OutRun 2

Anno 1986 beglückte SEGA alle Arcade Freunde mit dem Rennspiel OutRun. Schnelle Grafik und kultige Musikstücke begeisterten das Volk, und so wurde die spaßige Raserei 5 Jahre später für das SEGA Mega Drive umgesetzt. 17 Jahre später haben Fans mit OutRun2 endlich die Chance bekommen, erneut in Begleitung einer hübschen Beifahrerin durch malerische Umgebungen zu rasen und den Alltag zu vergessen.

Rennsimulation? Von wegen!
Bei OutRun2 handelt es sich um ein lupenreines Arcade Rennspiel. Simulationspuristen, die gerne an ihren virtuellen Wagen herumschrauben wollen, werden mit diesem Spiel nicht glücklich. Denn alles, was ihr bei OutRun2 tun müsst, ist Gas geben. Lediglich bei engen Kurven kommt eine zweite Taste zum Einsatz; die Bremse. Wer gefühlvoll vom Gas geht und dann kurz den linken Schalter zieht, driftet elegant und ohne Geschwindigkeitseinbußen um die Kurven.
Dies ist das ganze Spielprinzip von OutRun2, allerdings macht es in der Praxis weitaus mehr Spaß, als dieser Text es vermuten lässt.

Da es sich bei der X-Box Version um die Umsetzung des Arcade Automaten handelt, darf ein ,,Arcade“ Modus natürlich nicht fehlen.
Dieser ist, wegen seines Ursprungs, nicht sehr umfangreich und umfasst lediglich drei Spielmodi. Ersterer wäre, wie nicht anders zu erwarten, der OutRun Modus. Hier wählt ihr euer Fahrzeug, ein Musikstück und schon geht´s los. Euer Ausflug beginnt immer im gleichen Gebiet, der Palm Beach. Nach jedem Abschnitt gibt es zwei Ausfahrten, die euch jeweils in unterschiedliche Gebiete leiten. Bei diesen Ausfahrten könnt ihr den restlichen Schwierigkeitsgrad der Tour auch mehr oder weniger selbst bestimmen; Gebiete, die ihr über den linken Weg erreicht, sind meist leichter zu bewältigen, während die Gebiete, die euch hinter den rechten Ausfahrten erwarten engere Kurven und eine größere Verkehrsdichte aufweisen. Da ihr im Optionsmenü allerdings zusätzlich einen generellen Schwierigkeitsgrad einstellen könnt, sollten auch Anfänger die schwierigeren Gebiete meistern können.

Abhängig von eurer Route kommt ihr an verschiedenen Zielen an, von denen es 5 ins Spiel geschafft haben. Anfangs basiert die Motivation beim Spielen größtenteils auf Entdeckungen; man will wirklich jede der wunderschönen Landschaften einmal gesehen haben. Habt ihr aber erst einmal alle Enden gesehen, schaltet ihr zusätzlich zu der persönlichen Befriedigung noch das anfangs erwähnte, Original OutRun frei.

Während im Original die Wagen nur rot und flach waren, mussten für die Polygonmodelle richtige Flitzer geschaffen werden. Was empfiehlt sich da mehr, als sich die Ferrari Lizenz an Bord zu holen? Das dachte sich auch SEGA, und so finden sich Schmuckstücke in der virtuellen Garage wieder, von der Autoliebhaber im echten Leben nur träumen können; vom F50 über den F40 bis hin zum Enzo Ferrari sind (fast) alle exotischen Produktionen des Konzerns im Spiel vorhanden. Werbung für Unzerstörbarkeit und phänomenale Straßenlage inbegriffen.
Die Wagen unterscheiden sich in den Punkten Handling, Beschleunigung und Maximalgeschwindigkeit; Anfänger sollten zum Handlingkönig 246GTS greifen, während Profis den wahnsinnig schnellen, aber verhältnismäßig widerspenstigen Enzo Ferrari bevorzugen.

Zweiter Spielmodus im Arcade Menü ist der Heart Attack Modus. Hier müsst ihr das Herz eurer Beifahrerin nicht durch riskante Manöver zum Stillstand bringen, sondern es erobern. Das macht ihr am Besten, indem ihr den Wünschen der Dame Folge leistet; will sie spektakuläre Drifts sehen, solltet ihr die nächste Kurve mit ausbrechendem Heck nehmen. Ist ihr Wunsch, dass ihr viele Autos überholt, gebt ihr kräftig Gas. Beendet ihr erfolgreich, was auch immer die Dame von euch verlangt hatte, füllt ihr eine Herzanzeige. Je höher diese ist, desto besser, mehr als eine Highscorejagd ist aber auch dieser Modus nicht.

Dritter Modus im Bunde ist der Time Attack Modus. Viele Worte benötigt man hier nicht für eine Beschreibung, das Motto "Je schneller desto besser" dürfte genügen.
Alles irgendwo schon mal gesehen...
Ja, denn die oben genannten Spielmodi existieren ja auch im Arcade Automaten. Für die X-Box Umsetzung haben sich die Entwickler aber nicht lumpen lassen, und ein paar Extras eingebaut, die eueren Aufenthalt im OutRun Universum verlängern sollen. OutRun Challenge haben sie den neuen Spielmodus getauft und der Name ist Programm. In über 100 Aufgaben müsst ihr versuchen, mindestens den drittbesten Rang (A) zu erreichen, um weiterzukommen. Hier zeigt sich das Spiel erstaunlich abwechslungsreich; mal müsst ihr Tore durchfahren damit eure Zeit nicht abläuft, mal müsst ihr in einem Rennen unter die ersten drei kommen und so weiter.

Habt ihr eine gewisse Anzahl an Aufgaben geschafft, schaltet ihr das nächste Kapitel frei. Mit jedem Kapitel steigt der Schwierigkeitsgrad ein wenig, spätestens in Kapitel 6 fordert euch der Titel alles ab. Wenn man bedenkt, dass man da erst in der Hälfte ist, kann die Motivation schon mal sinken. Um sie hingegen wieder zu fördern, kann man einen Blick auf das werfen, das einem nach Abschluss eines Auftrages erwartet; neue Fahrzeuge, neue Strecken, sowie weitere Musikstücke sind die Belohnungen für eure Mühen. Das anfangs unterschätzte Arcade Spiel zeigt sich also von seiner umfangreichen Seite.

Wer öfters ein paar Freunde zur Hand hat, der sollte auch einen Blick auf den Multiplayermodus werfen. Ein Splitscreenmodus existiert bedauerlicherweise nicht, abwechselnd um Bestzeiten fahren ist aber möglich. Wenn die Freunde außerdem bereit sind, ihre Fernseher, ihre Konsolen und ihre OutRun2 Spiele mitzubringen, steht der LAN Party über System Link nichts mehr im Wege. Da die "Hardware Anforderungen" für eine solche allerdings extrem hoch sind, ist davon auszugehen, dass nur wenige Spieler diesen Modus ausgiebig nutzen können.

Besitzer eines Breitband Anschlusses freuen sich des Weiteren über eine X-Box LIVE Unterstützung, und können ihre Fahrkünste in Rennen gegen Konkurrenten aus aller Welt unter Beweis stellen.
Neben der nahezu perfekten Spielbarkeit überzeugt OutRun2 vor allem durch seine Technik. Die Grafik des Spieles ist atemberaubend und lässt den Spieler oft mit offenem Mund auf dem Sofa zurück. Egal ob ihr über die verschneiten Serpentinen einer Gebirgskette driftet oder das nächtliche Paris unsicher macht, alles beeindruckt mit einer enormen Weitsicht, einem wahnsinnigen Geschwindigkeitsgefühl und unzähligen Details. Getrübt wird dieser sehr positive Gesamteindruck leider durch kleinere Ruckler, die bei verschiedenen Missionen in schnellen Kurvengängen auftreten können. Hier hat noch etwas Feintuning gefehlt, denn ohne diese Framerate-einbrüche würde das Spiel grafisch auf der X-Box seinesgleichen suchen.

Zu 100% überzeugen kann hingegen die Musikuntermalung. Die nicht unbedingt zeitgemäßen Piepsmelodien in midi Qualität des Originals wurden überarbeitet und finden sich als Remixes im virtuellen Radio wieder. Aber auch viele neue Stücke wurden hinzugefügt und es dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Die überwiegend poppigen Songs sind zwar Japan-typisch sehr auffallend, diese untermalen aber perfekt die stimmige Urlaubsatmosphäre des Titels und nerven nie, im Gegenteil; schnell entdeckt man seine Lieblingsstücke und man träumt nur vor sich hin während man den Stücken lauscht und durch die Gebiete heizt.
Die Motorengeräusche der Karossen sind hingegen nicht unbedingt realitätsnah, ein Ferrari klingt wie der andere.