Review

Nintendo Wii-Review

Tournament of Legends

veröffentlicht am Mittwoch, den 28. Juli 2010
Entwickler
High Voltage Software
Genre
3D-Beat'em'Up
Erscheinungsdatum
02. Juli 2010

Tournament of Legends erblickte ursprünglich als Gladiator A.D. das Licht der Welt. Frühes Material erinnerte stilistisch an Capcoms “Shadow of Rome” und machte unmissverständlich klar, dass die Entwickler von High Voltage Software abermals ausschließlich erwachsene Zielgruppe ansprechen wollten. Kurz nach Bekanntgabe des Publishers – SEGA – und Hiobsbotschaften über Verkaufszahlen anderer “Erwachsenenspiele” für Wii machte Gladiator A.D. jedoch eine Kehrtwende; gewalttätige Gladiatoren machten Platz für ein Amalgam comichafter Sagengestalten und blutige Gefechte wichen jugendfreien Zweikämpfen.

Tournament of Legends erinnert am ehesten an eine Mischung aus Namcos Soul Calibur-Reihe und des Wii-exklusiven Castlevania Judgment. Wie in Ersterem stehen sich zwei Kontrahenten in überschaubaren Arenen gegenüber und schwingen Schwerter, Äxte und Lanzen. Wie in Zweitem wurden Aktionen und Angriffe auf ein Minimum reduziert, um zu gewährleisten, dass Wiimote und Nunchuk unterstützt werden. Erstere erwies sich als sprudelnde Inspirationsquelle, Letzteres nicht; wer Tournament of Legends auch nur wenige Minuten mithilfe der Bewegungssteuerung zu spielen versucht, wird die Controller nur deswegen nicht aus dem Fenster werfen, weil beide Arme von Krämpfen geplagt sind. Der Einfachheit und Fairness halber beschränkt sich dieser Test deshalb auf die Steuerung mittels des Classic Controllers.

Und die funktioniert denkbar einfach; drei Knöpfe sind zuständig für vertikale, horizontale sowie sekundäre Angriffe, ein Weiterer entfesselt mithilfe des Analogsticks Spezialfähigkeiten des jeweiligen Kämpfers und über die Schultertasten wird geblockt, ausgewichen oder gezaubert. Kombos sind möglich, allerdings frei von spielerischem Anspruch; bis zu vier Standardangriffe lassen sich aneinanderreihen, danach gönnt sich der Kämpfer eine kurze Pause. Die simplen Ursprünge der Steuerung bleiben also allgegenwärtig.
Ein wenig Abwechslung in die eher behäbigen Gefechte bringen die Spezialangriffe. Gespeist werden diese von einer in vier Segmente eingeteilten Leiste und fügen dem Gegner auf mannigfaltige Art und Weise hohen Schaden zu. Der Gladiator hetzt einen Löwen auf den Gegner, die Medusa lässt giftige Schlange über die Arena kriechen und Dämonkrieger Akki kann gegnerische Angriffe innerhalb eines kurzen Zeitfenster kontern. Einige dieser Angriffe sind Charakter-spezifisch, andere abhängig von der ausgerüsteten Waffe. Wer im Story Modus einen Gegner gleicher Statur besiegt (wuchtig, robust oder schlank) erbeutet so die Waffe des Gegenübers und kann fortan vor jedem Kampf seinen bevorzugten Lebensdezimierer auswählen. Gleiches gilt für die Zauber, wenn auch hier keine Statur-Begrenzungen exisitieren. Jeder Charakter kann jeden Zauber ausrüsten, sodass man daraus entstehende Effekte wie höhere Angriffskraft oder lähmende Hiebe ganz nach persönlicher Vorliebe auswählen kann.

Doch trotz aller Spezialangriffe und mächtigem Hokuspokus bleibt das viel zu simple Grundgerüst von Tournament of Legends längerfristig gesehen eine Achillesferse. Die Kämpfe bieten kaum Tiefe, sodass nahezu jede Auseinandersetzung gleich verläuft. Die Distanz einzuschätzen wird aufgrund der leicht verschobenen Kamerperspektive teilweise zur Glückssache.
Um diese – sicherlich auch den Entwicklern bekannten – Probleme auszuhebeln, wurden einige Nebenaufgaben in die Kämpfe eingebunden, die das Geschehen jedoch eher ausbremsen denn spannender gestalten. Jeder Kampf ist eingeteilt in drei Akte und mehrere Runden. Wird ein Kämpfer besiegt, endet ein Akt, und sowohl Sieger wie auch Verlierer haben anschließend die Möglichkeit, eine gewisse Portion ihrer Lebensenergier wiederherzustellen. Läuft gar die Zeit während eines Kampfes ab – was eine Seltenheit ist – haben beide Kontrahenten die Möglichkeit, mit kreisenden Bewegungen des Analogsticks ihre Ausrüstung wieder auf Vordermann zu bringen. Dass man letzteres Minispiel auf Knopfdruck überspringen kann, zeugt von der Kenntnis der Entwickler, ein halbgares Feature integriert zu haben.

Ein wenig Licht ins Dunkel bringen Tournament of Legends Arenen – denn im Gegensatz zum eher uninspirierten Charakterdesign erschuf High Voltage Studio zwar nur wenige, dafür aber erstaunlich schöne Kulissen. Im Wald der Zantauren bricht difusses Licht durch das Blätterdach, in der Eiskristallhöhle schlummert ein weißer Drachen zwischen glitzernden Säulen und funkelnden Schätzen und im Hintergrund der Arena aus Atlantis sieht man Fischschwärme vorbeiziehen und hohe Türme zwischen Algen emporragen. Schade jedoch, dass die sogenannten “Gefahren” innerhab der Arenen nur schmückes Beiwerk sind; halten sich beide Kämpfer zu lange an einem gewissen Ort des Levels auf, provozieren sie eines der Ungetüme, die es sich in den einzelnen Gebieten gemütlich gemacht haben. Den Klauen eines gewaltigen Adlers oder dem Eisatem des oben erwähnten Drachen weicht man anschließend in einer kurzen QTE-Sequenz aus – andernfalls droht der Verlust von Lebensenergie.

Abgesehen von den Austragungsorten der Duelle wirkt Tournament of Legends jedoch wenig legendär. Die Zwischensequenzen im Story-Modus nutzen zwar einen sauberen Comiclook, wirken jedoch etwas Fehl am Platze. Die Charaktermodelle schwanken in punkto Qualität recht stark, leiden generell aber unter starkem Kantenflimmern und teilweise fast schon amateurhaften Animationen.
Was die Soundkulisse angeht erwartet einen eine durchwachsene – ausschließlich englische – Synchronisation und eine recht belanglose, im Hintergrund vor sich hin dümpelnde Musikuntermalung. Hier hätte ein verlängertes Studium der Soul Calibur-Spiele sicherlich Wunder bewirkt.

Fazit von
5
Tournament of Legends befindet sich in einer Sackgasse ohne Eingang. Die simple Spielmechanik, das comichafte Auftreten der Kämpfer und das Fehlen von Online-Modi suggeriert, dass man ein Spiel für jüngere Semester vorliegen hat. Dem gegenüber steht jedoch eine Freigabe von 16 Jahren, welche die potenzielle Zielgruppe völlig ausgrenzt. Insofern fällt es schwer, das Spiel irgendjemandem zu empfehlen. Schwächen wie mangelnder Umfang, kaum Spieltiefe, hakelige Steuerung und ereignisloses Gameplay sind auf jeden Fall klare Indizien dafür, dass den Entwickler für die Neuausrichtung einiges an Zeit fehlte. Übrig bleibt ein knapp durchschnittliches Beat’em’Up, das lediglich aufgrund mangelnder Konkurrenz und eines niedrigen Preises für einige Spieler interessant sein könnte.
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