Review

Playstation 3-Review

Planet 51

veröffentlicht am Donnerstag, den 03. Dezember 2009
Entwickler
Pyro Studios
Genre
Action-Adventure
Erscheinungsdatum
06. November 2009

E.T. einmal anders: während in Film und Buch meist technisch weit fortgeschrittene Außerirdische absichtlich oder ungewollt auf der Erde landen, dreht Planet 51 den Spieß um. Hier sind die Menschen die Aliens, die Aliens die Einheimischen und der Wissensstand Letzterer gerade einmal auf dem Stand unserer 50er Jahre. Ein Rollentausch der Sci-Fi-Klischees also – und auf Konsole eine erschreckend konventionelle Spielumsetzung.

Lem, so der Name des Fühler tragenden Protagonisten von Film und Spiel, übernimmt in der Geschichte die Rolle des altruistischen Laufburschen und ist den Großteil der Spielzeit über das virtuelle Alter Ego. Die drei weitläufigen Gebiete – Vorstadt, Stadt und Wüste – sind frei begehbar und borgen sich ihre spielerischen Inhalte aus der populären Grand Theft Auto-Serie. Bei auf der übersichtlichen Karte markierten NPCs holt man sich Aufträge und Missionen ab, die mal mehr, mal weniger in den Verlauf der Story passen; oft flieht man vor Polizeit und Militär oder eskortiert den Astronauten Chuck zu einem neuen Versteck, ab und an werden diese Aufgaben jedoch von sinnfreien Beschäftigungen unterbrochen und ihrer Dynamik beraubt. Wenn Chuck sich nach einer rasanten Flucht in einer Mülltonne versteckt und Lem währenddessen einem Hotellier beim Einparken der Kundenautos helfen muss, wirkt das äußerst absurd.

Schnell fällt jedoch auf, dass diese narrativen Stolpersteine nichts weiter als Mittel zur Streckung der Spielzeit sind. Sucht man abseits der Geschichte nach Nebenquests, findet man lediglich jene bis dato abgeschlossenen Aufgaben der Hauptstory. Rasen mähen, Zeitungen austragen, Wettrennen fahren und an Stock-Car erinnernde Verschrottungsorgien klingen nach spaßiger Abwechslung, sind aber nichts weiter als schlecht implementierte Subquests. Jede dieser Aufgaben ist in zehn Stufen unterteilt, welche mit Belohnungen wie neuen Fahrzeugen winken, inhaltlich aber allesamt völlig identisch ablaufen. So fährt man in den Wettrennen zehn mal nahezu exakt die gleiche Strecke – und verliert man zwischendrin die Lust und beendet die Nebenquest, muss beim nächsten Mal von vorne begonnen werden. Das 50er-Jahre Setting hatte augenscheinlich enormen Einfluss auf das Spieldesign.

An festgelegten Stellen lösen Chuck und Rover - seine von der Erde mitgebrachte Aufklärungsdrohne - ihren grünen Freund ab. In der Rolle des Astronauten müssen gradlinige Jump’n’Run-Abschnitte bewältigt werden, welche dank einer unpräzisen Steuerung und nerviger QTEs den Tiefpunkt des Spieles darstellen. Drohne Rover hingegen ist das Planet 51-Pendant zu Sonic Adventures Knuckles und darf sich mit banalen Suchaufgaben rumschlagen oder in gescripteten Schleichabschnitten wichtige Gegenstände aus dem Besitz des Militärs entwenden. Letzteres klingt spannender als es ist, muss man letzten Endes nichts weiter tun als einem Scheinwerfer folgen und vermeiden, aus dem Lichtkegel zu rollen – etwaigen Widersprüchen zwischen „Lichtschein“ und „Stealth“ werden dabei vom Spiel keine Beachtung geschenkt.

Jede dieser Aufgaben schaltet Fahrzeuge und/oder Spielfiguren für den Multiplayermodus frei. Die Fahrzeuge sind derweilen unterteilt in Fahrräder (ohne Räder), Autos, Sportautos und Pick-Ups und lassen sich an sogenannten „Spendern“ materialisieren um die Laufwege zu verkürzen. Trotz, oder gerade wegen der enormen Auswahl an fahrbaren Untersätzen unterscheiden sich die einzelnen Gefährte nur unwesentlich voneinander, sowohl optisch wie in Bezug auf Geschwindigkeit und Steuerung. Ist hingegen weit und breit kein Spender zu sehen, lassen sich auch in bester GTA-Manier herumfahrende Vehikel nutzen – im Gegensatz zum Vorbild aber völlig gewaltfrei, da alle NPCs Lem bereitwillig ans Steuer lassen.

Im eben erwähnten Multiplayermodus kann man bis zu drei Mitspieler im Splitscreen zu Wettrennen oder Autoscooter-Partien herausfordern. Kurzzeitig unterhaltsam, auf Dauer wegen der äußerst beschränkten Spielmodi aber nicht fesselnd. Ein Koop-Modus hätte das Spiel unter Umständen enorm bereichert.

Lob verdient die künstlerische Gestaltung des 51ten Planeten. Die Grafik ist klar und sauber, der Knetgummilook ein perfektes Abziehbild der animierten Vorlage und die verschwenderisch große Spielwelt wirkt nachvollziehbar und logisch aufgebaut. Ernüchternd hingegen sind Mimik und Vertonung der Zwischensequenzen; Charakter sehen sich in einem Dialog nicht an, Lippensynchronität ist ein Fremdwort, Enthusiasmus seitens der Sprecher ebenso und wenn in dramatischen Sequenzen ein Grinsen auf Lems Gesicht steht, ist das kein Sarkasmus, sondern das Ergebnis von zu wenig Entwicklungszeit. Gleiches gilt für die leider häufigen Grafikfehler wie Ruckler und Tearing, welche einen zusammen mit den sich andauernd wiederholenden Sprachsamples des Protagonisten aus der anfänglich perfekt umgesetzt geglaubten Welt hinausreißen.
Musikalisch gibt sich Planet 51 häufig dezent und selten pompös. Beachtlich dabei ist jedoch die hohe Qualität der Kompositionen, welche den Vergleich mit Hollywood-Filmen nicht zu fürchten brauchen.

Fazit von
5
Planet 51 wirkt auf den ersten Blick wie eine ungewöhnlich gute Lizenzversoftung; die durchaus schöne Spieltwelt weiß zu gefallen und die frei begehbaren Gebiete lassen auf gute Unterhaltung hoffen. Leider zeigt sich das spielerische Gerüst relativ uninspiriert und langweilt mit repetitiven Missionen und wenigen Geheimnissen. Die rund sechs bis sieben Stunden Spielzeit wirken in Anbetracht der riesigen Welt wenig, schaffen es aber dennoch nicht, mit interessanten Aufgaben aufzuwarten. Jüngere Freunde des Films werden mit Lem & Co. zwar ihre Freude haben, unter Umständen aber den gegen Ende erstaunlich hohen Schwierigkeitsgrad zu verfluchen wissen. Und die pädagogisch fragwürdigen Ladebildschirmtexte werden währenddessen von den Eltern mit einem Stirnrunzeln betrachtet – zurecht.
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