Review

Dreamcast-Review

Under Defeat

veröffentlicht am Sonntag, den 20. September 2009
Entwickler
G.Revolution
Genre
Shoot'em'Up
Erscheinungsdatum
23. März 2006

Während sich die einen in den imposanten und weitläufigen Arealen von Oblivion tummelten und die anderen auf Wii oder die Playstation 3 warteten, beglückte G.rev – Entwickler des Dreamcast und Arcade Shooters Border Down – Anfang 2006 erneut die Fangemeinde der letzten SEGA Konsole; Under Defeat erreicht die japanischen Händler. Und avanciert zu einem der letzten großen Verkaufsschlager des Systems.

Deutsch = Gut
Wie bei den meisten Nippon-exklusiven Shootern ist auch bei Under Defeat die Sprachbarriere gering bis nicht vorhanden; westliche Spieler können also sofort loslegen, das Spielprinzip ist selbsterklärend. Witzigerweise bekommt ihr Anweisungen während der Level, sowie die Aufforderung zur Basis zurückzukehren wenn ihr einen Boss erledigt habt, und zwar auf Deutsch. Im Gegensatz dazu quasseln die Gegner auf Englisch.

Traditionell fliegt ihr – entgegen der Tradition mit einem Hubschrauber – durch lineare Levels die von gegnerischen Einheiten regelrecht verseucht sind. Ausgestattet mit lediglich einem Waffensystem, das sich auch nicht aufleveln lässt, entsteht während der ersten Spielminuten der Eindruck, das Spiel habe gameplaymäßig nicht viel zu bieten und kranke an einer schlechten Steuerung. Doch exakt die Steuerung macht Under Defeat einzigartig, beschränkt sie sich schließlich nicht nur auf das Manövrieren des Gefährts, sondern beeinflusst auch die Schussrichtung.
Die Erklärung; drückt ihr das Digikreuz nach links oder rechts, dreht sich der Hubschrauber in einem 45° Winkel in die entsprechende Richtung während er sich bewegt. Haltet ihr den Feuerknopf gedrückt, behält er die Schussrichtung, kann jedoch weiterhin manövriert werden.
Was anfangs merkwürdig ist und sich auch jedem Sinn entziehen vermag, wird später ein sehr spaßiges Spielelement, das die Duelle gegen so manchen Gegner erheblich vereinfacht.

Damit das Spiel seinen Reiz dennoch nicht gänzlich aus seiner Steuerung zieht, haben die Entwickler die Ballerei mit den so genannten „Options“ bereichert. Im Grunde nichts weiter als herumfliegende Power Ups, lassen sie sich nur aktivieren, wenn man das Dauerfeuer für kurze Zeit unterbricht und dann wieder losfeuert. Dann beteiligen sich diese kleinen Drohnen am Spektakel und knallen den Gegnern Lasersalven und Missiles vor den Leib bevor ihnen der Saft ausgeht und sie sich selbst zerstören. Doch neben der erhöhten Feuerkraft haben die kleinen Technikwunder noch ein weiteres Schmankerl in petto; jeder Gegner, der durch ihre Angriffe abgeschossen wird, hinterlässt Bonuspunkte. Was bietet sich also besser an, als die Endbosse – regelrechte Auslöser von Punktehageln nach ihrem Ableben – mit einer Option zu erledigen?

Doch so nett sich die Idee mit den Helfern auch anhört, dem Shooterprofi bieten sie nicht genügend Freiraum für Kombos, Punktmultiplikatoren und sonstige Freakfeatures, die die Highscorejagden bei der Konkurrenz so interessant machen. Under Defeat hat nichts von alledem und könnte dadurch die Hardcore Spieler dieses Genres unterfordern oder gar langweilen. Hier bietet sich dann lediglich der Verzicht auf die Napalm Bombe an, um eine richtige Herausforderung zu bekommen.
Denn verglichen mit anderen Spielen des Genres, wie beispielsweise des hochgelobten Ikaruga, ist Under Defeat ziemlich leicht. Die beiden letzten Level ziehen zwar noch einmal kräftig am Schwierigkeitsgrad, sind für Profis aber schnell schaffbar. Wieder gilt; Anfänger werden es begrüßen, alteingesessene Arcade Veteranen fühlen sich unterfordert.

Wer braucht Next-Gen?
Was jedoch jeden begeistern wird, ist die visuelle Inszenierung des Titels. Wer glaubte, das vorhin bereits erwähnte Ikaruga hätte das Ende der Dreamcast Fahnenstange bereits erreicht, wird hier eines Besseren belehrt. Unzählige Objekte tummeln sich auf dem Schirm (Verbündete sowie feindliche Einheiten; zu Boden wie auch in der Luft), die Levels glänzen mit vielen feinen Details wie Schneeflocken oder zusammenstürzenden Brücken und das Zünden der alles vernichtenden Napalm Bombe lässt schlichtweg den Kiefer des Spieler herunterfallen. Derart schöne und aufwendige Explosionen gab es bislang in keinem Dreamcast Spiel. Und sogar die Feuerbälle in Ikaruga wirken geradezu mickrig dagegen.

Fast schon unglaublich ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass das Spiel wirklich konstant flüssig über den Bildschirm läuft. Wie auch bei der Konkurrenz geht die Framerate während den Boss-Abgängen in die Knie sowie beim Zünden der Napalm Bombe, doch das stört nicht im Geringsten, im Gegenteil; in bester Matrix Manier ist der Coolness Faktor so viel höher. Auf jeden Fall ist schlichtweg unglaublich, was die Entwickler alles aus der alten Kringelkiste herausholen, und man sollte in Ehrfurcht den Hut ziehen.

Untermalt wird das bombastische Geschehen auf dem Bildschirm mit gelungenen Musikstücken, die zwar nie aus der Masse herausstechen, aber dennoch kleine Highlights aufweisen können. Eines dieser Highlights ist die erste Minute des letzten Levels; beginnend mit ruhigen Tönen, sind sämtliche Soundeffekte abgeschaltet während eine melancholische Melodie ertönt. Erst, wenn diese hektischer wird und Adrenalin in eure Adern pumpen lässt, ertönen wieder eure Schüsse. Was sich in Worten banal anhört, ist in der Ausführung ein interessantes Stilmittel, das dem letzten Abschnitt einen Hauch von krönendem Abschluss verleiht.

Wie die meisten Arcade Shooter lässt sich Under Defeat natürlich auch kooperativ zu zweit spielen. Genauso wie es dem Spieler die Möglichkeit gibt, den Bildschirmausschnitt um 90° zu drehen und das Spiel somit in Vollbild genießen zu können. Ein Practice Modus, in dem man jeden Level einzeln trainieren kann ist ebenso vorhanden wie ein zweiter „Loop“, also die Möglichkeit, alle Level noch mal spielen zu können, allerdings spiegelverkehrt und optisch minimal verändert (Level 4 beeindruckt nicht mehr mit einer Schneelandschaft sondern mit dem goldbraunen Teint des Herbstes).
Darüber hinaus kann man auch wieder ein paar Goodies freischalten; Manga-Artworks oder Musikstücke sind nur zwei der Belohnungen, die auf fleißige Spieler warten.

Erhältlich ist Under Defeat übrigens in satten vier verschiedenen Versionen: einmal die normale Fassung, einmal eine Limited Edition mit Soundtrack (unsere Empfehlung), einmal jene LE mit zusätzlich einem Poster und einem Sticker sowie eine Bundle Version, die zusammen mit einer Dreamcast Konsole kommt. Die Preise bewegen sich hier zwischen 50 und 100€ und geliefert wird das Spiel in einer DVD Box, statt den üblichen Dreamcast CD Cases.
Zum Abspielen auf einer PAL Konsole wird eine Boot Disc benötigt (beispielsweise DC-X), da Under Defeat leider nicht region-free ist.

Fazit von
7
Den einen mag es stören, dass außer Arcade Umsetzungen von Shoot´em´Ups fast nichts mehr für Dreamcast veröffentlicht wird, alle anderen freuen sich über jedes neue Spiel für die nicht tot zu kriegende Konsole. Vor allem wenn die Software qualitativ überzeugen kann, und das kann Under Defeat allemal. Beeindruckende Grafik, schöne Musik und ein spaßiges Gameplay wissen zu begeistern. Letzteres wird allerdings wegen wenig spielerischer Tiefe die Freaks nicht lange fesseln. Aber G.Revs Shooter ist vielmehr ein Geschenk für die Spieler, die ab und zu gerne diese Genre zocken ohne gleich Highscores aufstellen zu wollen. Und eben diese Spieler werden das Geschenk dankend annehmen.
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