Review

Mega Drive-Review

Landstalker

veröffentlicht am Sonntag, den 20. September 2009
Entwickler
Climax Entertainment
Genre
Action-RPG
Erscheinungsdatum
Dezember 1992

Als für das SNES Zelda A Link to Past erschien, steckte SEGA ziemlich in der Klemme. Etwas ähnliches gab´s auf dem MD noch nicht. Also beauftragte man flux Climax(u.a. Shining Force) ein Spiel zu erschaffen, welches Zelda nicht nur ebenbürtig sein sollte, sondern es in jeder Beziehung in den Schatten stellen sollte. Landstalker war geboren. Als die ersten News von Landstalker publik wurden, wurde es sofort als Zeldaklon abgestempelt. Zu unrecht...

Die Story: In Landstalker übernehmt ihr die Rolle von Nils, einem spitzohrigen, jugendlichen Schatzsucher, welcher mit Rucksack und Breitschwert bewaffnet durch die Lande zieht um Schätze zu heben und unermesslich reich zu werden. Nachdem ihr einen Auftrag für eine sehr zwielichtige Gestalt erledigt habt, stolpert ihr (oder besser sie stolpert über euch) über eine kleine Elfe namens Flora, welche von der räuberischen Walli verfolgt wird. Flora bittet euch um Hilfe. Im Gegenzug bietet sie euch an, euch zu den Schätzen des König Nolo zu bringen.

Natürlich sind die Schätze von König Nolo Legende und höchstes Ziel eines jeden ehrenwerten Schatzsuchers und somit willigt ihr ein. Ihr rettet also Flora, welche meiner Meinung nach aber mit ihrem Mundwerk jeden Gegner auch in die Flucht gequatscht hätte und mietet euch ein Adlertaxi. Damit fliegt ihr zusammen auf eine entlegene Insel, auf der Flora nach der geheimnisvolle Schatz versteckt sein soll. Allerdings reicht das Geld nur für den Hinflug, aber bei solch einem Schatz vor Augen. Was soll da schon passieren?
Und genau das passiert. Ein falscher Tritt und plötzlich wacht ihr in einem kleinen Dorf auf, was von seltsamen Pelzwesen bewohnt wird. Und euer Abenteuer beginnt...

Das Spielprinzip: Landstalker ist ein waschechtes Action-Adventure. Ihr wandert mit Flora durch die Welt, immer auf der Suche nach neuen Hinweisen zu dem legendären Schatz. In den meisten Orten müsst ihr irgendwelche Subquest erfüllen um neue Tips zu erhalten oder um nützliche Gegenstände zu bekommen, die das Weiterkommen erst ermöglichen. So müsst ihr z.B. Dorfbewohner retten die einer seltsamen Sekte zum Opfer gefallen sind. Oder einen alten Baum, welcher von Parasiten befallen ist, helfen.

Als Belohnung gibt es Herzen welche eure Lebensenergie erhöht, Ausrüstungsgegenstände wie Krafthandschuhe, Feuerstiefel, magische Ringe oder stärkere Schwerter. Flora gibt euch hier und da nützliche Hinweise oder hilft aus heiklen Situationen und hat ansonsten ein ziemlich lockeres Mundwerk. Die begehrten Herzen kann man auch in jedem Laden einmal (und wirklich nur einmal!) kaufen, was natürlich eine Stange Geld kostet. Trotzdem eine lohnenswerte Investition. Genauso wie das Eke-Eke, ein wundersames Kraut das euch verlorengegangen Lebensenergie zurück bringt. Heilen und speichern kann man in jeder ortsüblichen Kirche, hier kann man auch nützliche Tips zum Spiel lesen. Gekämpft wird mit dem Schwert, womit ihr mehrere Angriffsarten ausführen könnt. Besiegt ihr einen Gegner hinterlassen sie Geld und gelegentlich auch ein Heilkraut.

In den teils riesigen, labyrintartigen Dungeons erwarten euch neben Monstern auch teilweise haarsträubene Schiebe,-Schalter, Schlüssel-Rätsel in bester Adventuremanier. Und noch etwas erwartet euch auf eurer Suche. Nils kann nicht nur schieben, schleppen und schlagen, er kann auch springen. Durch die Iso-3D-Perspektive ergeben sich dadurch ganz neue Möglichkeiten von waghalsigen und perfekt getimten Sprungeinlagen. Gerade diese sind zwar stellenweise dermaßen lausig schwer, aber niemals unfair. So bewegt ihr euch immer weiter auf der Insel vorwärts um irgendwann vielleicht den Schatz des König Nolo zu finden...

Die Technik: Landstalker benutzt wie bereits angesprochen eine Iso-3D-Perspektive, dieses ermöglicht gerade im Spieldesign ganz neue Möglichkeiten. Bewegungen in alle Himmelsrichtungen sind genauso möglich, wie ein hoch und runter. Allerdings lag da auch der entscheidene Schwachpunkt. Durch die Iso-perspektive steuert man Nils diagonal durch die Welt und genauso musste man auch das Steuerkreuz am Pad drücken. Wollte man nach oben musste man links-oben drücken. Da das alte MD-Pad aber nur 4 Richtungen kannte (oben, unten, rechts, links) musste man sozusagen oben und links gleichzeitig drücken. Dies stellte den Spieler gerade am Anfang auf eine harte Geduldsprobe, besonders bei den Sprungpassagen. Allerdings gewöhnt man sich mit einiger Übung an die ungewöhnliche Steuerung und auch härteste Sprungpassagen gehen locker von der Hand. Und da das Design der Dungeons so genial und clever durchdacht ist, sieht man eigentlich großzügig über gelegentliche Fehlsprünge hinweg.

Über jeden Zweifel erhaben ist allerdings die Grafik. Für damalige Verhältnisse unglaublich detailiert und stimmungsvoll gezeichnet, gepaart mit dem 3-D Effekt, verwies Landstalker alle anderen auf die hinteren Plätze. Hinzu kommt ein Soundtrack der sich jeder Situation perfekt anpasste und nie nervt. Einzig die Soundeffekte kommen über das übliche Mittelmaß nicht hinaus, wirken aber auch nicht störend.

Was noch: Landstalker hat es leider nie über den Status des Geheimfavoriten geschafft. Dafür bietet Landstalker soviel mehr. Dungeons die diesen Namen auch verdienen. Rätsel ohne Ende in allen möglichen und unmöglichen Variationen. Geschicklichkeitseinlagen erster Güte, die einem zwar manchmal an den Rand der Verzweiflung treiben, aber nur so lange um es gleich noch mal zu versuchen. Eine riesige Insel, in die man mindst. 50h investieren muß. Eine Story die durch ständig wechselnde Subquest wirklich spannend bleibt. Aber vor allem bietet Landstalker einen der liebenswertesten Charaktere der Videospielegeschichte.

Das alles zusammen macht Landstalker für mich zum Referenztitel der 16-Bit-Ära im Action-Adventure-Bereich. Bleibt noch zu erwähnen, das die US-Version seltsamerweise ein anderes Ende hat als die PAL-Version. Warum dies so ist weis wahrscheinlich nicht einmal SEGA. Und nochwas am Rande: Eine gewiefte Firma brachte speziell für Landstalker ein Spezialpad heraus, mit dem die Steuerung besser von der Hand gehen soll. Das Spiel ist komplett in Deutsch, die Übersetzung kann man als gelungen ansehen.

Fazit von
9
Wer sich ersteinmal mit der eigenartigen Steuerung vertraut gemacht hat, dem eröffnet sich eine der faszinierensten Spielewelten der 16-Bit-Ära. Eine perfekt durchdachte Spielewelt, massig Rätsel, fordende Geschicklichkeitspassagen, eine spannende Story, super Grafik, grandios gezeichneter Hauptcharakter... Da kann selbst die eigenartige Steuerung Zelda ALtP nicht davor retten den Referenztron im 16-Bit Sektor abzugeben.
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