Review

Nintendo Wii-Review

Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: London 2012

veröffentlicht am Samstag, den 07. Januar 2012
Entwickler
SEGA
Genre
Sport
Erscheinungsdatum
18. November 2011

Vier Jahre ist es her, seitdem SEGAs Rennigel und Nintendos Superklempner samt Freundeschar Seite an Seite in das Olympiastadion von Peking eingelaufen sind. Was damals spannend und neu war, wurde inzwischen zur Gewohnheit: Die einstigen Erzrivalen traten auch gemeinsam in Nintendos Wii-Prügler Super Smash Bros. Brawl auf und haben bereits die Winterolympiade von Vancouver hinter sich. Kann Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: London 2012 auch ohne den längst verflogenen Sensations-Bonus begeistern?

Im Vergleich zum Serien-Erstling fällt die große Menge der von Anfang an spielbaren Disziplinen auf. Denn wie auch schon bei der letzten Winterolympiade stehen bei Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: London 2012 sämtliche 31 Sportarten von Anfang an zur Verfügung. Darunter tummeln sich auch 10 sogenannte Traumdisziplinen, die ihr ebenfalls nicht erst freischalten müsst – Disc in die Wii und sofort losgelegt.

Für schnelle Mehrspieler-Partien lässt der Titel keine Wünsche offen: Einerseits sind sämtliche Disziplinen mit lediglich der Wiimote spielbar – Nunchucks müssen nicht extra für jeden Spieler angeschafft werden. Andererseits entfällt durch die sofort verfügbaren Sportarten das lästige „Vorspielen“ für den nächsten Wii-Abend mit Freunden. Einzelspielern wird dadurch allerdings viel Ansporn genommen. So werden bei manch einem viele Disziplinen unberührt und damit einige spielerische Juwelen unentdeckt bleiben. Die "Rhythmische Sportgymnastik mit dem Band" beispielsweise wird vermutlich schon allein wegen dem einschläfernd klingenden Namen von den wenigsten Durchschnittsspielern ausprobiert werden, jedoch verbirgt sich dahinter eine unterhaltsame Disziplin, die viel Taktgefühl erfordert.

Immerhin haben Perfektionisten und beinharte Fans der beiden Spielereihen gute Gründe, Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: London 2012 bis zum Letzten auszukosten: Sind die über 60 "Herausforderungen", ähnlich den Achievements bei Xbox 360- oder Trophäen bei Playstation 3-Spielen, gemeistert, beherrscht man wohl sämtliche Sportarten im Schlaf und kennt jeden Winkel des Spiels auswendig. Dabei erhält man jedes einzelne Mal, wenn man eine Disziplin absolviert, eine Rubbelkarte. Mit etwas Glück können damit sowohl neue, ausgefallene Kleidungsstücke für den eigenen Mii oder Musikstücke aus zahlreichen Mario- und Sonic-Spielen gewonnen werden. Mit ihnen lässt sich jede einzelne Disziplin mit einem individuellen Soundtrack unterlegen – so motiviert etwa "City Escape" aus Sonic Adventure 2 beim 100-Meter-Lauf oder das Main-Theme aus Super Mario World unterhält beim Trampolin-Springen.

Ihr tretet wahlweise mit eurem eigenen, durch freigeschaltete Kleidungsstücke verbesserten Mii oder mit einem der 20 frei verfügbaren Charaktere bei den Disziplinen an. Jeder, der Rang und Namen in den Welten von Mario und Sonic hat, ist dabei – neben den beiden Videospielikonen geben sich etwa unter Anderem Bowser, Dr. Eggman, Knuckles, Luigi, Tails, Amy und Peach die Ehre. Jeder hat natürlich seine ganz speziellen Stärken und Schwächen, sodass oft schon die Wahl der richtigen Spielfigur über Sieg oder Niederlage in einer Disziplin entscheiden kann. Zu Misserfolg führen leider auch des Öfteren unzureichende Erklärungen zur Steuerung vor Beginn der Disziplinen. So versteht man alle Schritte manchmal erst beim dritten Versuch oder nach Hilfestellung von erfahrenen Spielern. Überaus positiv fallen dabei jedoch die detailverliebten Eigenschaften der Charaktere sowie deren Animationen während ihrer sportlichen Verausgabung auf: Der wasserscheue Sonic beispielsweise steigt beim Wassersport nicht ohne seine Schwimmweste ins Becken und Tails macht sich für hohe Sprünge seinen Doppelschweif zunutze.

Neben den Einzelmatches führt das spärlich bestückte Hauptmenü von Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: London 2012 zu einem weiteren Spielmodus: die London-Party. So richtig Partystimmung will dort allerdings nicht aufkommen. Ihr blickt aus der Vogelperspektive auf London, wo sich vier Spielfiguren tummeln, die allesamt nach Belieben von menschlichen Spielern gesteuert werden können. Vorbei an berühmten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt Englands nehmt ihr Jagd auf den Shy Guy (bekannt aus der Mario-Reihe) oder sammelt in bester Pac-Man Manier möglichst viele Münzen. Ihr stoßt auf mehrere Auftraggeber, die euch zum Quiz mit kniffligen Fragen rund um die Olympischen Spiele, einer Runde Glücksrad, allen möglichen Disziplinen oder weiteren Kurz-Events einladen – alles nur, um möglichst als Sieger hervorzugehen, dadurch Sticker zu gewinnen und damit als erster das Sammelalbum zu komplettieren. Dann ist die London-Party gewonnen und jeder Teilnehmer genervt, denn so spaßig und abwechslungsreich die Minispiele auch sind, so langatmig und ermüdend ist das Drumherum: Ständiges Weiterdrücken zwischen ellenlangen und unnötigen Textpassagen zum misslungenen Spannungsaufbau und ständig die selben Erklärungen zerstören den Spielfluss.

Fazit von
7
Auch in London unterhalten Mario & Sonic wieder ordentlich. Vor allem für spontane Mehrspieler-Partien ist der Titel bestens geeignet – wenn denn ein erfahrener Spieler mit auf dem Sofa sitzt, der die Feinheiten einzelner Disziplinen beherrscht und mit seinen Mitstreitern teilt; sonst können durchaus öfters mal unkontrollierte und ergebnislose Wiimote-Fuchteleien entstehen. Vom Reiz der Zusammenkunft beider Erzrivalen spürt man heute zwar nichts mehr, das unterstreicht jedoch umso mehr, dass es sich bei Mario & Sonic auch spielerisch um einen anständigen Titel handelt. Für einen nicht unwahrscheinlichen weiteren Teil der Serie wünsche ich mir nur noch einen Modus, bei dem alle Disziplinen durchlaufen werden und die Möglichkeit, den noch immer übermotivierten Stadionsprecher stummschalten zu können.
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