Review

Saturn-Review

SEGA Rally

veröffentlicht am Sonntag, den 20. September 2009
Entwickler
AM3
Genre
Arcade-Racing
Erscheinungsdatum
Dezember 1995

Jeder sollte zumindest einmal an Sega Rally in einer Spielhalle vorbei gelaufen sein. Im Idealfall ist man natürlich nicht einfach daran vorbei gegangen, sondern hat auf dem beeindruckenden Rennsessel des imposanten Arcades Platz genommen. Als 1995 der Saturn erschienen ist, war eine Umsetzung nicht mehr fern und so konnte man bald auch zu Hause am heimischen TV die Strecken von Sega Rally unsicher machen. Konzentrieren wollen wir uns hier natürlich auf die Heimversion. Keine Panik, im Gegensatz zu diversen anderen Portierungen auf dem Saturn ist diese Umsetzung durchaus als gelungen zu bezeichnen. Die Polygone und die Sichtweite wurden zwar merklich reduziert, auch PopUps sind deutlich zu sehen, jedoch ist die sehr gute Spielbarkeit erhalten geblieben.

Habt ihr es bis ins Optionsmenü geschafft, könnt ihr dort ein ganz klein wenig an eurem Wagen rumtüfteln, was eigentlich kaum notwendig ist. Habt ihr zudem noch den Schwierigkeitsgrad und die Steuerung eingestellt kann es auch schon losgehen.

Zur Wahl stehen euch neben dem obligatorischen 2 Player Mode noch einen Arcade und einen Time Attack Modus. Im Arcade Modus wählt ihr zwischen Championship und Practice. Im Practice Modus könnt ihr eine Strecke wählen und auf 1 - 3 Runden üben. Bei ersterem wird jede Strecke eine Runde lang gefahren und man sollte am Ende möglichst von der 15. auf die erste Stelle vorangekommen sein. Auch die CPU Fahrer geben auf der Strecke ihr Bestes, somit ist dieser Modus kein reines Zeitfahren. Es darf natürlich auch zu harten Bandagen gegriffen werden. Wer drängeln will, kann dies gerne machen. Die Gegner sind zwar nicht sonderlich intelligent, wissen sich aber zu wehren.

Der Time Attack Mode dient hingegen dazu, eine der 4 Strecken zu wählen und die Zeiten zu verbessern. Ebenso habt ihr hier die Möglichkeit ein "Ghost - Car" zu aktivieren, welches fortan als nicht berührbares Fahrzeug eine Aufnahme eurer Bestzeit darstellt und euch somit verdeutlicht wie gut ihr gerade unterwegs seid, bzw. wie die Bestzeitrunde zu Stande gekommen ist. Ein solcher Ghost war zur damaligen Zeit noch keineswegs üblich und kann durchaus als kleine Revolution gewertet werden. Falls ihr einen Freund zur Hand habt und dieser euch nicht das Wasser reichen kann, besteht zudem die Möglichkeit einen Vorsprung einzustellen, oder einen Boost zu aktivieren, damit der Wagen, der den 2. Platz belegt schneller fährt als normal.

Ja, ihr habt gerade richtig gelesen - Sega Rally bietet nur 4 Strecken! Dies war damals allerdings gar nicht mal so wenig für einen Arcade Racer. Anfangs könnt ihr zwischen Desert, Forest und Mountain wählen, später kommt noch der Lakeside Kurs dazu. Die Strecken sind angeordnet nach Schwierigkeitsgrad [von leicht nach schwer] und fahren sich jeweils unterschiedlich, aber stets fordernd und unterhaltsam. Desert bietet fast nur Geraden und einige einfache, lange Kurven, die vom Kommentator sehr professionell angekündigt werden. Mountain hingegen hat schon einige gemeinere Kurven parat und fordert euch deutlich mehr. Befahren dürft ihr die 4 Strecken mit sage und schreibe 3 Rennwagen. Diese können jeweils mit automatischer oder manueller Schaltung angewählt werden. Der Fuhrpark besteht zunächst aus einem Toyota Celica und dem Lancia Delta Integrale, natürlich im typischen Rally Design. Später könnt ihr noch den Lancia Stratos anwählen und mit diesem ein paar Runden absolvieren.

Ihr werdet euch langsam wundern, wie denn auf 4 Strecken mit mageren 3 Autos großer Spielspaß aufkommen soll. Die Antwort ist ganz einfach: Sega Rally setzt ganz klar auf Qualität, statt Quantität. Realismus wurde nicht gerade groß geschrieben, denn die Boliden beschleunigen beispielsweise von 0 auf 200 in knapp 3 Sekunden. Es ist außerdem nicht möglich, den Wagen umzuwerfen. Was Spaß bereitet ist das lockere Driften und die Jagd nach Bestzeiten. Für einfache Kurven reicht eine mittelmäßige Betätigung des Steuerkreuzes und der Wagen driftet hindurch wie man es sich nicht schöner vorstellen könnte. Auch das Gegenlenken geht einfach von der Hand und es macht einfach nur Spaß. In engeren Kurven, oder gar Kehren muss allerdings schon deutlich mehr mit der Bremse gespielt werden. Wer hier nicht aufpasst, küsst relativ schnell die Bande der Fahrbahn. Dies ist allerdings auch nicht weiter schlimm, denn Schäden tragen die Vehikel natürlich keine davon.

Gefahren wird im Checkpoint Stil, das heißt ihr habt eine gewisse Zeit und müsst innerhalb dieser den nächsten Checkpoint erreichen, wo ihr weitere Sekunden gut geschrieben bekommt - dieses Spiel wiederholt sich bis ihr das Ziel erreicht habt, oder die Zeit auf 0 gesunken ist. Wer also gar nichts kann, der kriegt schon sehr früh den Game Over Screen zu Gesicht, der mit einem coolen "GAME OVER, YEAH!!!" kommentiert wird. Nichtsdestotrotz wird auch der größte Anfänger schon bald warm werden mit der genialen Steuerung. Der Clou ist allerdings, dass auch Profis immer und immer wieder noch irgendwo ein oder zwei Hundertstel herausholen können. Die Langzeitmotivation resultiert einzig und allein aus dem perfekten Fahrverhalten und Geschwindigkeitsgefühl.

Wie bereits erwähnt, kann die Heimversion grafisch nicht ganz mit dem Arcade - Vorbild mithalten, braucht sich jedoch auch nicht zu verstecken. Der eigene Wagen sieht für Saturn Verhältnisse ziemlich detailliert aus, wenn auch die gegnerischen Wagen eher durch geringe Farbanzahl und Detailarmut auffallen. Bis auf das saturntypische Raster anstelle einer transparenten Windschutzscheibe sieht der eigene Wagen dafür um so cooler aus. Auch ansonsten ist die Strecke recht detailliert bebaut, auch wenn alles etwas spät aufgebaut wird.

Zusätzliche Details, wie im Wind wehende Fahnen oder ein Helikopter, der über der Rennstrecke kreist, setzen dem Ganzen noch die Krone auf. Was allerdings viel wichtiger ist, ist die konstante Framerate. Das Spiel läuft stets in soliden 25 FPS, egal was los ist. Dies, gepaart mit dem super Geschwindigkeitsgefühl, macht viel vom Reiz von Sega Rally aus. Auch im Mehrspielermodus bleibt alles gleich flüssig. Die Details wurden da zwar weiter reduziert, allerdings ist die Sichtweite mehr als ausreichend und der Spielspaß garantiert.

Zusätzlich möchte ich die angenehm kurzen Ladezeiten erwähnen. Ihr habt kaum Wartezeiten zu befürchten und dürft euch gleich hinter das Steuer klemmen. Auch die Pal Anpassung ist optimal gelungen. Neben den beschriebenen 25 FPS läuft das Game in Vollbild ab und hat keinerlei störende PAL Balken, soweit das Auge reicht.

Fazit von
9
Brooom!!! Perfektes Arcade Feeling für zu Hause. Wenn der Saturn mit Coins funktionieren würde - ich wäre wohl längst arm heute. Sega Rally ist dermaßen motivierend und gut steuerbar, das es immer und immer wieder eine Freude ist, sich zu verbessern. Wer einen Kumpel bei der Hand hat, kann sich zudem tolle Duelle liefern, die aufgrund von Boost + Vorsprung auch für ungleiche Paare spannend sein dürften. Für mich persönlich ist Sega Rally wohl das beste Saturn Rennspiel,welches bis heute zu haben ist. Wer auf unkompliziertes Arcadefeeling steht und für sein Leben gern um Kurven driftet, der soll zuschlagen. Auch Menschen, die ansonsten eher abgeneigt gegenüber Rennspielen sind, sollten zumindest ein Probespielchen wagen, sowas geniales gabs wirklich selten.
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