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Dreamcast-Entwickler - Beyond the Blue Swirl

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Während sich Exklusivspiele heutzutage immer mehr zu reinen Prestigeprodukten entwickeln, waren sie noch bis vor einigen Jahren Rückgrat und Erfolgsbasis jeder Konsole. SEGAs Dreamcast hatte – zumindest in dieser Hinsicht – einige Vorteile gegenüber der Konkurrenz; als chronologisches Mittelprodukt zwischen dem ausgedienten N64 und der noch nicht erhältlichen Playstation 2 lockte die Konsole viele Dritthersteller an, um mit der neuen Technik zu experimentieren. In diesem Special stellen wir sechs Entwicklungsstudios vor, die unserer Meinung nach die interessanten "nicht SEGA"-Spiele für den Kringelkasten herausbrachten – und sehen uns an, was sie nach dem Ende dieser Ära geleistet haben.

Yuke’s

Yuke's Logo

Yuke’s ist seit jeher spezialisiert auf Kampfspiele und wird von Fans vor allem für die jährlichen Wrestling-Episoden Smackdown vs. RAW geliebt. Für die Dreamcast verließen die in Osaka ansässigen Japaner jedoch kurzzeitig den nach Schweiß miefenden Ring und beglückten die Konsole mit der Videospiel-Adaption eines gleichermaßen berühmten wie brutalen Mangas: Sword of the Berserk. Das mit dem Untertitel Gut’s Rage versehene Spiel mag aus heutiger Sicht klobig und schwerfällig anmuten, gab dafür aber bereits 1999 die Marschrichtung des Third-Person Actionspektakels vor und beeinflusste somit heutige Größen wie Devil May Cry oder God of War.

Sword of the Berserk

Seit diesem kleinen Zwischenstopp bleiben die Entwickler ihren Ursprüngen jedoch wieder treu – zwar erschien 2004 ein Playstation 2-exklusiver Nachfolger zu Sword of the Berserk (ironischerweise über Hersteller Sammy), doch besannen sich Yuke's jüngst wieder ihrer Wurzeln und konzentrierten sich vollends auf Kampfspiele. Im Mai 2010 erschien mit UFC Undisputed die Umsetzung des gleichnamigen Sport–Spektakels für die Xbox360 und die Playstation 3 und begeisterte weltweit die Fangemeinde. Und bereits im Oktober ging die WWE mit Smackdown vs. RAW 2011 [Xbox360/Playstation 3] in die nächste Runde – mit wieder einmal großem Erfolg.

Quantic Dream

Quantic Dream Logo

“Wäre Heavy Rain gefloppt, hätte ich mich aus dem Videospielgeschäft zurückgezogen.” Diese Worte von Quantic Dream Gründer David Cage mögen harsch klingen, machen aber deutlich, wie wichtig ihm die von seinem Studio eingeschlagene Richtung ist. Denn Quantic Dream ist ein Exot, ein visionäres Studio; statt das Mantra “schöner, größer, besser” zu verfolgen, versuchen die Franzosen seit ihrer Gründung, cineastische Einflüsse mit Spielen zu verbinden. Dazu zählen sowohl Protagonisten mit Macken und Fehlern wie auch spannende Geschichten und nachvollziehbare Charakterinteraktion. Im Jahr 1999 veröffentlichte das Studio ihr Debütprojekt [Omikron] The Nomad Soul für den PC, ein Jahr später erreichte es die Dreamcast.

Heavy Rain

Bereits damals machte The Nomad Soul deutlich, wo Quantic Dreams' Reise hinführen sollte; der sehr story-intensive Thriller vermittelte das Gefühl einer lebendigen Welt und die Bewohner der Stadt Omikron reagierten – für damalige Verhältnisse – angemessen auf die Aktionen des Spielers. Mit Fahrenheit [2004, Xbox/Playstation/PC] tauchte man tiefer in die Welt des interaktiven Storytellings ein und reduzierte das Gameplay auf wenige Rätsel und Adventure-Elemente. Eine Richtung, die man auch mit dem Anfang des Jahres erschienenen Heavy Rain [Playstation 3] beibehielt; der Spieler steuert parallel vier verschiedene Hauptfiguren, deren Schicksale fest miteinander verstrickt sind. Dabei “spielt” man weniger ein Spiel, sondern beeinflusst aktiv das Geschehen einer Geschichte. Heavy Rain avancierte zu einem großen Erfolg und wurde jüngst mit Move-Unterstützung – Sonys Bewegungssteuerung – neu aufgelegt. Über kommende Projekte hält sich das Studio derzeit noch bedeckt, ein Nachfolger zu The Nomad Soul befindet sich bei Quantic Dream jedoch seit mehreren Jahren in Planung.

Team Ninja

Team Ninja Logo

Spiele aus dem Hause Team Ninja haben in der Regel zwei Besonderheiten vorzuweisen; sie sind oft gnadenlos schwer und die weiblichen Hauptdarsteller leiden unter chronisch überproportionierten sekundären Geschlechtsmerkmalen. Beide Design-Eigenschaften waren über Jahre hinweg das Markenzeichen des Studios und wurden vor allem durch Gründungsvater Tomonobu Itagaki geprägt. Nachdem ihr erstes Spiel, Dead or Alive, hauptsächlich durch Besonderheit Nummer zwei zu gefallen wusste, legte der Nachfolger in jeder Hinsicht eine Schippe drauf und gilt bis heute als eines der besten Beat’em’Ups für SEGAs Dreamcast. Die grafische Pracht von Dead or Alive 2 war im Jahre 2000 unerreicht, das schnelle und hervorragend spielbare Kampfsystem ließ die Konkurrenz alt aussehen und die leicht zu erlernenden, aber schwer zu meisternden Konter-Griffe machten jede Partie zu einem Timing-Fest erster Güte.

 Dead or Alive 2 Ultimate Xbox

Mittlerweile beschränkt sich das Output des Studios jedoch nicht mehr bloß auf Beat’em’Ups; mit Ninja Gaiden und Ninja Gaiden 2/Sigma übertrug das Studio den Schwierigkeitsgrad und den Sexismus von Dead or Alive in das Genre der 3D-Actionspiele und ließ Hauptcharakter Ryu Hayabusa zusammen mit viel weiblicher Unterstützung das Katana zücken. Nach jahrelanger Ninja-Action jedoch kam ein gewichtiger Deal mit Nintendo vermutlich gerade recht; Metroid: Other M, der aktuellste Teil der legendären Action-Adventure Reihe um Kopfgeldjägerin Samus Aran, wurde zu großen Teilen von Team Ninja entwickelt und profitiert in den schnellen Kämpfen vom Know-How des Tokyoter Unternehmens. Tomonobu Itagaki auf der anderen Seite hat sein Studio mittlerweile wegen eines Rechtsstreites mit Mutterfirma Tecmo verlassen. In den neu gegründeten Valhalla Game Studios arbeitet er derzeit an Devil’s Third, einem – wer hätte es gedacht – Actionspiel mit Katanas und überproportionierten, weiblichen Geschlechtsmerkmalen.