Review

Gamecube-Review

Shadow the Hedgehog

veröffentlicht am Sonntag, den 20. September 2009
Entwickler
Sonic Team
Genre
Jump'n'Run
Erscheinungsdatum
18. November 2005

Noch am Anfang der Dreamcast Ära kannte ihn niemand, doch als es um SEGAs letzte hauseigene Konsole schon fast geschehen war, tauchte er zum ersten mal auf, in Sonic Adventure 2 war das. Relativ schnell hat sich eine große Fangemeinde um den schwarzen Igel aufgebaut, die dann auch noch wuchs, als er erstmals auf einer Konsole aus dem Hause Nintendo erschien. Seinen nächsten Auftritt hatte er im Multiplattformtitel Sonic Heroes und die Anzahl seiner Fans erreichte die des originalen blauen Igels, vielleicht übertraf sie sie auch...

Nun steht er da, alleine, und blickt von einem abgelegenen, idyllischen Plätzchen aus auf die Stadt Westopolis. Wie schön sie doch ist! Das Einzige, an das er sich erinnern kann, ist sein Name: Shadow the Hedgehog! Doch wieso ist sein Gedächtnis so gut wie leer? Warum verfolgen ihn Bilder aus seiner Vergangenheit?

Auf einmal ziehen dunkle Wolken auf und ausserirdische Monster fallen vom Himmel, die von der Stadt nicht viel mehr als ein Bild der Verwüstung übrig lassen. Als Shadow diesem Anblick den Rücken zudrehen will, erscheint eine mysteriöse Gestalt: Black Doom, der Anführer dieser Kreaturen, die sich Black Arms nennen! Er spricht von einem „Tag der Abrechnung“ und nennt Shadow beim Namen. Er weiß offensichtlich wer unser Igel ist, und nicht nur das...

Nachdem Black Doom unserem Held befiehlt, die sieben Chaos Emeralds für ihn zu suchen, verschwindet er auch schon, ohne auf Shadows Fragen zu antworten: Wer ist dieses Ding und woher kennt er ihn? Shadow weiß was zu tun ist und macht sich auf in Richtung der zerstörten Stadt....

Dieser zweiminütigen Rendersequenz folgt in der Metropole Westopolis euer erster Einsatz, der mit einem freien Fall durch eine Häuserschlucht beginnt. Schon nach kurzer Zeit werdet ihr mit der ersten Neuerung konfrontiert, als ein Soldat der GUN (Guardian Units of Nation), die im Auftrag der Regierung übrigens gegen die Black Arms kämpfen, von einem Laser aus dem Himmel, geschickt von den Ausserirdischen, getroffen und sogleich getötet wird. Seine Waffe bleibt neben ihm liegen und ihr könnt...ja, ihr könnt sie aufsammeln und natürlich auch benutzen! Abgefeuert wird mit der B-Taste, die in den Vorgängern für den Light Dash zuständig war. Wenn die Munition knapp wird, könnt ihr entweder einfach einen weiteren (unschuldigen) Soldaten töten und ihm seine Waffe abknüpfen oder eine Munitionsbox der GUN suchen, die überall in den Levels verteilt sind.

Natürlich besitzen auch die Black Arms bewaffnete Streitkräfte, deren Laserpistolen ihr genauso verwenden könnt. Zielen ist mit allen Schusswaffen entgegen Befürchtungen nicht schwer: einfach in die Richtung des Gegners blicken und schon wird dieser anvisiert.
Insgesamt lässt das Waffenarsenal keine Wünsche offen und bietet die verschiedensten Schießeisen. Neben üblichen menschlichen Pistolen, Bazookas, Gewehren und Raketenwerfern sowie ausserirdischen Schwertern, Laser oder Wurmwerfer könnt ihr auch mit allerhand anderen Objekten in den Kampf ziehen, so zum Beispiel Straßenschilder, Äste oder Fakeln.

Seit der Ankündigung des Spiels und diesem neuen Feature waren nicht Wenige skeptisch, doch das Konzept geht meiner Meinung nach voll auf und bringt frischen Wind ins Spiel. Wer darauf aber verzichten möchte und seinen Gegnern mit dem Homing Attack traditionell zeigen möchte, wo der Haken hängt, hat nichts zu lachen, denn einige Levels sind nur durch Hilfe der Waffen möglich oder zumindest sehr viel leichter.
Auch kommen im ersten Level bereits zwei weitere Neuerungen hinzu: Zum einen dürfen zur meist sichereren und teilweise auch schnelleren Fortbewegung Fahrzeuge benutzt werden; Der Air Saucer, ein Schwebefahrzeug der Black Arms dient beispielsweise zum Überqueren von Flüssen aus giftiger Säure, das Jump Vehicle der GUN für extrem hohe Sprünge zu normal nie erreichbaren Ebenen. Alltägliche Fortbewegungsmittel wie ein Sportwagen oder Motorrad sind auch mit von der Partie.

Zum anderen könnt ihr keine Charaktere mehr zum Spielen auswählen – ausser Shadow. Logisch, das Spiel trägt nicht umsonst seinen Namen. Doch Sonic, seine Freunde und Feinde tauchen auch hier auf. In jedem Level begegnet ihr jeweils zwei, im ersten wären das der blaue Igel und Doom’s Eye. Beide wollen, dass ihr ihnen helft – auf ihre jeweilige, eigene Art und Weise. Sonic möchte alle Aliens ausgelöscht haben, Mr. Doom dagegen möchte die GUN Truppen leiden sehen. Es bleibt euch selbst überlassen, zu wem ihr haltet – wenn ihr überhaupt zu jemanden halten wollt! Es gibt nämlich auch noch die Option, alle Levels neutral zu beenden, was meistens durch das Finden des Chaos Emeralds geschieht. Dies ist die einfachste Art, doch ihr müsst auf Ratschläge der möglichen Wegbegleiter verzichten.
Von der Mission die ihr erledigt hängt der komplette weitere Spielverlauf ab. Ihr entscheidet, ob ihr gut oder böse seid!

Die Level sind bedingt durch die Waffen zwar nichtmehr ganz so schnell wie in den Vorgängern, aber mindestens genauso abwechslungsreich wie die Aufgaben. Mal befindet ihr euch in Eggmans pompösen „Circus Park“, erbaut aus Ringen aller Welt, erhellt mit fantastischen Feuerwerken. Ein anderes Mal werdet ihr 50 Jahre zurück in die Vergangenheit versetzt und dürft zusammen mit Maria, der Tochter von Eggmans Großvater, Dr. Gerald Robotnik, die ARK unsicher machen – oder vom Ergebnis eines misslungenen Experiments retten. Dieses so wie viele andere der insgesamt 22 Level auch tragen sehr viel zum Verständnis der Story bei und sind für Fans der Serie ein Traum, da man wirklich einiges rund um die gesamte Vergangenheit der Charaktere erfährt.

Traditionell gilt es in jedem Level neben dem Erledigen der Aufgaben natürlich auch hier wieder, möglichst viele Ringe zu sammeln, denn stellt ihr euch ohne diese den Gefahren, bedeutet das schnell „BlackOut“. Doch habt ihr bei einem Treffer durch den Gegner in den älteren Teilen noch alle Ringe verloren, werden in Shadow the Hedgehog nur noch 10 abgezogen. Habt ihr die Hundert dann mal voll, gibt´s ein neues Leben aufs Konto, was meiner Meinung nach viel schneller und einfacher als in den Vorgängern geht.

Damit ihr ein Level wohlmöglich nicht beenden könnt, weil ihr ziemlich am Anfang zum Beispiel einen zu vernichtenden GUN Soldat übersehen habt, gibt’s in Shadow the Hedgehog die Option, sich mittels fairer Rücksetzpunkte im Level umherzubeamen.
Zusammenhängend mit den neuen Features könnt ihr in jedem Level 5 Schlüssel einsammeln, mit denen ihr ein Tor öffnet, hinter dem sich Waffen, Fahrzeuge oder gar neue Wege befinden.

Jedem erfolgreich abgeschlossenen Level folgt eine (manchmal gerenderte) Zwischensequenz, die die Story ein Stückchen weitererzählt. Dabei ist sehr auffällig, dass sie bei der Dark-Mission viel ausführlicher und länger ausfallen, als bei der neutralen oder Hero-Mission. Nach einigen Levels gibt´s auch kleine Zwischenendgegner, die gewöhnlich mit der richtigen Taktik aber sehr schnell erledigt werden.

Letztendlich ergeben sich aus den von euch individuell gewählten Wegen insgesamt 10 verschiedene Enden, alle verbunden mit einem mehr oder weniger schwierigen Endgegner. Mit Hilfe der sieben gesammelten Chaos Emeralds lüftet Shadow jeweils ein Stückchen seiner Vergangenheit.
Habt ihr alle 10 Enden einmal freigespielt, folgt der Höhepunkt des Titels: Die Last Story, in der Shadow dem Anführer der Black Arms zeigt, wozu er wirklich in der Lage ist!

Technisch kann Shadow the Hedgehog leider nicht so überzeugen wie mit der durchdachten Story und der gesamten Präsentation. Die Grafik ist zwar nicht die Schlechteste, doch gab es auf dem Gamecube schon Besseres zu sehen. Während die Hauptcharaktere noch wirklich schön anzusehen sind, wurden die meisten Gegner recht abwechslungsarm gestaltet. Die Explosionen aber können oftmals wirklich beeindrucken, auch wenn die Framerate dabei ein wenig in die Knie geht.
Aus den Fehlern der Vorgänger hat SonicTeam aber leider nicht gelernt, so gibt es wieder starke Kameraprobleme und es kann schon vorkommen, dass man deshalb mal ganz tief in den Abgrund stürzt. Auch ist die Steuerung wieder nicht ganz ausgereift. Möchtet ihr einen Gegner nah an der Levelbegrenzung mit dem Homing Attack erledigen, kann es leicht passieren dass ihr danach keinen festen Boden unter den Füßen mehr habt, da sich Shadow nach der Attacke nicht mehr in die gewünschte Richtung steuern lässt.

Ganz anders sieht es beim Sound und der musikalischen Untermalung aus. Hier zeigt Sound Director Jun Senoue nämlich was er kann und so gibt es passende Stücke zu jedem Level und krachende Effekte. Besser hätte man es garnicht machen können, nur leider gibt es die Vocal Songs nur noch nach jedem Ende. Die Tracks kommen dafür vom bereits bekannten Duo Crush40, doch auch Julien-K ist wieder mit von der Partie. Weitere Bands haben ebenfalls ihre Auftritte und so gibt es rockige Stücke mit Ohrwurmgarantie!

Fazit von
6
Als ich das erste Mal von Shadow the Hedgehog hörte, war ich wirklich sehr skeptisch. Das legte sich jedoch mit der Zeit und seit dem Anzocken auf der GamesConvention stand es fest: Shadow the Hedgehog muss her! Für mich als Fan der Serie hat sich die Anschaffung wirklich gelohnt. Es macht Spass, und das ist doch die Hauptsache! Wenn ihr ein Jump’n’Run mit Actioneinlagen sucht und über die technischen Mängel hinwegsehen könnt, kann ich euch Shadow the Hedgehog nur ans Herz legen, Fans greifen schon aufgrund der Story sowieso zu!
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