Review

Mega Drive-Review

Rocket Knight Adventures

veröffentlicht am Sonntag, den 20. September 2009 von Christian Sumpf
Entwickler
Konami
Genre
Jump'n'Run
Erscheinungsdatum
September 1993

Konami galt in der 16-Bit Ära als eine der Größen im Videospielegeschäft. Stand der Name doch für krachende Action, ausgefeiltes Gameplay und technische Höchstleistungen. Namen wie Gradius, Contra und Castlevania gingen in die Videospielegeschichte ein. Die ganze Sache hatte nur einen Haken. Diese Perlen gab es nur auf dem Super Nintendo. SEGA-Jünger konnten nur neidisch auf solche Action-Kracher blicken. Erst als die 16-Bit Konsolen ihren Zenit erreicht und vielleicht schon überschritten hatten, besann man sich bei Konami das es doch auch den Mega Drive/Genesis gab und mit Sicherheit hier auch noch die eine oder andere Mark zu machen ist. Wurden anfänglich mehr oder weniger bekannte SNES-Spiele, wie Tiny Toon und Ninja Turtles umgesetzt, bekamen die SEGA-Jünger 1993 einen neuen und anfänglich sogar exclusiven Helden spendiert. Sparkster war geboren und mit ihm das Spiel Rocket Knight Adventures!

Die Story ist wie in 16-Bit Zeiten üblich schnell erzählt. Sparkster (lt. Anleitung ein Oposum!) lebt im beschaulichen Königreich Zebulos und gilt als der heldenhafteste Raketen Ritter überhaubt. Eines Tages überfällt eine bösartige Schweinearmee das Land und entführt die Prinzessin des Königreiches. Sparkster macht sich natürlich los um die Schweine (das ist jetzt kein Schimpfwort, es sind wirklich welche!) zu vertreiben und die liebreizende Prinzessin zu befreien.
Hach, was waren damals noch Videospiele einfach...

Das Spielprinzip: RKA ist ein klassisches 2D Plattformspiel. Ihr steuert euren Helden von links nach rechts. Mit dem A-Button wird gesprungen, mit B greift ihr Gegner via Schwert an, wobei das Schwert auch eine Art Feuerball wirft um entfernte Gegner zu treffen. Haltet ihr die Angriffstaste gedrückt, lädt sich Sparksters Raketenrucksack auf und ihr könnt, je nach dem in welche Richtung ihr die Richtungstaste drückt, wie eine Rakete abheben um hoch gelegene Stellen zu erreichen oder um euch damit über Klippen und unüberwindliche Berge zu katapultieren. Haltet ihr die Richtungstaste nach rechts oder links gedrückt startet Sparkster einen Spezialangriff und rast mit Höchstgeschwindigkeit und gezückten Säbel durch jeden Gegner der sich ihm in den Weg stellt. Drückt ihr keine Richtungstaste vollführt Sparkster einen Rundumschlag. An höhergelegenen Ästen und ähnliches hält sich euer Held ganz wie ein Klammeraffe mit seinem Schwanz fest. Mit dem Raketensprung könnt ihr euch noch von Wänden abstoßen um verwinkelte Passagen zu erreichen. Die einfache aber effektive Steuerung ist in jedem Fall äußerst präzise und schon nach wenigen Minuten habt ihr sie vollständig verinnerlicht.

Neben den Plattformtypischen Sprungpassagen ist hier "Äktschen" angesagt. Ständig und von allen Seiten jagen Horden von Gegner auf euch zu und ihr habt alle Hände voll zu tun um die Schweine aus ihrer Rüstung zu stoßen. Habt ihr einen Abschnitt im Level gesäubert zeigt ein kleiner roter Pfeil an das ihr weiter könnt. Neben dem Bekämpfen von Schweinehorden erwarten euch noch im Verlauf weiter verschiedenste Aufgaben. So müsst ihr nebenbei einer Lavaflut entkommen, wie seinerzeit Indie auf einer Lore fahren oder ganz nach Gradiusmanier Fluglevels bestehen. Als Höhepunkt besteigt ihr noch einen riesigen Roboter und schlagt euch mit diesem dann durch.

Die einzelnen Levels sind in mehrere Bereiche unterteilt, oft erwarten euch Zwischenbosse um euch auf besonders fiese Levelbosse einzustimmen. Wird Sparkster getroffen verliert er eines seiner Herzen, diese kann er mit überall rumliegendem Obst wieder herstellen. Gelegentlich findet man auch ein seltenes Extraleben. Hat Sparkster alle Leben verspielt hilft nur noch ein Continue. Sind diese ebenfalls verbraucht heist es wie damals so oft üblich, Neustart. Eine Möglichkeit zum Abspeichern gibt es nicht, ein Passwortsystem wird ebenfalls nicht geboten. Eigenartig dass es damals Standard war, ein Spiel auf einen Rutsch durch zuspielen und unsereins trotzdem Spaß hat(te). Im spartanischen Optionsmenü könnt ihr den Schwierigkeitsgrad anwählen und euch die musikalische Untermalung anhören.

Die Technik: Konami galt damals als Garant für technische Meisterleistungen. Und nicht anders sieht es bei RKA aus. Absolut detailierte Bitmapgraphiken erfreuen das Auge. Stimmungsvolle Landschaften, dunkle Höhlen oder unter Rauchschwaden liegende fantastische Industriekomplexe, größtenteils animiert, wechseln einander ab. Manchmal hat man den Eindruck als könnte der MD mehr als „nur“ 256 Farben gleichzeitig darstellen. Dazu wird ein Mehrfach-Paralax-Scrolling geboten, welches höchstens noch die Sonicspiele toppen. Aber auch das Gegnerdesign kann sich sehen lassen. Schweine in Rüstungen, an Luftballons oder in SW-typischen Walkers mit teilweise äußert lustigen Animationen tummeln sich auf dem Screen. Das die Entwickler Spaß hatten merkt man spätestens daran, wenn man so ein Schwein aus seiner Rüstung stößt. Nur noch in Unterhosen rennt es davon. Auch gibt es die eine oder andere Anspielung auf Klassiker der Ballerspiele. Wer sich dort etwas auskennt, wird bei manch einem Levelboss einen Aha-Effekt erleben. Die musikalische Untermalung kann man fast durchweg als gelungen Ansehen. Für jeden Bereich gibt es perfekt abgestimmte Stücke, welche niemals nerven.
Und bei all der Äktschen zeigt der olle MD niemals ein Zeichen der Schwäche. Schon beachtlich was Konami aus der Kiste alles rausholte!

Eigentlich gibt es zu diesem Action-Kracher nicht mehr viel zu sagen. Doch halt, eins noch. Und das wäre der Schwierigkeitsgrad. Ab der zweiten Hälfte des Spiels geht er dermaßen in die Höhe das es nicht mehr feierlich ist. Hier ist nur noch stures Auswendig lernen der Gegnerformationen der Schlüssel zum Erfolg. Auf der „normal“-Stufe auf Anhieb, ohne Vorkentnisse den ersten Level zu schaffen ist schon fast unmöglich. Hinzu kommt das Heilgegenstände für meine Begriffe etwas zu willkürlich platziert wurden. In manchen Bereichen findet man fast nichts und wird von Gegnern überrannt, anderswo dann kann man mit Äpfeln eine halbe Kompanie versorgen.

Man muß aber sagen das das Spiel ansonsten kaum unfaire Stellen hat, so hart es am Anfang auch aussehen mag, irgendwo gibt es immer ein Schlupfloch. Hier hilft dann nur noch das Try and Error Prinzip. Aber muß man nicht fairerweise eingestehen, das die Spiele damals so numal aussahen? Lag da nicht der Reiz drin, stundenlang Gegnerformationen auswendig zu lernen, eine Stelle wieder und wieder zu probieren bis man den günstigsten Weg gefunden hat? Genau diesen Reiz hat auch Rocket Knights Adventure. Wie sagte ich eingangs, was waren die Videospiele damals noch einfach... einfach schön. Bleibt noch zu erwähnen, das Konami Sparkster als Maskotchen behielt.

Fazit von Christian Sumpf
8
Die Gebete der Mega Drive Jünger wurden erhört. Endlich hatten sie ihren lang ersehnten Action-Helden aus dem Hause Konami. Dass Konami gleichzeitig noch für damalige Verhältnisse ein spielerisches wie graphisches Feuerwerk ablieferte hatten zwar viele erhofft, aber so richtig dran geglaubt, hat wahrscheinlich niemand. Einzig das Konami mit dem Schwierigkeitsgrad gleich so in die Vollen ging, trübte das ansonsten fast perfekte Erscheinungbild. So bleibt ein technischer Ausnahmetitel mit abwechslungsreichen Leveln und akurater Spielbarkeit, der sein Potential fast an den hohen Schwierigkeitsgrad verschenkt hätte... aber nur fast.
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