Review

Playstation Portable-Review

Full Auto 2: Battlelines

veröffentlicht am Mittwoch, den 23. September 2009
Entwickler
Pseudo Interactive
Genre
Action-Racing
Erscheinungsdatum
30. März 2007

Kurz nach dem XBox360 Launch erschien Full Auto, die Action-Raserei mit Schrottpotenzial. Das Spielprinzip, ein Mix aus Burnout und Twisted Metal garniert mit einer Priese Prince of Persia – die Zeit ließ sich zurückdrehen, um Crashes zu vermeiden – sorgte schnell für eine treue Fangemeinde, der große, finanzielle Erfolg blieb aber aus.
Scheinbar gab man der Konsole die Schuld, denn der Nachfolger erschien exklusiv auf Sony-Hardware. Ob die PSP Umsetzung die einstigen Fans erneut begeistern kann oder ob das Spiel sie erschauern lässt, lest ihr hier.

RTG? MSO? SAGE?

Was nun folgt, muss jeder Videospieler gelesen haben, denn die Entwickler haben keine Kosten und Mühen gescheut, um das Spielprinzip nachvollziehbar zu erklären.

Bedingt durch nicht näher erklärte Naturkatastrophen wurde die Menschheit in ihrer Zahl enorm dezimiert. Um diesem apokalyptischen Szenario zu entrinnen, beschloss die NSA, in Zusammenarbeit mit SecWare Industries, einen lernfähigen Supercomputer zu erschaffen, der die Menschheit mit seinen Wetterbeobachtungen unterstützen sollte. Da Sega schon vergeben war, nutzen die Jungs ein Anagramm und nannten das Gerät Sage.
Sage war ein voller Erfolg; jede Naturkatastrophe wurde von ihr/ihm eingedämmt und die Menschheit konnte wieder ein friedliches Dasein fristen. Doch der Friede währte nicht lange; schon bald erkannten die Wissenschaftler, dass Sage ihre Kenntnisse mittlerweile um ein Vielfaches übertraf. Die Menschheit lebte also nicht mehr mit Sage, sondern wegen Sage.

Das missfiel einer Reihe von Leuten, und so wurde die MSO (Master/Slave Organisation) ins Leben gerufen, die, ohne einen konkreten Plan, einfach mal rebellieren wollte.
Doch dieser Plan sollte schon bald entstehen. Um Sage zu bezwingen, begann die MSO, ihre Autos mit Waffen auszustatten, und damit RTGs (Rennen mit tödlicher Geschwindigkeit) abzuhalten. Durch das dadurch entstehende Chaos würden Sages Schaltkreise maßgeblich gestört werden und der Supercomputer müsste über kurz oder lang die weiße Fahne hissen.
Einer dieser RTG-Piloten ist der Spieler, und auf seinen Schultern ruht die Last der gesamten Menschheit.

Dieses vor Dramatik und Epik triefende, narrative Meisterwerk soll den Spieler ab der ersten Minute in seinen Bann ziehen und ihn auf das nachfolgende Spielerlebnis vorbereiten. Oder aber ihn ob dieser hanebüchenen Hintergrundgeschichte zutiefst belustigt ins Hauptmenü werfen. So oder so; der Preis für die schwachsinnigste Hintergrundgeschichte in einem Rennspiel haben die Entwickler souverän gewonnen.

Target destroyed

Hauptmodus ist die Karriere. Hier pendelt man zwischen unterschiedlichen Stadtgebieten hin und her und versucht sich an unzähligen Verschrottungsorgien. Die Aufgabenstellungen in den Rennen sind erstaunlich vielfältig; so muss man manchmal eine bestimmte Anzahl an Gegnern zerstören, ein andermal müssen unschuldige Verkehrsteilnehmer dran glauben oder aber man muss, ganz klassisch, auf dem Siegertreppchen landen. Letztere sind allerdings viel zu selten und man ist häufiger damit beschäftigt, die Umgebung zu massakrieren statt sich auf die Rennen zu konzentrieren.

Vor jedem Rennen wählt man einen von zahlreichen Boliden, die sich mit fortschreitender Spieldauer freischalten lassen und unterschiedliche Attribute aufweisen. So sind einige sehr robust, aber eher schwerfällig, andere haben eine bessere Straßenhaftung, geben aber schon nach wenigen Treffern den Geist auf. Hat man den fahrbaren Untersatz festgelegt, montiert man unterschiedliche Bleispritzen ans Gefährt. Drei Arten stehen zur Auswahl – Front-, Seite- und Heckwaffe – zwei davon darf man sich ans Chassis schrauben.
Was sich taktisch anhört, führt schlussendlich aber zum immer gleichen Ergebnis; im Stakkato trommelt man auf den Primärfeuerbutton und lässt ab und zu die Sekundärwaffe glühen, unbegrenzt Munition sei Dank.
Sinn der Geschütze ist allerdings nicht bloß, den Gegnern ordentlich einzuheizen. Gelegentlich verfärbt sich das Fadenkreuz. Drückt man in solchen Momenten auf Dreieck, visiert das Spiel bestimmte Bauwerke wie beispielsweise über die Strecke verlaufende Brücken an. Feuert man nun aus allen Rohren auf das Ziel, zerfällt es und begräbt im Idealfall das restliche Teilnehmerfeld unter sich. Wieder ein Feature, das sich spaßig anhört, in der Praxis aber aufgrund eines sehr kleinen Zeitfensters zwischen Fadenkreuzverfärbung und Anvisieren zur Glückssache verkommt.

Wie auch die Next-Gen Brüder kann das Hosentaschen Full Auto bei misslungenen Fahrmanövern die Zeit bis zu einem gewissen Grad zurückspulen. Rutscht man beispielsweise in die Streckenbegrenzung und zerformt den fahrbaren Untersatz zu einem unerkennbaren Etwas, so genügt ein Druck auf das Steuerkreuz und die Zeit dreht sich einige Sekunden zurück und man kann die Kurve erneut angehen.

Solche Unfälle passieren leider viel zu häufig und leider handelt es sich selten um menschliches Versagen. Denn Full Auto kommt mit einer Steuerung daher, die den Herrn der Hölle erfrösteln lassen würde. Minimale Stickbewegungen führen zu übersensiblen Richtungswechseln, drückt man bei engen Kurven den Analognubbel gänzlich zur Seite schlittert das Auto – unabhängig vom Steuerungs-Attribut – unkontrollierbar und ohne jede nachvollziehbare Fahrphysik durch die fiktiven Straßengassen.
Kombiniert mit dem sehr hohen Schwierigkeitsgrad, der bereits nach einigen Rennen erheblich ansteigt, verkommt Full Auto zu einem wahrhaftig frustigen Spielerlebnis.

Sage schützt nicht vor Technikkatastrophen

Actionreiche Rennen, voll gepackt mit Spezialeffekten, Explosionen und im Sonnenlicht schimmernden Autos – so würde sich eine Beschreibung zu den großen Full Auto Fassungen anhören.

Auf der PSP ist die Technik des gewollten Action Spektakels leider unterdurchschnittlich. Alle Strecken sehen nahezu gleich aus, was bei einem apokalyptischen Szenario zwar verschmerzbar wäre, hier allerdings an schwach texturierten Gebäuden, langweiligen Hintergründen und eckigen Strecken liegt. Die Rennboliden bestehen aus erschreckend wenigen Polygonen, leider unter Aliasing und erinnern kurz gesagt an PSone Zeiten.
Wer jetzt denkt, schlimmer kann’s nicht mehr werden, wirft einfach einen Blick auf das aktuelle Spielgeschehen. Denn zu diesen visuellen Defiziten gesellt sich eine Framerate, die äußerst instabil ist und je nach Laune einbricht oder Ruckler hervorruft.

Im Gegensatz zur Grafik kann die Sounduntermalung allerdings vollends überzeugen. Die Schuss- und Explosionsgeräusche wirken sogar durch die eingebauten Lautsprecher mächtig und der rockige Soundtrack kann mit bekannten Künstlern wie Megadeth und Wolfmother aufwarten.

Fazit von
3
Full Auto war ein nettes Spiel. Full Auto 2 allerdings – zumindest auf Sonys Kleinstem – ist eine mittelschwere Katastrophe und gesellt sich, als erstes Sega Spiel überhaupt, in die Riege der gänzlich misslungenen PSP-Portierungen. Die Technik ist schwach, die Steuerung unnachvollziehbar, die Ladezeiten nicht zumutbar und der Schwierigkeitsgrad eine Frechheit. Wer Full Auto spielen will, sollte also zum PS3 Pendant greifen oder den Vorgänger wieder aus dem Regal nehmen. Und wer ein gutes Rennspiel für seine PSP sucht, sollte sich stattdessen das exzellente Sega Rally ansehen.
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