Sonic R

Everybody´s Super Sonic Racing. Ja, ihr habt richtig gehört: Das R steht tatsächlich für Racing! Mit Sonic R wagte man sich erstmals daran, die bekannten Sonic Charaktere in ein Rennspiel zu verfrachten (sieht man von unbedeutenden Gamegear-Spielen einmal ab). Man beauftragte Traveller´s Tales mit der verrückten Idee und diese setzten das Vorhaben in die Tat um. Herausgekommen ist ein Rennspiel der ziemlich anderen Art, welches den Saturn unsicher machen sollte. Dazu allerdings später Genaueres. Zunächst sehen wir uns nämlich einmal den Titelscreen an. Der Gag darin ist nämlich, dass sich das R von Sonic R frei drehen und rotieren lässt und dabei cool den Hintergrund spiegelt. Das ist uninteressant, aber leider schon eines der Highlights des Spiels.

Die megatolle Idee ein Rennspiel zu machen wurde natürlich mit einer plausiblen Story unterstrichen. Wiedereinmal will Dr. Robotnik die Chaos Emeralds stehlen und versucht Sonic daher mit seinem Luftkissenfahrzeug und 4 Nachbauten von Sonic und seinen Freunden zu besiegen. Das ist der nicht sonderlich spannende Hintergrund des Spiels.

Neben dem Time Trial Modus gibt es einen 2 Player und den Grand Prix Modus. In letzterem stehen euch anfangs 4 Fahrer zur Verfügung. Diese wären: Sonic, Tails, Knuckles und Amy. Später kann man noch Dr. Robotnik sowie die bösen Nachbauten der vier Helden freispielen. Außerdem gibt es noch Super Sonic zu bestaunen. Diese Figuren sind nicht nur schein, sie unterscheiden sich auch in ihren Fähigkeiten. Sonic ist beispielsweise ziemlich schnell, kann allerdings nicht wie z. B. Amy über Wasser gesteuert werden. Unser blauer Igel versinkt darin einfach und ist sehr langsam unterwegs, bis er endlich das rettende Ufer erreicht. Dr. Robotnik verfügt zudem über die Eigenschaft eine Homing Missile abfeuern zu können.

Das ganze Spiel erinnert allerdings mehr an ein Jump and Run als an ein Rennspiel. Es gibt nämlich keine richtige Möglichkeit zu bremsen. Per Druck auf L und R gleichzeitig kann man eine Vollbremsung einleiten, die sich aber nicht sonderlich gut kontrollieren lässt. Gesprungen wird per A Button und ansonsten sind die Tasten unbelegt [bis auf L, R für bessere Kurvenlage sowie das Digipad zum "Gas" geben und lenken]. Da fragt man sich doch wofür so ein Joypad einen B Knopf hat... dieser ist nämlich nur bei Knuckles belegt und auch da braucht man ihn kaum.

Aber auch das Leveldesign lässt die Frage aufkommen ob hier nicht das Genre verfehlt wurde. Die lediglich 5 [4 + 1 freispielbare] Strecken, oder besser Stages, sind derart verzwickt aufgebaut, dass man von Rundkurs bei bestem Willen nicht sprechen kann. Es gibt überall unzählige Wege und Abkürzungen, so dass man speziell am Anfang schon mal irgendwo in einer Ecke steht und fast heulen möchte, da man einfach nicht mehr weiter findet. Wagt ruhig einen Blick auf die Map im rechten, unteren Eck der Screenshots und ihr werdet verstehen was ich meine.

Wenigstens wurden die Stages sehr unterschiedlich gestaltet. Es gibt eine schöne Wiesenlandschaft, eine Stadtumgebung, eine Ruine, eine luftigere Strecke und schließlich der Endkurs, der etwas an die Rainbow Road aus Mario Kart erinnert. Die Streckengrafiken sollte jeder aus früheren Sonic Spielen kennen. Das Konzept wurde nämlich daraus entnommen [Bsp. Green Hill Zone]. Aber nicht nur das erinnert an die Jump and Runs vergangener Tage. Auch die typischen Elemente, wie Sprungfedern oder die überall verteilten Ringe fehlen natürlich in keinem Spiel des allseits bekannten Igels. Auch Gegenstandsfelder wie in Mario Kart gibt es, aus denen man mit etwas Glück die Boots für schneller laufen ergattern kann, oder aber andere Goodies, wie den ringansaugenden Blitz.

Hier sind wir auch schon bei den rennspieluntypischen Elementen angekommen. Ihr müsst nämlich nicht nur erster werden und die 4 Widersacher hinter euch lassen, sondern so ganz nebenbei auch noch Chaos Emeralds und goldene Münzen einsammeln [sowie Ringe um Tunnels zu öffnen]. Das Einsammeln ist dringend nötig, da ihr ansonsten fast nichts frei spielen könnt. Pures Gewinnen schaltet nämlich nur die 5. Strecke frei. Habt ihr nach einigen Versuchen pro Strecke einen ungefähren Überblick über diese und auch eine ungefähre Route im Kopf, wie ihr alles einsammeln könnt, dann geht es ans Üben um dies auch schnellstmöglich zu schaffen.

Habt ihr 5 Sonic Münzen eingesammelt stellt ihr euch einem der 4 bösen Nachbauten und müsst diese im Rennen schlagen. Gewinnt ihr gegen eine solche "Puppe", dürft ihr diese fortan selbst auswählen. Das Ganze ist recht schwierig, aber dennoch sehr kurz geraten. Nach 2-3 Tagen habt ihr alles frei anwählbar und es gibt nicht mehr vieles, was euch noch ans Pad fesseln könnte.

OK, da gibt es noch den Time Trial Modus. Dabei kann man die Strecken auch rückwärts belaufen und Modi anwählen in denen man Fangen spielt oder Ballons einsammeln muss. Jedoch wird auch dies schnell langweilig, da sich die Figuren einfach nicht ordentlich steuern lassen. Was bleibt ist also wirklich nur ein Kumpel und ein zweites Joypad. Doch auch für den Split Screen Mode gilt das selbe. Nach ein paar Runden ist der Spaß vorbei und man legt wohl wieder angemessenere Rennspielkost in das Laufwerk.

Das größte Manko des Mehrspielermodus ist nämlich der noch stärkere Grafikaufbau. Wenn man hier die Strecken nicht absolut auswendig kennt ist Sense. Dennoch, ein gewisser Spaß lässt sich dem Titel nicht absprechen, zumindest nicht, bis man einmal alles frei gespielt hat, denn von da an weiß man einfach nicht mehr was man machen könnte.

Auf technischer Seite zeigt sich Sonic R recht gut. Negativ fällt die sehr geringe Sichtweite auf, die allerdings dadurch überdeckt wird, dass man im Hintergrund ein streckentypisches Bild sieht, welches die Augen etwas von dem katastrophalen Aufbau ablenkt. Ansonsten sind die Stages allerdings liebevoll designt. Speziell die Texturen sind auf höchstem Saturn Niveau. Auch die Charaktere sind recht aufwändig modelliert. Der Saturn kommt dabei kaum ins Schwitzen. Nur sehr vereinzelnd auftretende Einbrüche der Framerate, lassen den Eindruck einer Überforderung der Hardware kaum aufkommen.

Alles in allem ist die Grafik Engine von Sonic R sehr gut, man hätte sie allerdings für ein anderes Sonic Spiel einsetzen sollen. Speziell die ansonsten auf Saturn kaum zu bestaunenden Transparenzeffekte und Spiegelungen sind sehr gut gelungen. Ab und an kommt die Kamera allerdings nicht mehr ganz mit - was aber auf die sehr verwinkelten Streckensegmente zurückzuführen ist. Da haben sich die Entwickler wohl selbst ein Bein gestellt.

Nicht ganz so modern kommt der Sound daher. Man bediente sich typischer Sonic Geräusche aus den 16 Bit Zeiten. Jeder sollte die alten Jump Sounds noch in Erinnerung haben. Auch der typische Klang, der ertönt wenn man einen Ring einsammelt, ist aus alten Tagen im Gedächtnis geblieben. Hierbei hätte man sich deutlich mehr Mühe geben können. Dafür ist die Musik sehr schön gelungen. Jede der Stages [auch Titelscreen und Outro] haben ein eigenes Musikstück, welches stets sehr passend ist und von "Can you feel the Sunshine?" bis hin zu "Living in the City" jeweils sehr gut zur Umgebung passt. Die Stücke befinden sich übrigens als CDDA Tracks auf dem Silberling und können somit auch auf der heimischen Stereoanlage angehört werden.

Abschließend möchte ich noch hinzufügen, dass Sonic R auch als Fun Racer keine Daseinsberechtigung hat, da es im Mehrspielermodus einfach fast keinen Spaß bereitet. Das Spiel ist eine Art Jump´n Run Racer und kann Fans des Igels wahrscheinlich durchaus für 2-3 Tage unterhalten, aber mehr ist es beim besten Willen nicht.