Review

Playstation 3-Review

Yakuza 3

veröffentlicht am Mittwoch, den 14. April 2010

Niedergeschmetterte Gegner hinterlassen wie gewohnt Erfahrungspunkte, Geld und gegebenfalls Gegenstände. Mit Erfahrungspunkten verstärkt man Kazumas Attribute wie „Body“, „Soul“ oder „Essence“, welche je nach Kategorie die Lebenspunkte erhöhen, neue Manöver freischalten oder die Heat-Leiste für häufgere Spezialangriffe erweitern.
Die mächtigsten Angriffe erlernt das einstige Yakuza-Oberhaupt jedoch auf anderem Wege. Kampfsportmeister sind hierbei die naheliegendsde Möglichkeit, Hobbyfotografen eher nicht; in einer der skurrilsten Nebenbeschäftigungen der Serie gilt es, außergewöhnliche Menschen ausfindig zu machen, das Fotohandy zu zücken und beispielsweise eine Rentnerin abzulichten, während sie mit einem Mofa einen Überrollschlag vollführt. Anschließend postet Kazuma das Erlebnis auf seinem Blog und entwickelt anhand des Gesehenen ein neues Spezialmanöver – in diesem Fall ein Salto über einen Gegner mit anschließendem Fußtritt.

Doch nicht alle feindlich gesinnten Charaktere haben Lust auf eine Abreibung. Einige nehmen unter Umständen die Beine in die Hand und laufen weg – in diesem Fall muss Kazuma es ihnen gleichtun und sie in abgesteckten „Rennstrecken“ verfolgen und mit Rammangriffen zu Boden werfen. Die eigens für dieses Minispiel eingebaute Ausdauerleiste lässt sich mit Training erweitern. Das verkürzt die durchaus unterhaltsamen Rennabschnitte und verstärkt Kazumas Ramm-Energie, ist für Erfolg oder Misserfolg dieser Sequenzen aber nicht zwingend notwendig.

Kurz vor der Veröffentlichung von Yakuza 3 gab SEGA bekannt, dass man die in Japan sehr populären Hostessen-Bars für die westliche Fassung entfernen würde – eine Entscheidung, die mit viel Kritik aufgenommen wurde. Und obwohl die Gründe für diese Zensur nachwievor nicht ganz klar sind, lässt sich Eines mit Sicherheit sagen; Spielumfang bietet Yakuza 3 mehr als genug. Rund 100 Nebenquests lassen sich annehmen, dazu gesellen sich jeweils hundert Schließfachschlüssel für jedes der beiden Spielgebiete und unzählige Nebenaufträge wie Kopfgeldjäger-Missionen oder das berühmt-berichtigte Untergrund-Kolliseum warten auf ihre Bewältgung. Und wer partout nicht auf weibliche Gesellschaft verzichten kann, findet auch in der lokalisierten Fassung des Spiels ein paar Verabredungs-freudige Damen. Diese anhand von den Gewinnern einer Castingshow modellierten Mädels bringen jeweils eine eigene Nebenaufgabe mit sich und belohnen Kazuma nach Abschluss mit einem (lediglich angedeuteten) Abend in trauter Zweisamkeit.

Ein Merkmal der Serie sind die ausufernden und meisterhaft geschnittenen Zwischensequenzen, die auf filmreife Art und Weise die Geschichte weitererzhälen. Yakuza 3 bricht keineswegs mit dieser Tradition, sondern setzt dank der erhöhten Hardwarepower der Playstation 3 noch eines drauf. Die sehr fein modellierten Gesichter lassen die etwas groben Umgebungen vergessen und verwischen die Grenze zwischen Spiel und Film weiter. Die eigentliche Geschichte rund um zwei Bauprojekte nimmt langsam aber stetig an Fahrtgeschwindigeit auf und gipfelt in einem serientypisch furiosen Finale, das einer Erzählung dieser Größenordnung würdig ist. Wie auch der Vorgänger wurde das Spiel überdies lediglich mit Untertiteln versehen, gesprochen wird wieder ausschließlich das - ungemein authentischere - japanisch.
Wer angesichts der narrativen Stärken von Yakuza 3 vorzugsweise ein hohes Erzähltempo gewährlestet haben möchte, kann übrigens vollständig auf Nebenquests verzichten; einmal durchgespielt besteht die Möglichkeit, sich frei vom Hauptplot durch die Spielwelt zu bewegen und Nebenaufgaben zu lösen - Kampfverbesserungen machen zu diesem Zeitpunkt logischerweise aber nur noch wenig Sinn.

Fazit von
8
Kennt man eine, kennt man alle. Das stimmt in Bezug auf die Yakuza-Reihe – und dann auch wieder nicht. Spielwelt, Gameplay, Stärken und Schwächen sind in jeder Episode nahezu identisch, dennoch schafft es jeder Teil, sich als völlig eigenständig zu etablieren. Das Eigengewürz von Teil drei ist in diesem Fall die friedliche Nebengeschichte mit Kazuma als liebender „Adoptivvater“ sowie der im Vergleich zu den Vorgängern enorm gestiegene Spielumfang. Geschichte und Erzählweise sind nachwievor auf hohem Niveau, Mängel wie ein fehlendes Lock-On System in den Kämpfen hingegen noch genauso vorhanden wie vor dreieinhalb Jahren. Nichtsdestotrotz ist auch Yakuza 3 ein hervorragendes Spiel, das Straßenkämpfern und Liebhabern von cleveren Storylines begeistern wird. Vorwissen über die Vorgänger ist zum uneingeschränkten Spielgenuss übrigens nicht zwingend notwendig, aber sicherlich von Vorteil.
vorherige Seite12