abschließend wird das Augenmerk auf den Technologiebaum, bzw. den Technologiekreis gelegt. Dieser unterteilt sich in den Bereichen „Imperiumsentwicklung“, „Wissenschaft und Erkundung“, „Wirtschaft und Handel“ und „Militär“. Jeder Bereich ist nochmals in fünf Unterabschnitte unterteilt, welche auch als Technologiestufen zu verstehen sind. Jede erforschte Technologie schaltet bestimmte Optionen und Elemente im Spiel frei, um neue Wege zu gehen was die Besiedelung von Systemen angeht oder die Flottenstärke. Sollte eine gewünschte Technologie erst in einer späteren Stufe liegen, müssen davor die vernetzten Stufen erforscht werden. Doch sollte man sich am Anfang gut überlegen, was zuerst erforscht werden soll – denn später werden die Technologien teurer. Außerdem unterscheiden sich die Stufen je nach ausgewählten Imperium.

Fazit von
8

Endless Space_2 ist ein großes Spiel…ein seeehr großes. Dass es den heutigen 4X-Games in nichts nachsteht dürfte klar sein. Die zusätzlichen Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger sind gelungen. Aber das Spiel bedarf durch seinen komplexen Charakter viel Geduld und Aufmerksamkeit bei Neulingen – im späteren Spielverlauf etabliert sich jedoch ein Gefühl von „nur noch eine Runde“, was die Zeit endlos erscheinen lässt. 

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