Review

PC-Review

Valkyria Chronciles

veröffentlicht am Mittwoch, den 12. November 2014
Entwickler
WoW Entertainment
Genre
Taktik-RPG
Erscheinungsdatum
11. November 2014

 Als im Jahre 2008 SEGA das rundenbasierte Taktik-RPG Valkyria Chronicles für die Playstation 3 veröffentlichte, hat niemand gedacht, dass gut sechs Jahre später der Titel ziemlich unerwartet und ohne großes Promoting auf dem PC veröffentlicht werden wird. Doch wie spielt sich ein über sechs Jahre altes Spiel auf heutigen High-End-PCs? Und sind die einzigen Neuerungen die Steam-eigenen Errungenschaften oder gibt es noch die eine oder andere Überraschung für die PC-Spieler?

Valkyria Chronicles spielt in einem fiktiven Europa der 30er Jahre. Nach dem ersten Europa-Krieg ist fast der ganze Kontinent aufgeteilt zwischen dem Empire und der Föderation. Nun strebt das Empire die Alleinherrschaft an und es kommt zum zweiten Europa-Krieg. Zwischen den Fronten findet sich der kleine unabhängige Staat Gallia. Als das Empire sich entscheidet, den Kampf nach Gallia (über die kleine Stadt Bruhl) weiterzutragen, beginnt auch unsere Geschichte.

Wir spielen die Geschichte von Welkin Gunther, einem jungen Leutnant, welcher viel lieber die Natur erforscht, statt in den Krieg zu ziehen. Doch da er der Sohn eines berühmten Kriegsveteranen, welcher im ersten Europa-Krieg zu einer Legende wurde ist, hat er natürlich das Talent seines Vaters gelernt und wird direkt Befehlshaber einer kleinen Truppe von maximal 20 Leuten. Seine Befehle kommen aus dem Panzer Edelweiss, einem modifizierten Panzer aus den Zeiten des ersten Europa-Krieges. Neben Welkin spielen seine Adoptivschwester Isara und die junge Bäckersgelehrte Alicia eine große Rolle, ihre Geschichte ist unmittelbar mit der von Welkin verknüpft.

Das ganze Spiel ist wie ein Buch aufgebaut - es gibt verschiedene Kapitel in denen es immer je eine Mission gibt sowie verschiedene Videos und Dialoge, die die Story vorantreiben. Im Buchmodus finden sich Abschnitte wie zum Beispiel das Hauptquartier, in dem die Truppe zusammenstellt wird, sowie Erfahrungspunkte und Gelder im Training oder in der Forschung von Waffen genutzt werden. Im Geplänkelmodus können einige Missionen wiederholt werden, um im Kampf besser zu werden.

Bevor es aber zu den einzelnen Kämpfen geht, müssen verschiedenen Kampfeinheiten für das Manöver ausgewählt werden. Diese Klassen sind unterteilt zwischen Spähern (für weite Wege geeignet), Jägern (dem Standardsoldaten), Scharfschützen, Panzerschützen und Mechanikern (für die Unterstützung im Kampf). Die Klassen stechen sich gegenseitig aus, ähnlich dem Schere-Stein-Papier-Prinzip: der Panzer ist effektiv gegen Infanterie-Einheiten, diese sind wiederum gut gegen Panzerschützen, welcher selbst effektiv gegen den Panzer ist. Jeder Charakter, den ihr in eure Truppe aufnehmt, hat verschiedene Eigenschaften, die im Kampf nützlich sein können. Auch die Freundschaften der ausgewählten Charaktere untereinander können den Kampf zu eurem Gunsten entscheiden. Der Panzer Edelweiss mit Welkin im Inneren ist immer vertreten. Zwei besondere Charaktere sind hier noch namentlich zu erwähnen: Vyse und Aika, bekannt aus dem Dreamcast und Gamecube-Spiel Skies of Arcadia, haben hier einen Kameo-Auftritt bekommen, was Dreamcast-Veteranen dazu verleitet, beide fast immer in den Kampf mitzunehmen.

Ziel der meisten Schlachten ist es, das feindliche Basislager zu erobern. In jeder Runde habt ihr eine gewisse Anzahl an Kommandopunkten, welche anzeigen, wie viele Züge ihr machen könnt. In einem Zug bewegt ihr einen Charakter, verliert aber einen Kommandopunkt (der Panzer benötigt zwei Kommandopunkte). Nachdem ihr eine Einheit ausgewählt habt, könnt ihr diese bewegen sowie eine Aktion ausführen. Bei der Bewegung leert sich jedoch die Leistungsanzeige Stück für Stück, so dass jede Bewegung zählt und wohl überlegt sein sollte, da ein ständiges hin und her Laufen an der Ausdauer nagt. Außerdem kann man in den Zielmodus gehen, um entweder auf den Feind zu schießen, einen Verbündeten zu heilen, oder eine Granate zu werfen. Nachdem ihr euren Zug gemacht habt, ist der PC-Gegner an der Reihe, natürlich mit dem genau dem selben Ziel wie eurem, nur eben in umgekehrter Richtung.

Nach Abschluss eines Kampfes erhaltet ihr eine Wertung, die leider nur dann eine hohe Punktzahl ausgibt, wenn ihr den Kampf schnell beendet habt – eine gute Taktik wird also nur belohnt, wenn der Kampf kurz gehalten wird. Außerdem bekommt ihr Geld und Erfahrungspunkte, die ihr wie oben schon beschrieben, im Hauptquartier ausgeben könnt.

Grafisch gesehen scheint das Spiel auf Grund seines Comic-Looks nicht gealtert zu sein. Die wie von Hand gezeichneten Charaktere sehen auf bei höherer Auflösung gut aus und zeigen nur bei genaueren Hinsehen Spuren von leichten Verpixelungen (wie zum Beispiel bei den Haarsträhnen). Die Landschaften passen wunderschön zum Setting und die musikalische Untermalung ist hier sehr gelungen. Neben der englischen Vertonung gibt es auch eine japanische Tonspur, was ein nettes Gimmick ist. Wie schon der PS3-Vorgänger, so ist auch dieses Spiel komplett auf Englisch, Deutsch oder andere Sprachen werden nicht unterstützt.

Leider ist das Gameplay für die Maus und Tastatur nur auf das notwendigste beschränkt worden, nicht einmal eine freie Maussteuerung im Buchmodus ist vorhanden. Beim Auswählen der Figuren auf der Schlachtkarte ist die Maus sehr träge. Das Mausrad zum scrollen für eine bessere Übersicht kann man sich hier auch schenken. Doch manchmal kann es passieren, dass man in einem Zug doch kurz mal zur Maus greift, um das Fadenkreuz nachzujustieren. Alles in allem merkt man dem Spiel ziemlich schnell an, dass es eigentlich für die heimische Konsole gemacht worden ist. Selbst das Speichermenü lehnt sich sehr am PS3-Original an. Hat man die Wahl, sollte man zum offiziell unterstützten XBox 360-Controller zurückgreifen.

Neben den schon erwähnten Steam-Errungenschaften bietet das Spiel aber auch interne Neuerungen an: So sind alle erschienenen DLCs bereits ins Hauptspiel integriert, wie zum Beispiel der Hard-EX-Modus, welcher die frei wählbaren Geplänkel-Missionen schwieriger macht und zwei zusätzliche Handlungsstränge.

Fazit von
8
Wer Valkyria Chronicles bereits sein Eigen nennt, wird nicht viel verpassen. Das Spiel ist immer noch ein ganz guter Vertreter seines Genres und macht auch auf dem PC wenig falsch – wenn man es mit dem Controller spielt. Leider hat SEGA es verpasst, dem Spiel ein größeres Update zu geben, was einen zweiten Kauf legitimieren könnte. So gibt es keine deutsche Sprachausgabe oder ein Workshop-Modus, welcher die Geplänkel-Missionen auf Community-Ebene hätte erfrischen können. Für alle Neulinge des Franchise ist es jedoch ein sehr gutes Spiel, um mal über den Tellerrand zu schauen.
1