Review

Dreamcast-Review

Sword of the Berserk: Guts’ Rage

veröffentlicht am Sonntag, den 20. September 2009 von Joël Hartmann
Entwickler
Yuke's
Genre
Hack'n'Slay
Erscheinungsdatum
Mai 2000

Neben Record of Loddoss War ist Sword of the Berserk: Guts´ Rage eine weitere Spielumsetzung eines bekannten Mangas, welche erstaunlicherweise den Weg in das PAL Territorium gefunden hat. Das Spiel basiert wie zu erwarten auf dem gleichnamigen japanischen Comic und erzählt eine Geschichte, die chronologisch nach den Geschehnissen der Buchvorlage stattfindet.

Die Ausgangssituation ist aber identisch. Gattsu, von seinen Begleitern einfach nur Guts genannt, zieht nach der Auslöschung seines Clans mit seiner Liebe Casca los, um für letztere ein Heilmittel zu finden. Einst Anführerin einer mächtigen Söldnergruppe namens „Hawks“, ist Casca nun nicht vielmehr als ein hilfloses, zurückgeblieben erscheinendes Mädchen in Gestalt einer erwachsenen Frau. Ihre geistige Debilität und ihr Gedächtnisverlust wurden während eines Massakers ausgelöst, bei dem eine feindliche Übermacht namens „Gods Hand“ die Hawks vollkommen abgeschlachtet hat.

Ihr übernehmt erwartungsgemäß die Rolle von Guts, dessen Markenzeichen das 2 Meter lange Breitschwert auf dem Rücken ist. Dass dieses nicht zur Dekoration auf dem Rücken getragen wird, dürfte dem größten Pazifisten sofort klar sein.
Die Aufgabe des Spielers beschränkt sich nun nicht auf das Erkunden einer weitläufigen Welt und dem Entdecken von geheimen Gebieten, sondern einfach auf das Durchlaufen linearer Levels in denen sich unzählige Gegner tummeln. Hier tritt dann der schicke Zweihänder in Aktion; wahlweise mit Rundumhieben oder „gezielten“ Schlägen gegen einen einzelnen Gegner metzelt ihr euch durch Scharen von Feinden, die bei ihrem Ableben nicht mit dem Versprühen von roter Suppe geizen.

Befindet man sich in engen Räumen, Kellergewölben oder Wendeltreppen, ist der Einsatz der riesigen Schlächterwaffe allerdings nicht zu empfehlen, da Guts in jeder Wand hängen bleibt und keinen Platz zum Ausholen hat. Hier muss auf die Fäuste zurückgegriffen werden oder man erschießt seine Feinde auf Distanz mit Wurfmessern. Alternativ benutzt man einen der Gegenstände, welche nur begrenzt vorrätig sind; die Granaten betäuben starke Gegner und reißen kleinere in Fetzen, während eine Art Explosivpistole gleich sofort auch die starken Feinde eliminiert. Dritter nutzbarer Gegenstand im Bunde ist der Heiltrank, welcher vor allem in Bosskämpfen gute Dienste leisten wird.

Zu diesen nützlichen Utensilien gesellt sich eine spezielle Fähigkeit des Hauptcharakters. Habt ihr über einen längeren Zeitraum gekämpft oder viele Treffer eingesteckt, wird Guts zum Berserker. In diesem zeitlich beschränkten Zustand verletzen gegnerische Angriffe den Helden nicht länger und er schlägt schneller und stärker zu. Dieser „Berserk Mode“ kann den Ausgang vieler Bosskämpfe positiv beeinflussen.

Während der Reise wird dem Spieler schnell klar, dass der Grund für Cascas chronische geistige Abwesenheit nicht etwas das Blutbad war, sondern eine Krankheit, eine Seuche, namens „Mandragora“. Diese befällt Menschen und verwandelt sie in unkontrollierbare Mutationen, allerdings nur unter bestimmten Umständen…Mehr wird hier nicht verraten, denn die Geschichte von Sword of the Berserk ist ein sehr großer Motivationsfaktor, nicht zuletzt aufgrund der gelungenen Inszenierung.

Denn das Spiel fühlt sich an wie ein interaktiver Anime; während die Geschichte in wunderschönen Zwischensequenzen erzählt wird, welche rund die Hälfte das Spielzeit ausmachen dürften, ist die Aufgabe des Spieler lediglich, Gegner zu töten, und das in rauen Mengen. Ein „Stage Clear“ macht euch jedes Mal darauf aufmerksam, dass ihr allen Feinden den Garaus gemacht habt und ihr werdet wieder zur Passivität verdammt und dürft euch eine weitere Zwischensequenz ansehen. Obwohl „Passivität“ nicht gänzlich zutrifft; wie beispielsweise in Shenmue werden die Zwischenszenen gelegentlich mit QTE’s „aufgelockert“.

Was anderen Titeln das Genick brechen würde, ist hier aber ein äußerst gelungenes Stilmittel. Denn Musik, Grafik und Story erschaffen eine derart dichte Atmosphäre, welche man auf eine andere Art und Weise nicht konstant aufrechterhalten könnte.
Das liegt nicht zuletzt an den wirklich faszinierenden Hauptfiguren. Neben Casca begleitet auch ein kleiner Elfe namens Puck den Helden Guts und jede Figur weiß auf seine Art zu begeistern. Während der abgehärtete Guts nur die Fassung verliert, wenn Casca etwas zustößt, steht diese wiederum im krassen Gegensatz zu ihrem Beschützer, weil sie kichernd und lachend durch die Gegend rennt und von Naivität gezeichnet ist. Puck hingegen ist der so genannte Sidekick und entschärft die ernste Handlung mit gelegentlichen Slapstickeinlagen, welche den Spieler nicht selten schmunzeln lassen.

Gesprochen werden alle Charaktere von mehr oder weniger talentierten Sprechern, insgesamt gesehen ist die Synchronisation allerdings in Ordnung. Lediglich Spieler, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, schauen in die Röhre; die PAL Fassung von Sword of the Berserk ist ausschließlich in Englisch, Untertitel gibt es auch keine.
Die Musikuntermalung dürfte aber jeden begeistern. Bereits das Eröffnungslied ist wunderschön und mit einem perfekt abgestimmten, japanischen Gesang unterlegt und verleiht den Zwischensequenzen Hollywoodcharakter.

Auch grafisch kann der Titel rundum begeistern; ob ihr nun durch dunkle Dungeons, brennende Dörfer oder ein Sumpfgebiet wandert, die Gebiete sind allesamt sehr schön. Grafisches Highlight sind allerdings die Charaktermodelle, allen voran Guts, welcher mit einer hohen Polygonanzahl beeindruckt und einer professionell modellierten Rüstung aufwartet.

Kritik üben muss man allerdings auch. So ist beispielsweise das Speichersystem undurchsichtig und äußerst unpraktisch. Es kann zwar jederzeit gespeichert werden, allerdings wird der Fortschritt des jeweiligen Levels nicht gesichert. Will heißen; spielt man etwa eine halbe Stunde oder 40 Minuten - was nicht ausreicht um ein Level zu beenden - und will aufhören, wird man gezwungen, das Level zu beenden oder eben zu speichern und es von vorne zu beginnen.
Kombiniert mit der wirklich sehr kurzen Spieldauer von ca. 4 Stunden ergibt das lediglich 4 Speicherstellen, was äußerst wenig ist. Ja, richtig gehört, nach rund 4 Stunden ist das schön inszenierte Abenteuer bereits vorbei. Man kann allerdings auf einem härteren Schwierigkeitsgrad wieder losziehen, um Bonusinhalte freizuschalten (Infos, Minispiele usw.) allerdings wird das nicht viele Spieler reizen, da man absolut keine spielerischen Freiheiten hat. So wandert das Spiel unter Umständen nach dem Durchspielen ins Regal und wird nur wieder herausgenommen, um es den Kumpels vorzuführen oder es nach einer Weile selbst wieder in einem Nachmittag durchzuspielen.

Fazit von Joël Hartmann
7
Sword of the Berserk ist hervorragend inszeniert, beeindruckt mit einem famosen Soundtrack und wartet mit einer äußerst schicken Grafik auf. Dahinter verstecken muss sich allerdings der Spielablauf; Zwischensequenz – Metzeln – Zwischensequenz – Metzeln kann durchaus manchen Spielern missfallen.
Wer allerdings auf solche Titel steht, findet in Sword of the Berserk einen der besten, wenn auch einen der kürzesten Vertreter dieses Genres. Dreamcast Fans sollten sich das Spiel aber auf jeden Fall ansehen, denn die Kämpfe sind unterhaltsam, die Story spannend und das Drumherum äußerst beeindruckend. Der Nachfolger erschien übrigens nur in Japan und exklusiv für die PS2.
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