Review

Dreamcast-Review

Skies of Arcadia

veröffentlicht am Sonntag, den 20. September 2009
Entwickler
Overworks
Genre
Rollenspiel
Erscheinungsdatum
April 2001

In Skies of Arcadia spielt sich das gesamte Weltgeschehen, wie der Name schon vermuten lässt, im Himmel ab. Alle Kontinente schweben dank sogenannter Moon-Crystals in der Luft. Der eigentliche Boden befindet sich unter einer dicken schwarzen Wolkendecke und ist für Menschen wegen des hohen Luftdrucks eigentlich unbewohnbar. Als Transportmittel dienen Schiffe, die dank der Moon-Crytals als Sprit, durch die Lüfte fliegen. Wie damals bei uns auf den Ozeanen ziehen auch hier Piraten ihre Bahnen und plündern fremde Schiffe. In der Welt von Arcadia gibt es dabei allerdings einen feinen Unterschied. Die „Blue Rogues“ bestehlen nur reiche Schiffe und geben die Beute den Armen, die „Black Pirates“ hingegen überfallen alles, was ihnen vor den Bug kommt. Vyse Dyne, der Titelheld des Spiels, ist ein Mitglied der ersten Gruppierung und immer auf Abenteuer aus.

Als er eines Tages mit seiner Sandkastenfreundin Aika und der restlichen Mannschaft seines Vaters ein Militärschiff des Valua Imperiums erfolgreich angreift, befreit er dabei zufällig ein fremdes Mädchen namens Fina. Was anfangs nur wie eine Entführung wirkte, entpuppt sich später als weitaus bedrohlicher. Schon bald wird klar, dass Fina nur ein Schlüssel für die finsteren Pläne des Valua Königreiches darstellt und das Schicksal der ganzen Welt auf dem Spiel steht.

Grafisch macht Skies of Arcadia eine ausgezeichnete Figur und bietet kaum Anlass zur Kritik. In den äußerst abwechslungsreichen Szenarien bekommt man prachtvolle Bauten, gemütliche Dörfer, idyllische Landstriche und insgesamt unzählige Details zu sehen, die alle mit tollen Texturen überzogen wurden. Dank der 3rd-Person-Perspektive wirkt die gesamte Atmosphäre sogar noch intensiver als bei Grandia 2 und man taucht vollkommen in das faszinierende Universum über den Wolken ein.

Die Charaktermodelle sehen ebenfalls klasse aus und sorgen mit witzigen Minenspiel in vielen Situation für einige Lacher. Während der Schiffsfahrten wird der Detailgrad logischerweise etwas zurückgeschraubt, die Weitsicht bleibt aber weiterhin beeindruckend. Für weitere Hingucker sorgen die wunderschönen Lichteffekte der Magie- und Spezial-Angriffe, welche die Charaktere und Feinde während der Kämpfe aufeinander loslassen.

Wie bei den meisten aufwendigen Rollenspielen ist auch bei Skies of Arcadia die Musik ganz große Klasse. Abenteuerlich und fröhlich bei den Helden, finster und bedrückend bei den Bösewichten. Auch die musikalische Begleitung in den verschiedensten Welten passen meist immer perfekt zum jeweiligen Setting, so dass man sie mit der Zeit sogar leise mitsummt. Die Soundeffekte klingen alle sehr überzeugend, jedoch nicht so variantenreich wie bei Grandia 2. Auch bei der Sprachausgabe hatte letzterer Titel die Nase vorne. Hier werden lediglich kurze Ausrufe und einzelne Sätze nach einem gewonnen Kampf geboten.

Dialoge bleiben unvertont und müssen gelesen werden. Da man das Spiel aber vollständig ins Deutsche übersetzt hat, kann man dies locker verschmerzen, zumal sich der teils hohe Wortwitz einem eher eröffnet. Überhaupt weiß die Qualität der Konversationen sehr zu gefallen. Dadurch erkennt man auch meist sehr gut die unterschiedlichen Charaktertypen und schließt alle Personen schon sehr schnell in sein Herz.

Das Handling geht jederzeit voll in Ordnung. Vyse lässt sich gut durch die Welten dirigieren (durch eine frei schwenkbare Kamera verliert man übrigens nie die Übersicht) und auch die Schiffsfahrten durch den Himmel funktionieren sehr präzise und einfach. Das Wichtigste sind aber natürlich die Kämpfe. Die Feinde kann man in den Dungeons aber leider nicht erkennen und so wird immer per Zufall in den Kampf-Modus geschaltet. Einige wird solch ein System vielleicht etwas nerven, man sollte sich aber auch immer vor Augen führen, das man diese Auseinandersetzung braucht, um sich zu verstärken und im späteren Verlauf bestehen zu können. Außerdem ist das Kampfsystem sehr gut gelungen und macht soviel Spaß, dass dieses kleine Manko gar nicht so sehr stört.

Kurze Erklärung: Während der rundenbasierten Kämpfe benutzen alle Charaktere einen und denselben Spezial-(Spirit-)Balken für Magiezauberein und ihre eigenen Super-Attacken. Da die Reihenfolge, in der Gegner und Partymitglieder ihre Befehle ausführen, nicht ersichtlich ist, sollte man sein Vorgehen gut durchdenken und auf jede Situation vorbereitet sein. Die Feinde greifen meist die Schwächsten an, also sollte man sich mit ihnen auch häufiger mal schützen. Um den Spiritbalken, der sich nach jeder Runde um eine bestimmte Zahl immer wieder automatisch regeneriert, weiter zu füllen kann man auch den Fokus-Befehl anstatt eines Angriffes einsetzten, damit am besten der stärkste Held in der nächsten Runde die fiesen Kreaturen mit seinem härtesten Angriff plätten kann.

Selbstverständlich kann man auch Items verwenden, wenn man gerade keine Magie- oder Spezial-Attacke „bezahlen“ kann. Ein weiteres Taktisches Element ist das Wechseln der Farben der eigenen Waffen, wobei jede für ein Element steht. Denn folglich sind Feuerkreaturen gegen ihr eigenes Element sehr resistent, lassen bei einem Angriff mit purpurfarbener (=Eis) Klinge aber viele Hitpoints. Nach jedem Kampf werden dann wie üblich alle Charaktere in ihren Fähigkeiten aufgelevelt, erhalten mit der Zeit aber auch, je nachdem welche Waffenfarben bzw. Kristall sie gebrauchen, entsprechende Magiezauber. In einer Statistik lässt sich jederzeit einsehen, wie viele Punkte einem noch zum Erlernen eines neuen Zaubers fehlen und man sollte danach richtend die Farben einsetzen.

Neben diesen Zufalls-Kämpfen gibt es auch noch, sehr passend zur Piraten-Thematik, rundenbasierende Schiffsschlachten. Diese laufen noch planbarer ab, da man in einem Fenster die genaue Reihenfolge der Befehle festlegen kann und auch einen Einblick bekommt, wie der Gegner sich verhalten wird. Dadurch sind solche Auseinandersetzungen aber nicht minder anspruchsvoll und die Spielzüge müssen ebenfalls dank des gemeinsamen Spiritbalkens für alle Charaktere durchdacht sein. Hier kann man mit jeder Person aber alle Kanonen und sonstigen Funktionen ausführen. Nach einigen Runden wird man zudem immer im Multiple-Choice-Verfahren gefragt welche Taktik man einschlagen möchte, was auch erhebliche Auswirkungen auf den weiteren Kampfverlauf hat.

Das Aufleveln der Charaktere und das Verstärken des eigenen Schiffes sind wie in vielen anderen Rollenspielen die ausschlaggebenden Faktoren für die unglaublich hohe Motivation. Dank der Mischung aus Dungeonexpeditionen mit Kämpfen und kleinen Rätseleinlagen sowie den Schiffsreisen in einer Art Oberwelt samt Himmelsschlachten und dem Erforschen neuer Gebiete ist der Spielverlauf so abwechslungsreich und nonlinear, dass es nie eintönig wird. Die ungemein spannende Story tut ihr übriges dazu und fesselt den Spieler gnadenlos ans Pad. Abseits der Geschichte kann man sogar Entdeckungen sammeln. Immer wenn die Kompassnadel wie wild ausschlägt, muss man einfach nur den A-Button drücken und schon hat man eine Kuriosität gefunden.

Die Information darüber kann man in den Städten zu Geld machen und sich davon neue Waffen und Schiffsteile kaufen. Darüber hinaus kann man später den Aufbau seines eigenen Hauptquartiers bestimmen und sich seine eigene Mannschaft auf der ganzen Welt zusammenstellen. Die Möglichkeiten sind echt beachtlich, obwohl ich mir vielleicht noch ein paar mehr Sidequests gewünscht hätte. Die Spielzeit ist mit rund 50 Stunden aber sowieso mehr als zufriedenstellend und daher sind Zusatzaufgaben eigentlich auch gar nicht so wichtig. Falls man sich einfach nicht dem Spiel entziehen kann, gibt’s als besonderen Bonus sogar das kurzweilige VMU-Spiel „Pinta’s Quest“ für unterwegs.

Fazit von
8
Gratulation Sega, was Overworks hier mit Skies of Arcadia abliefert, ist fast zu schön um wahr zu sein und toppt sogar noch das enorm starke Grandia 2! Das Universum, in das der Spieler entführt wird, wurde mit so viel Liebe gestaltet: Wunderschöne Landschaften, außergewöhnliche aber doch glaubhafte Protagonisten und eine spannende Geschichte, die zu jeder Zeit überzeugt und einen stets in den Bann zieht. Die Technik steht dem in nicht viel nach, und vermittelt in jeder Situation eine faszinierende Atmosphäre. Spielerisch bedient man sich zwar etwas angestaubter RPG-Elemente, die aber durch ihre erstklassige Ausführung Motivation für mehrere Wochen garantieren und aufgrund der Freiheiten den Spielspaß niemals stagnieren lassen. All diese überragenden Qualitäten verbinden sich zu einem traumhaften Erlebnis, welches man nie vergessen wird. Eines der größten Abenteuer aller Zeiten!!!
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