Review

Playstation Portable-Review

Phantasy Star Portable

veröffentlicht am Montag, den 21. September 2009
Entwickler
Sonic Team
Genre
Rollenspiel
Erscheinungsdatum
17. April 2009

Phantasy Star war lange Zeit eine Pionierfranchise aus dem Hause SEGA, welche sich mit jeder Fortsetzung abermals übertraf. Als Final Fantasy-Gegenstück für darbende Master System-Besitzer beeindruckte das Seriendebüt vor allem mit fantastischer Optik, Teil vier bestach mit einer komplexen Geschichte und der Serien-Neubeginn Phantasy Star Online sollte die revolutionären Onlinekomponente von SEGAs Dreamcast in aller Munde bringen. Jetzt, acht Jahre später, besucht die Serie Sonys Kleinsten – und lässt den Spieler völlig allein.

Phantasy Star Portable wird offiziell als Nachfolger des 2006 erschienen Phantasy Star Universe (kurz: PSU) und dessen Add-On Ambition of the Illuminus gehandelt. Tatsächlich erzählt das Spiel eine wenig spannende und wendungsarme Geschichte, welche nach den Geschehnissen der eben erwähnten Vorgänger stattfindet, rein faktisch betrachtet handelt es sich bei Phantasy Star Portable jedoch lediglich um einen Port. Alle Gebiete, Gegner und Bosse wurden aus dem großen Bruder übernommen und nur wenige Gegenstände tragen das Prädikat exklusiv. Die Wiedergeburt aller in PSU vernichteten SEED ruft selbstverständlich auch alte Bekannte auf den Plan, darunter PSU-Protagonist Ethan Waber, welche nun als Gastcharaktere mit auf Monsterjagd gehen.

Denn im Gegensatz zum unklugen Zwang, in PSU einen festgelegten Charakter zu steuern, gibt einem Phantasy Star Portable vor Spielbeginn die Möglichkeit, einen eigenen Charakter zu erstellen. Zur Wahl stehen vier verschiedene Rassen – Humans, Beasts, Newmans und CASTs – welche allesamt unterschiedliche Stärken in punkto Angriffskraft, Schnelligkeit oder Magiebegabung aufweisen. Zusätzlich zur Rassenwahl lassen sich die Vorzüge der Figur durch die Wahl einer bestimmten Klasse noch weiter in die Höhe treiben – oder je nach Spielstil die Schwächen dezent aushebeln. Ein recht umfangreicher Editor lässt einem bei der Gestaltung der eigenen Figur freie Hand; Körperbau, Gesichtszüge, Frisur, Hautfarbe und Stimmlage lassen sich mit nur wenigen Tastendrücken individuell festlegen.
Dass eine frei erstellte Figur nicht in eine festgelegte Rolle schlüpfen kann ist verständlich, weshalb sich die - ausschließlich in englisch stattfindende - Kommunikation des Protagonisten mit seinen/ihren Gefährten auf wenige Einzeiler beschränkt, die man in regelmäßigen Abständen selbst auswählt. Den Storyverlauf verändern oder mehrere Enden ermöglichen tun diese Wahlmöglichkeiten allerdings nicht.

Was erzähltechnisch für einige Stolpersteine sorgt, macht in Anbetracht der Multiplayerwurzeln der Serie Sinn, denn der eigens für die Geschichte erstellte Charakter lässt sich auf Wunsch auch für gesellige Metzelrunden mit Freunden verwenden. Gesellig deswegen, weil Phantasy Star Portable ohne Onlinekomponente daherkommt. Was in Japan aufgrund einer völlig anderen Mentalität zum Videospielen durchaus funktioniert, erweist sich im solitären Westen als selbst geknoteten Strick. Zwar existieren inoffizielle Möglichkeiten zum Online-Treff und ein Umweg über die Playstation 3 wurde angekündigt, an und für sich ist Phantasy Star Portable jedoch offline und lediglich auf lokale Mehrspielerpartien ausgerichtet. Wer also nicht zufällig drei Bekannte im Besitz der Hard – und Software hat, welche zufälligerweise im Spiel das gleiche Level haben und Sonntag Nachmittags zu Verfügung stehen, guckt in die Röhre. Unnötig zu erwähnen, dass sehr viele Leute in die Röhre gucken werden.

Einem Wink des Schicksals ist es zu verdanken, dass sich Phantasy Star Portable durch diesen Mangel nicht selbst als überflüssig abstempelt. Denn trotz seiner Wurzeln auf Heimkonsolen ist das kurzweilige Gameplay erstaunlich „Handheld-freundlich“. Ob in Werbepausen beim Fernsehen, in der U-Bahn oder schlicht vor dem Einschlafen; eine schnelles Spiel ist jederzeit möglich. Regelmäßig findet man bessere Ausrüstungsgegenstände, neue Waffen oder steigt Level auf – weder zu häufig, noch zu langsam, sodass genau das richtige Maß gefunden wurde um für einen langen Zeitraum zu motivieren.

Das hat auch SEGA erkannt und das Spiel in fast allen Belangen für das mobile Format perfektioniert. Die einzelnen Gebiete sind wesentlich linearer als noch in PSU und bis auf das obligatorische Suchen von Schlüsselsteinen wurden dieses Mal keinerlei Bremsen in das Gameplay integriert. Auch die frei begehbaren Städte außerhalb der Missionen fielen der Portierungsschere zum Opfer und wurden durch ein Menü ersetzt, welches einen komfortabel zu Shops, Missionen und dem Guardians Hauptquartier – der Anlaufstette für obligatorische und optionale Missionen - weiterleitet. Die in PSU äußerst beliebten Zimmer sind noch vorhanden, allerdings nicht länger individualisierbar, da auch sie lediglich durch ein simples Menü auf den Kopf gestellt werden können. Hier kann man Gegenstände aufbewahren, die Kleidung wechseln, Informationen zu Gameplayfeatures einholen oder die Partner-Machine – das Gegenstück zu PSUs Bots – wechseln. Letztere lassen sich mit speziellen Items ausbauen und können auf Wunsch mit in die Schlacht genommen werden, wo sie als eigenständige Charaktere agieren.

Technisch musste das Spiel bei der Umsetzung nur wenige Federn lassen. Zwar wurde der Detailgrad der Umgebungen zurückgeschraubt, die Zwischensequenzen bis auf wenige Ausnahmen zu Dialogfenstern degradiert und die Weitsicht verringert, dennoch kann sich Phantasy Star Portable vor allem dank der sehr detaillierten Charaktermodelle sehen lassen. Lediglich die Steuerung leidet unter den wenigen Buttons der Hardware. Ein im Nahkampf metzelnder „Hunter“ wird sich daran zwar nicht stören und lediglich die Sicht mittels L-Button zentrieren müssen, Fernkämpfer werden jedoch vor allem mit der Ego-Sicht ihre Probleme haben, die sich in Kombination mit einer Schultertaste und dem Select-Knopf aktivieren lässt.

Fazit von
7
Nachdem SEGA es erfolgreich geschafft hatte, das Fehlen eines Online-Modus nicht nur zu verschweigen, sondern gar durch irreführende Formulierungen dessen Existenz vermuten ließ, war meine Enttäuschung groß, das erste „Phantasy Star Offline“ seit 2001 in Händen zu halten. Ist diese Enttäuschung jedoch erst einmal verflogen, zeigt sich das Spiel von seiner interessanten Seite. Nie war süchtig machendes Leveln so kurzweilig und befriedigend wie hier. Regelmäßig findet man bessere Ausrüstung, die einen zum Weiterspielen motiviert – ein Fakt, der sich leider nicht auf die langweilige Geschichte beziehen lässt, welche nahezu 1:1 die Geschehnisse aus Phantasy Star Universe kopiert und lediglich einige neue Charaktere auf die Reise schickt.
Insgesamt ist Phantasy Star Portable ein netter, unterhaltsamer Dungeon Crawler für zwischendurch, der jedoch durch das Fehlen eines Online-Modus gelitten hat.
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