Review

Playstation Portable-Review

Valkyria Chronicles II

veröffentlicht am Donnerstag, den 14. Oktober 2010
Entwickler
WoW Entertainment
Genre
Taktik-RPG
Erscheinungsdatum
03. September 2010

Valkyria Chronicles hätte der typische Fall einer untergegangenen Perle werden können, einer von wenig geliebten, aber vergessenen Geheimtipps. Doch SEGA blieb stur; nach dem verkaufstechnischen Misserfolg des großartigen Taktik-RPGs ließ die Firma einen Anime produzieren, in der Hoffnung, den Bekanntheitsgrad der Marke zu erhöhen. Die rein auf Gewinn ausgelegte Zeichentrickserie trug zwar jeglichen Anspruch der Vorlage zu Grabe und machte die bekannten Charakteren zu Abziehbildern und Stereotypen, feierte jedoch gerade deswegen zumindest in Japan enorme Erfolge. Nippon war also bereit für Valkyria Chronicles II – ist der Westen es auch?

Erzählte das PS3-Debüt noch eine vergleichsweise düstere Geschichte um Unterdrückung, Diskriminierung und Aufopferung für ein größeres Ziel, schaltet Valkyria Chronicles II einige Gänge zurück. Der als Rahmenhandlung dienende Bürgerkrieg zwischen gallianischer Armee und Rebbellentruppe ist der Handlung des ersten Teiles zwar nicht unähnlich, fungiert jedoch lediglich als Bühne für die auszubildenden Kadetten. In der Militärakademie Lanseal, die eher einer Universität gleicht, werden die Protagonisten des Spiels ausgebildet – der narrative Anspruch ging bei diesem Wechsel jedoch völlig verloren und statt interessanter Zwischensequenzen reihen sich nunmehr belanglose Dialoge der einzelnen Truppenmitglieder aneinander.

Ein virtuelles Jahr dauert die Ausbildung an der Akademie und jeder Monat bringt eine Storymission mit. Um diese angehen zu können ist jedoch Geduld vonnöten, denn erst das “Grinden” durch unzählige sogenannte Key Missions – also Schlüsselmissionen – führt dazu, dass die entsprechenden Handlungsstränge beginnen. War der Vorgänger also ein recht lineares Vergnügen, ist Valkyria Chronicles II durch und durch von Wiederholungen geprägt; Missionsaufgaben und Karten variieren vor allem zu Beginn kaum und machen das Vorankommen zu einem mühseligen und vor allem stumpfen Prozess.

Dass Valkyria Chronicles II durch diese Mankos nicht zugrunde geht, liegt allem voran an dem nachwievor großartigen Taktik-System, das 1:1 von seinem Vorgänger übernommen wurde. So dienen als Grundlage für jegliche Kampfaktion immer noch die Command Points (CP), die jeden Zug um eine festgelegte Anzahl erneurt werden. CP sind nötig, um Figuren zu bewegen; normale Soldaten benötigen einen Punkt, Panzer verlangen zwei und Befehle des Kommandanten sind bis zu fünf CP wert, geben der untergeordneten Armee aber Vorteile wie erhöhte Treffsicherheit oder ein größeres Sichtfeld. Taktiert wird auf einer zweidimensionalen Übersichtskarte – erst wenn man eine Einheit anwählt, wechselt das Spiel in die bekannte Third-Person Perspektive und erlaubt das Navigieren und Zielen. Trotz dieses scheinbar actionbetonten Kampfsystems ist Valkyria Chronicles immer noch ein lupenreines RPG; Trefferquote, verursachter Schade und Reichweite der Waffen sind wertemäßig streng vorgegeben und können nur marginal beeinflusst werden.

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