Review
Nintendo Wii-Review
Alien Syndrome
Entwickler Totally Games |
Genre Action-RPG |
Erscheinungsdatum 07. September 2007 |
SEGAs Alien Syndrome hat seine Wurzeln in der Spielhalle. Bereits 1987 musste der Spieler die Besatzung von insgesamt sieben Weltraumstationen in ferner Zukunft vor den Angriffen Außerirdischer retten und das namengebende Syndrom in die Wüste schicken, um die Menschheit vor dem Aussterben zu bewahren. Denn kommen Lebewesen oder auch Maschinen in Berührung damit, bedeutet dies die Mutation zu den feindseligen Bestien. Das Science-Fiction-Abenteuer wurde später auch auf zahlreiche Heimkonsolen und -computer portiert – unter Anderem auch auf’s Master System und den Game Gear.
Seit den damaligen Vorfällen sind nun mehrere hundert Jährchen vergangen, die damaligen Protagonisten Ricky und Mary sind schon lange tot und das Alien Syndrome schlägt zurück. Als Earth Command Lieutenant Aileen Harding liegt es jetzt an euch, das Schlimmste zu verhindern. Herzlich Willkommen zum zwanzigsten Jubiläum des Arcade-Originals!
Bevor ihr euch aber durch die außerirdischen Gegnerscharen dreschen könnt, müsst ihr eine Klasse für eure Heldin festlegen. Zur Auswahl stehen der Abbruchexperte, die Feuerwanze, der Froschmann, der Panzerfahrer sowie der Scharfschütze. Eure Entscheidung bestimmt, mit welcher Anfangswaffe ihr ausgestattet seid und wie viele Punkte zu Beginn in den vier Grundeigenschaften Stärke, Geschick, Präzision und Ausdauer vergeben sind. So startet die Feuerwanze beispielsweise mit einem Flammenwerfer im Inventar sowie mehr Ausdauerpunkten als der Panzerfahrer, der durch äußerst viel Stärke jedoch bestens für Nahkampfwaffen wie dem Verwüster geeignet ist.
Auf wen eure Wahl anfänglich fällt ist allerdings wenig von Bedeutung, da sämtliche Fähigkeiten im späteren Verlauf individuell aufgelevelt werden und somit auch beispielsweise Scharfschützen in den Genuss des Flammenwerfers kommen können.
Nach einem sehr kurzen Intro findet ihr euch anschließend auf dem ganz und gar nicht einladend aussehenden Raumschiff Kronos wieder und sollt herausfinden, warum dieses seit geraumer Zeit keine Signale mehr sendet. Von der Außenseite aus strahlte euch schon grün-gelber Schleim entgegen und auch innen sieht’s keinen Deut besser aus. Na das kann ja heiter werden...
Während euren ersten Spielminuten findet ihr immer wieder Fragezeichen, die von erfahrenen Spielern ruhigen Gewissens ignoriert werden können, von Neulingen jedoch aktiviert werden sollten um die Grundlagen in Alien Syndrome zu erlernen. Die Entwickler waren so freundlich, das erste Gebiet frei von Außerirdischen zu halten – durchquert ihr aber das erste Tor, kriechen bereits die ersten bösartigen Kreaturen um die Ecke. Haltet ihr eine Schuss- oder Feuerwaffe in den Händen, stellt sich das Erledigen der ungebetenen Gäste als unkompliziert und innovativ heraus: mit der Wiimote wird ganz einfach auf den zu bekämpfenden Mutanten gezeigt und abgefeuert – perfekt! Da ihr euch währenddessen mit dem Analog-Stick des Nunchuck frei bewegen könnt, ist es auch möglich die Gegner elegant zu umkreisen und ohne selbst allzu viel Schaden zu nehmen ins Jenseits zu befördern. Ausgestattet mit einer Nahkampfwaffe sieht die Geschichte schon ganz anders aus. Während ihr mit der B-Taste noch problemlos einen leichten Schlag vollführt, sind die wirklich effektiven Angriffe nur durch Stoßen, Schwingen, Drehen oder Hämmern der Fernbedienung möglich. Im Eifer des Gefechts, umzingelt von Massen an Aliens werden diese Bewegungen „dank“ schlechter Erkennung fast zu einem Ding des Unmöglichen. Wer die Möglichkeit hat wird also definitiv zu den wesentlich leichter steuerbaren Fernwaffen wechseln – auch on-the-fly, vorausgesetzt, es befindet sich eine im Inventar.
Monotonie wohin das Auge reicht
So kämpft ihr euch durch 40 mit Horden von Aliens vollgepackte Levels, die jeweils mit etwa 20 – 30 Minuten Spielzeit zu Buche schlagen – da kommt eine beachtliche Summe an immensem Hack’n’Slay-Spielspaß zusammen! Oh, Sekunde... Spielspaß? Immens? Weit gefehlt! Denn ständig die selben paar Widerlinge in sich kaum ändernden Umgebungen zu eliminieren, ist auf Dauer nicht wirklich unterhaltsam. Zumal man oft nicht einmal alle oder gar keinen Gegner zur Strecke bringen muss, um voranschreiten zu dürfen. Meistens lauten die Missionsziele nämlich schlicht und einfach „erreiche Punkt X“, wobei Variationen im Stile einer Zeitbegrenzung oder vorherigem Aktivieren von Terminals eine gern gesehene Abwechslung sind. Man quält sich also durch scheinbar unzählige langweilige Levels - in der Hoffnung, am Ende endlich den Abspann zu sehen, einen kurzen Videoclip zu Gesicht zu bekommen, der die magere Story vorantreiben soll oder zumindest einem unspektakulären Obermotz gegenüber zu stehen.
Grund sich die Hände schmutzig zu machen und ein paar Gegner übers Knie zu legen gibt es aber trotzdem: die Efahrungspunkte. Mit jedem Treffer – egal ob an bösartigen Wesen oder zerstörbaren Objekten - wächst die entsprechende Leiste. Ist sie voll, ist der nächste Level erreicht und ihr könnt euch über jeweils zwei Punkte für die vier anfangs genannten Grundeigenschaften sowie zwei Fertigkeitspunkte freuen, die es anschließend rollenspieltypisch gewissenhaft zu verteilen gilt. Wer Angst hat, was falsch zu machen und seinen Charakter in den Ruin zu stürzen, kann diese Aufgabe optional auch dem Spiel überlassen, sodass eure Spielfigur der Klasse entsprechend am besten „bepunktet“ wird.
Ständig begleitet werdet ihr in Alien Syndrome von einem kleinen Robotergefährten, dem SCARAB (Sentient Combat And Recycling Assembly Bot). Sein Name lässt es schon vermuten; er unterstützt euch im Kampf durch (aufrüstbare!) Lasergeschosse und kann Gegenstände recyceln. Soll heißen: Wird der Platz in eurem Inventar knapp, gebt ihr ihm die momentan unbrauch- oder nutzbaren Objekte zur Lagerung und wenn ihr sie wieder benötigt, gibt SCARAB sie euch gegen einen kleinen Obolus in Form von sogenannten Reservepunkten wieder zurück. Diese können überdies auch zum Herstellen von Dingen, zum Beispiel für Healthpacks in der Not, verwendet werden. Keine Angst – die Reservepunkte gibt’s wie Sand am Meer.
Ganze zwei, extra für Wii konzipierte Minigames hat Entwickler Totally Games dem Spiel spendiert – beide sind leider dermaßen undurchsichtig, dass sie nur nach mehrmaligem Probieren und zur Hilfenahme des Handbuches zu bewältigen sind. Bestehe durch sie nicht die Möglichkeit, die eigenen Werte zu steigern oder ab und zu Kisten mit kostbarem Inhalt zu öffnen, würde man sie eiskalt ignorieren.
Sieht so die Zukunft aus?
Dank futuristischem Szenario hätten die Entwickler von Alien Syndrome mit großartigen Lichteffekten und gewaltigen Explosionen zeigen können, was in Nintendos Wii so alles an Grafikpower steckt. Das tatsächlich Gebotene – nämlich verwaschene Texturen und undetaillierte Charaktermodelle – erinnert eher an die Frühzeit des Gamecubes. Es hat fast den Anschein, als hätte man die Grafiken der PSP-Version genommen und kurzerhand auf TV-Größe geschraubt. Gott sei Dank wird man so zumindest von Slowdowns verschont.
Nicht ganz so stark versagt der Titel im Bereich des Sounds – die Dudelei im Hintergrund ergibt eine nette Weltraumatmosphäre und die Soundeffekte tun auch ihren Job. Mehr nicht.
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