Review

PC-Review

Total War: Rome II

veröffentlicht am Dienstag, den 17. September 2013
Entwickler
Creative Assembly
Genre
Strategie
Erscheinungsdatum
03. September 2013

 „Wie weit würdest du für Rom gehen?“ Mit dieser Frage konfrontiert uns die von Fans der Total War-Reihe lang erwartete Fortsetzung von Rome. Bereits 2011, nach der Veröffentlichung von Shogun 2, war die Hoffnung groß, dass das nächste Projekt von The Creative Assembly ein Nachfolger zu Rome sein wird (die mit der Veröffentlichung des Spiels auch gleich ihr neues eigenes Logo präsentiert haben). Doch ist der lang erwartete Nachfolger von Rome auch gut genug für die Fans? Und wie sieht das Ganze für die Einsteiger aus? Diese Fragen und mehr werden in diesem Test eine Antwort finden.

Wir befinden uns beim Tutorial im Jahr 272 v.Chr., die Stadt Capua wird von Samniten in Angriff genommen und ihr seid mit euren Truppen zu weit weg, um direkt in das Geschehen einzugreifen. Stattdessen könnt ihr euren Verbündeten helfen, die sich bei nahe gelegenen Kornspeichern verschanzt haben. So werdet ihr langsam in den ersten Teil des Spiels eingeführt – die Echtzeitschlachten. Nachdem Capua von euch (und dank einiger Unterstützung) dem Angriff standgehalten hat, geht es in den zweiten Teil des Spiels über – der rundenbasierte Kartenmodus. Hier muss man nicht mehr darauf achten, dass ein Feind euch überrascht, sondern ihr könnt in aller Ruhe eure wohlüberlegten Züge machen. Im Tutorial geht es nun darum, Capua zu verteidigen, auszubauen und den Feind endgültig in Bovianum in die Schranken zu weisen.
Wer die Total War-Reihe bereits kennt, der wird sich schnell zurecht finden. Dem rundenbasiertem Strategie- und echtzeitbasiertem Kampsystem bleibt The Creative Assembly treu, ganz nach dem Motto „Was gut ist, das ändert man nicht einfach so“. Doch den Kennern wird auffallen, dass nicht alles beim alten geblieben ist, geschweige denn alles so ist wie bei Rome I. Die Provinzen sind nun übersichtlicher organisiert: so wird jeder Bezirk mit seinen verschiedenen Städten auf dem HUD angezeigt und ihr müsst nicht ständig von Stadt zu Stadt wechseln, um etwas an diesen Gebieten zu verändern. Auch das Steuersystem wurde stark vereinfacht, was aber dazu führt, dass man nicht mehr einzelne Städte, bei denen demnächst Unruhen stattfinden könnten, separat zu den besser laufenden Städten einer Provinz von Steuern befreien kann. Entweder man befreit einen ganzen Bezirk von den Steuern oder eben nicht.

Was die Kartengröße angeht hat sich der Entwickler dieses Mal gewaltig ins Zeug gelegt: von Irland bis nach Afghanistan, von Dänemark bis nach Äthiopien (aus heutiger geopolitischer Sicht) könnt ihr euch aufs Feld bewegen und euer Reich erweitern. Wenn man alles zusammenzählt, kommt man auf 117 Fraktionen, die sich die 183 Kartenregionen aufteilen. Ihr könnt aber nur 8 Fraktionen, die manchmal auch in Untergruppen aufgeteilt sind (z.B. durch Familien), spielen. Über DLCs kann man sich aber weitere spielbare Fraktionen dazukaufen. Des Weiteren werden in unregelmäßigen Abständen auch kostenlose Fraktionen angeboten.
Während der rundenbasierten Phase kann man nicht nur Einheiten von A nach B bewegen, sondern pflegt auch diplomatische Beziehungen zu anderen Fraktionen …oder erklärt einem einfach so den Krieg. Die Art und Weise der Diplomatie ist bei Rome II um ein vielfaches komplexer geworden als bei dessen Vorgänger. Es werden euch nun nicht nur Handels- oder Militärbeziehungen angeboten, sondern auch Koalitionen, Bündnisse und Konföderationen erstellen, die dazu führen, dass euer Reich auch ohne Waffen erweitert werden kann.

Auch Agenten und Redner sind wieder vorhanden, die neben den militärischen Einheiten den Gegner schwächen, sabotieren oder ein Attentat vollführen können. Ist ihr Eingreifen geglückt, steigt die Person einen Rang auf und kann so mit bestimmten Eigenschaften verbessert werden, was auch bei euren Generälen der Fall ist.
Eigene Truppeneinheiten brauchen ab Rome II immer einen General, was bedeutet, das wesentlich weniger Einheiten auf der Weltkarte patrouillieren. Neben den Heerführern auf dem Land könnt ihr noch Admiräle einsetzen, je nachdem, ob ihr Städte mit Meeranbindung in der Provinz besitzt. Die Einheiten können in jeder Runde mit entscheidenden Eigenschaften versehen werden: so kann man zum Beispiel die Eigenschaft „Gewaltmarsch“ dazu nutzen, die doppelte Entfernung gehen zu können als normal (was jedoch auch mit Nachteilen verbunden ist). Rekrutiert wird von nun an beim General selbst, wenn ihr euch jedoch in gegnerischen Gefilden bewegt, könnt ihr nur noch Söldner direkt anheuern, was jedoch entsprechend teuer ausfallen kann.

Neben den Rundenbasierten Teil gibt es aber auch die Echtzeit-Schlachten, in denen sich nochmal viele Erweiterungen zum Vorgänger finden lassen: So ist die Anzahl der vorhandenen Truppen auf dem Spielfeld wieder gestiegen, was die Kämpfe noch größer machen lässt. Wie immer könnt ihr, bevor es in die richtige Schlacht geht, eure Truppen so setzen, wie ihr wollt. Ihr könnt sie gruppieren oder in bestimmten Formationen wie die bekannte „Schildkrötenformation“, die vor herankommenden Pfeilen schützen soll, auflaufen lassen. Gewisse temporäre Boni, wie das schnellere abschießen von Pfeilen bei Bogenschützen oder das Einsetzen von Peitschen bei einfachen Truppen sind auch vorhanden, was die Kämpfe dynamischer machen lässt als bisher. Auch das zeitgleiche kommandieren von Land- und Seeeinheiten ist mit diesem Spiel möglich geworden. Insgesamt 500 verschiedene Einheitentypen können bei den Schlachten aufs Feld geführt werden (natürlich auf die verschiedenen Fraktionen aufgeteilt versteht sich), die sich jedoch in vielen Punkten sehr ähnlich sind. Aber daran sieht man, dass sich The Creative Assembly viel Mühe gegeben hat, einen hohen Spielumfang zu liefern.

Neben den Großen Kampagnen gibt es auch wieder historische Schlachten, von denen es insgesamt aber nur vier Stück gibt. Dafür sind sie historisch so nah an den Quelltexten wie möglich und bieten nicht nur die einfache Schlacht, sondern auch andere Aufgaben wie das „Überleben“ von dem Verrat aus dem Teutonischen Wald.
Abseits des Spielgeschehens gibt es noch ein anderen Bereich, in dem man sich stundenlang aufhalten kann: die Enzyklopädie. Hier finden sich neben den einfachen Beschreibungen zu den Fraktionen oder Einheiten auch Tutorialvideos zu allen Bereichen finden lassen, die alle auf Deutsch sind. Wer sich also mit dem Spiel neben dem eigentlichen Spielen beschäftigen will, dem wird hier eine große Plattform gegeben.

Was den Sound und die Grafik angeht, so wird man bei Rome II wieder nicht enttäuscht, sofern man einen aktuellen Rechner hat, sind die Details, die man findet sehr unterschiedlich. Lobenswert ist aber, dass die Minimalanforderungen noch für Rechner ausreichen, bei denen 2011 Shogun 2 noch auf einer relativ hohen Grafikeinstellung funktioniert haben. Das Spiel bleibt also spielbar, schön sieht es aber nur auf aktuellen Rechnern aus.

Was den Multiplayer angeht, so hat man im Vergleich zu Shogun 2 einiges wieder anders gemacht: So ist keine Personalisierung eines Heerführers möglich, sondern nur noch die Standardsachen vorhanden. Dafür kann man aber wieder eine Kampagne im Internet starten, sowie alle möglichen Voreinstellungen vornehmen, wie zum Beispiel nur Land- oder nur Seegefechte, Belagerungen mit oder ohne Schutzmauern, und und und…

Fazit von
8
Rome II ist ein guter Nachfolger zum Evergreen Rome I. Es gibt viele gute Neuerrungen, die das Einsteigen in die Total War-Familie erleichtern. An einigen Stellen können die Kenner aber auch einiges bemängeln, so zum Beispiel die zu einfache Stadtpolitik. Wer die KI kritisiert, sollte sich in den Multiplayerbereich begeben, in dem mal wieder eine echte Herausforderung steckt. Und so bleibt mir nur noch zu sagen: „Salve, civis Romanus!“
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