Review

Xbox 360-Review

Bayonetta

veröffentlicht am Mittwoch, den 17. Februar 2010
Entwickler
PlatinumGames
Genre
Action
Erscheinungsdatum
08. Januar 2010

Devil May Cry, Viewtiful Joe, Okami – was eine Auflistung der Last-Gen Highlights von Capcom sein könnte, ist gleichzeitig auch der bisherige Schaffenskatalog von Hideki Kamiya. Nach der Auflösung der Firmeninternen „Clover Studios“ entschloss sich der kleinwüchsige Japaner, zusammen mit früheren Entwicklerkollegen unabhängige Luft zu schnuppern. Sein erstes Spiel unter dem schillernden Logo von Platinum Games ist Bayonetta. Ein Spiel, das schneller ist als Devil May Cry, abgefahrener als Viewtiful Joe und schöner als Okami – kurz: besser als drei Meisterwerke.

Bayonetta ist das Ergebnis eines Wunsches und eines Grundsatzes; des Wunsches von Producer Hashimoto, noch einmal ein Actionspiel mit Kamiya entwickeln zu können und des Grundsatzes, dabei auf lästige Pausen zu verzichten. Dieses Mantra wird ab der ersten Spielminute deutlich, denn endlose Prologe gibt’s in Bayonetta nicht. Vielmehr startet das Spiel innerhalb einer gewaltigen Schlacht, untermalt von einem bombastischen Soundtrack und der Stimme eines Erzählers: Umbra Witches und Lumen Sages sind zwei gegensätzlich lebende Gruppen, die das Gleichgewicht auf Erden wahren sollten während direkte Beziehungen zwischen Angehöriger beider Gruppen verboten sind. Und doch entsteht eine solche Beziehung, die Umbra Witches werden verdammt, verfolgt und ausgelöscht und die Welt stürzt ins Chaos – ein Chaos, das der Spieler am eigenen Leibe erfährt da während dieser Erzählung hunderte von Gegnern heranstürmen und man sozusagen laufen lernen muss, bevor man gehen kann.

Zeit für ein richtiges Tutorial nimmt sich Bayonetta erst später, anschließend bleiben jedoch keine Fragen mehr offen. Im Grunde eine Weiterentwicklung des Devil May Cry-Schemas, handelt es sich bei Bayonetta um ein reinrassiges Actionspiel mit vielen Combos, noch mehr Gegnern und hektoliterweise Blut. Dreh- und Angelpunkt des Kampfsystems ist eine Hexenmagie namens „Witch Time“; weicht man im letztmöglichen Moment einem gegnerischen Angriff aus, wird der Bildschirm in ein tiefes violett getaucht und die Action läuft für kurze Zeit in Zeitlupe weiter. Diesen nur wenige Sekunden andauernden Moment geschickt auszunutzen um den verursachten Schaden zu maximieren, ist eine der wichtigsten Taktiken im Kampfsystem von Bayonetta. Allmächtig ist dieser nützliche Zauber jedoch keineswegs; mehrmals nacheinander ausgeführt, lässt die Ausweichrolle Bayonetta in einer Pose verharren, die sie zu einem leichten Ziel für gegnerische Angriffe macht.

Mit Ausweichen alleine besiegt man jedoch keine Gegner, weshalb Bayonetta das wohl üppigste Kombo-Aufgebot aller Actionheld(inn)en aufzuweisen hat. Anfangs mit nur vier Pistolen ausgerüstet – jeweils zwei an Händen und Füßen – wird das Arsenal im Laufe des Spiels durch das Einsammeln von Schallplatten um einiges umfangreicher. Früh findet man Shrotflinten und das Katana, später jedoch gesellen sich mit Panzerfäusten und Feuerklauen außergewöhnlichere Gegenstände hinzu. Bis auf einige Ausnahmen lassen sich alle Waffen sowohl an den Händen, wie an den Füßen befestigen und untereinander kombinieren. Dabei besitzt jede Waffenkombination ein eigenes Set an potenziellen Angriffsmanövern – eine schier überwältigende Anzahl, die durch freischaltbare Spezialangriffe noch weiter wächst.
Denn wer fleißig bei der Beseitung der engelsgleichen Gegner zu Werke geht, sammelt notgedrungen unzählige Heiligenscheine ein. Diese fungieren als Währeng in Bayonetta und lassen sich im „Tor zu Hölle“ - einer Jazzbar - gegen allerlei nützliche Tricks, Angriffe und Gegenstände tauschen. Eine Ausweichrolle in der Luft macht Bayonetta noch gelenkiger, die Verwandlung in eine Krähe ermöglicht ihr, tiefe Schluchten überwinden und der Breakdance-Move lässt Bayonetta wild um sich schießend über den Boden gleiten. Wer sich lieber auf den nächsten Endgegner vorbereiten möchte, investiert hingegen in einen der zahlreichen Lollies, welche entweder die Gesundheit auffüllen, die Angriffsstärke erhöhen und kurzzeitig unbesiegbar machen.

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