Review

Playstation 2-Review

OutRun 2006: Coast 2 Coast

veröffentlicht am Sonntag, den 20. September 2009
Entwickler
Sumo Digital
Genre
Arcade-Racing
Erscheinungsdatum
31. März 2006

Ein roter Flitzer, herrlich weite Highways und ein einfach unvergesslicher Soundtrack sind euch sicherlich in Erinnerung geblieben von Outrun. 18 Jahre nach dem Erscheinen des Arcade-Klassikers brachte uns Sumo Digital dann das lässige Urlaubsfeeling und Geschwindigkeitsgefühl in Outrun 2 für Microsofts Xbox zurück in die Wohnzimmer. Und jetzt erobert der Titel endlich Sonys Konsolen - noch schöner und vollgepackter in Outrun 2006: Coast 2 Coast!

Natürlich bietet euch der reinrassige Arcade-Racer weder eine Story noch ein mächtiges Intro, schnell findet ihr euch also am Strand wieder und slided im Outrun-Mode mit eurer italienischen Edelkarosse elegant an den Start, lasst eure Reifen einmal kräftig quietschen und gebt Gas. „Wohin bringst du mich?!“ fragt eure reizende blonde Beifahrerin nebenbei – beantworten muss die Frage jeder selbst, ihr habt nämlich das Vergnügen, eure Strecke selbst zu wählen. Am Ende jeder Stage, die bei angemessenem Fahrverhalten etwa eine Minute dauert, geht’s entweder nach links, wo euch weitere Kurven und weniger Verkehr erwarten, oder rechts herum auf den schwierigeren Pfad.

Euer Ziel ist es also ganz einfach, jeweils fünf von insgesamt 15 Arealen zu durchfahren um ans Ende zu gelangen. Doch ganz so einfach macht es euch SEGA selbstverständlich nicht, so sitzt euch die tickende Uhr im Nacken und ihr müsst, bevor die Zeit abgelaufen ist, den nächsten Checkpoint bzw. die nächste Stage erreichen, was euch der bereits angesprochene, extrem langsame Zivilverkehr, auch nicht einfacher macht.

Befänden wir uns gerade ihm Jahre 1986, wäre nach dem Outrun-Mode schon Schluss. Doch der neuste Teil der Serie hat natürlich noch weitaus mehr zu bieten, so zum Beispiel „Herzschlag“. Hier müsst ihr das Herz eurer hübschen Beifahrerin erobern, indem ihr die von ihr gestellten Aufgaben erfüllt. „Überhole mehr Fahrzeuge“ oder „baue keinen Unfall“ sind noch sehr einfach zu bewältigen, heißt es später aber „dribble den Wasserball“ oder „weiche den Ufos aus“, wird es zwar recht lustig, jedoch extrem schwierig.

Wer dachte, die beiden Modi seien alles, der irrt. Denn was fehlt ist der Namen gebende „Coast 2 Coast“ Modus. Als Herzstück des Spiels bietet er unzählige Challenges, meistens einfach scheinende normale Rennen gegen 12 und mehr Kontrahenten. Anfangs sind sie auch wirklich noch leicht – im späteren Spielverlauf werden sie aber richtig fordernd, teilweise auch frustrierend, wenn man drei mal hintereinander wegen nur einem Platz nicht weiterkommt. Aber es gibt auch andere Aufgaben, so darf beispielsweise um die Wette gedriftet werden.

A propos driften: Bei Tempo 300 und mehr ist es klar, dass selbst die weiten Kurven aus Outrun irgendwann mal zu eng werden und abgebremst werden muss. Da wir hier aber keine realistische Fahrsimulation sondern einen waschechten Arcade-Racer vorliegen haben, sliden wir ganz einfach um die Kurven – elegant und ohne Geschwindigkeitsverlust! Nicht selten sind das mehrere hundert Meter und man wundert sich, wie viel die Reifen aushalten, wo sie doch so schön quietschen. Praktiziert wird’s zudem ganz einfach durch kurzes Antippen der Bremse, danach Lenkrad einschlagen und sofort wieder auf’s Gas.

Das Driften ist ein fester Bestandteil im Outrun-Alltag, in allen Modi muss es zwangsläufig eingesetzt werden. Für noch spannendere Kopf-an-Kopf Rennen im Coast 2 Coast Modus sorgt zudem die neue Windschatten-Funktion. Fährt der Konkurrent unmittelbar vor euch, schmeißt euch hinter sein Heck und profitiert eben vom Windschatten. Seid ihr nah genug dran, kann ganz einfach überholt werden.

Auch, und vor allem im Multiplayer-Modus, bringt das Windschatten-Feature ganz schön viel Action. Nur leider findet man Online kaum Mitspieler, so dass auch die Freundesliste von Outrun so gut wie für die Katze ist. Und mehrere Playstations für die LAN-Funktion zusammenschließen wird wohl auch niemand. Schade, dass es keinen Splitscreen für Mehrspielerpartien in den eigenen vier Wänden gibt.

Übrigens erhaltet ihr bei all eueren Fahrten, besonders im eben beschriebenen Online-Mode, so genannte „Outrun-Miles“. Wie viele, das ist abhängig davon, welchen Rang ihr belegt, wie oft ihr euch mit der Leitplanke vergnügt und ganz einfach wie ihr über die Piste heizt. Auch der letzte Platz wird belohnt, mitmachen ist bekanntlich alles, viel wird es aber nicht sein. Nun, aber wozu sind diese Miles? Im Prinzip stellen sie eine spezielle Währung in Outrun dar. In einem extra Menü, genannt Ausstellungsraum, könnt ihr damit neue Fahrzeuge, neue Lackierungen für eure Flitzer, neue Strecken und auch neue Musikstücke freischalten, die euch auf euren weiteren Fahrten begleiten werden. Schade nur, dass es keine neue Beifahrerin zu ordern gibt, ...

... denn ihre Kommentare gehen ziemlich auf den Geist. Womit wir auch schon beim Sound wären. Wie gesagt, die deutsche Sprachausgabe ist nicht wirklich gelungen. Vor Freude sollte die Blondine neben euch eigentlich lauthals jubeln und schreien, ihr hört aber lediglich unmotiviertes Geschwätz. Die Musik aus dem modernisierten Digitalradio dagegen ist stimmig wie eh und je und untermalt die ausgelassene Atmosphäre perfekt. Die Klassiker „Magical Sound Shower“ oder „Passing Breeze“ sind im Original- sowie als Remix Version genauso vertreten wie poppige neue Stücke. Und auch hier kriegt man die Musik, zumindest die klassischen Tracks, nicht mehr aus dem Kopf!

Wer Outrun kennt, der weiß, was hier fürs Auge geboten wird. In wunderschönem Landschaften, so zum Beispiel dem herrlichen Sandstrand an dem traditionell begonnen wird, einem hohen Berg mit Nebelschwarten oder einem weißen Schneegebiet wird der Spieler verwöhnt mit phänomenaler Weitsicht und Detailverliebtheit. Auch die Autos wurden schön designt, sie funkeln in der Sonne wie Sterne am Firmament und hinterlassen Rauch von den quietschenden Reifen beim Driften.
Dabei kommt es nur sehr selten und bei viel Verkehrsaufkommen einmal vor, dass die Framerate in die Knie gehen und klein beigeben muss.

Fazit von
9
Outrun 2006: Coast 2 Coast spielt sich gut, hört sich gut an und sieht verdammt gut aus. Außerdem wird es allen Erwarten gerecht, die ich aufgrund des legendären Vorgängers hatte. 30 Strecken (15 aus Outrun 2, 15 neue Special Tours (SP)), die auch rückwärts und bei verschiedenen Tageszeiten befahren werden können, massig heiße Autos und viele freischaltbare Extras sorgen für lang anhaltenden Spielspaß – allerdings nur bei denjenigen, die auch etwas mit dem Genre des Arcade-Racing anzufangen wissen. Tuning-Freaks, die auf Nitro und sonstigen Schnickschnack stehen, werden von Outrun bitter enttäuscht sein. Einziger Minuspunkt ist der dank des so genannten Gummibandeffekts teilweise unmenschlich hohe Schwierigkeitsgrad, der so manchen wohl verzweifeln lässt. Alles in allem aber ein hervorragendes Spiel!
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