Review

Nintendo Wii-Review

Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen

veröffentlicht am Sonntag, den 20. September 2009

Denn in der Tat ist bei dem Titel schnell die Luft raus, wenn ihr alleine spielt. Wie bei vielen anderen Wii-Spielen vorher, kann sich auch bei Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen der volle Spielspaß erst im Multiplayer entfalten. An ausnahmslos allen Disziplinen könnt ihr im Einzelmatch- wie auch Zirkelmodus zu viert teilnehmen, größtenteils sogar parallel. Im Zirkelmodus können einzelnen Spielern auch Handicaps auferlegt werden, damit selbst Neulinge gegen Veteranen eine kleine Chance haben. Wenn’s insgesamt fair, ohne Vor- und Nachteile der einzelnen Charaktere zugehen soll, können alle Spieler einen beliebigen Mii wählen – die verfügen nämlich allesamt über die selben Attribute. So rennt ihr, springt, schleudert, schwimmt, schießt, turnt und was weiß ich nicht alles um die Wette, immer darauf aus ein Bruchteilchen besser als euer Kollege zu sein. Dabei stellt ihr auch so allerlei Olympia- und Weltrekorde auf, seid ganz stolz auf euch. Nur blöd, dass das fünf Minuten später niemand mehr erfahren kann. Warum? Eure im Multiplayer errungenen Erfolge werden nicht gespeichert. Und das ist kein Scherz – weiß der Geier was SEGA da geritten hat. Es wäre doch sicherlich nichts dabei gewesen, wenn die Spieler zu Beginn einer Session ihre Initialen eingeben, unter denen dann ihre Ergebnisse für die Ewigkeit gespeichert und vielleicht auch online veröffentlicht werden.

Zumindest die als Einzelspieler erbrachten Leistungen können nämlich hochgeladen werden, damit jeder sieht wie gut oder schlecht ihr seid, damit ihr seht, wie ihr international abschneidet. In den Weltranglisten seid ihr dann mit eurem anfangs erwähnten Nickname und der Flagge vertreten. Schade, dass die heruntergeladenen Rekorde nicht direkt beim Spielen der Disziplinen sondern nur unter dem entsprechenden Menüpunkt angezeigt werden – Rekordjäger müssen so ständig hin und her schalten.

Jetzt haben wir ewig um den heißen Brei geredet und die Frage, ob die ganzen Disziplinen denn überhaupt Spaß machen, verdrängt. Im Prinzip kann hier mit einem „Ja“ geantwortet werden – zumindest was das Vergnügen mit mehreren menschlichen Mitstreitern anbelangt. Denn die meisten Disziplinen leben nicht vom Spielprinzip an sich, sondern viel mehr vom Wettbewerbscharakter: man will es einfach besser als der andere machen. Den größten Teil der Wettkampfpalette macht die traditionelle Leichtathletik aus: Sprints und Hürdenläufe auf verschiedene Distanzen, Speerwerfen, Weitsprung, (Stab-)Hochsprung usw. Doch auch exotischere Sportarten sind vertreten, zum Beispiel Tischtennis, Trampolinspringen, Fechten oder Rudern. Auch wenn euch je nach Disziplin Timing, Geschick, Reaktionsgeschwindigkeit oder Feingefühl beim Heben der Wiimote abverlangt wird, können sie Alleingänger im Kampf gegen die künstliche Intelligenz nicht lange an die Konsole fesseln, da sich die Steuerungsschemen oft wiederholen bzw. nur wenig unterscheiden und somit teilweise Langeweile aufkommt.

Wie wir jedoch wissen, bestätigen Ausnahmen die Regeln. Im Fall Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen tut dies das Bogenschießen, mein persönlicher Favorit: Hierbei habt ihr zwei Cursor, die ihr möglichst übereinander bringt – den der Wiimote durchs Pointen und den des Nunchucks durch Neigen des Addons. Da der Pfeil möglichst in die Mitte der Zielscheibe fliegen soll, muss auch der Wind beim Zielen berücksichtigt werden. Grandios umgesetzt! Länger unterhalten können auch die vier spaßigen Traumdisziplinen, in denen es in bester Mario-Kart-Manier – mit nicht ganz fairen Mitteln – heiß hergeht.

Wie in Spielen der beiden Firmenmaskottchen üblich, wurde natürlich auch bei diesem Titel die Liebe zum Detail groß geschrieben: Vor Antritt einiger Disziplinen könnt ihr die Zuschauer durch Klatschbewegungen zu Beifall animieren, Fehlstarts sind genauso möglich wie Fouls durch Übertreten, die Charaktere verfügen über verschiedene Schwimmstile und der wasserscheue Sonic darf sogar eine Schwimmweste tragen – dafür lässt man die armen Brüder Mario und Luigi in ihren Latzhosen Baden gehen. Auch optisch gibt’s also einige Finessen, zum Beispiel fungieren noch Charaktere aus den Spielreihen als Schiedsrichter und im Publikum sind allerhand Fans mit Fahnen der Maskottchen zu finden.

Trotzdem fehlt es der Atmosphäre an Würze. Die Präsentation ist, abgesehen vom Intro, verhältnismäßig schwach – mit der offiziellen Lizenz der Olympischen Spiele hätte man mehr rausholen können. An der Technik scheiterte es jedoch nicht; alles läuft geschmeidig und sieht für Wii-Verhältnisse auch ganz gut aus. Klar, die Grafikbombe schlechthin ist Mario & Sonic nicht, aber doch im oberen Mittelfeld einzuordnen.

Fazit von
8
Ich habe mir mehr von der ersten Begegnung der beiden Videospiellegenden mehr erwartet. Es fehlt dem Titel einfach die gewisse Würze, um die Atmosphäre der Olympischen Spiele einzufangen. Wünschenswert wäre zum Beispiel ein Olympiamodus mit mächtig in Szene gesetzten Eröffnungs- und Abschiedszeremonien und viel Tiefgang gewesen. Dazu gesellen sich mehrere unnötig verkorkste Kleinigkeiten. Dennoch – mit ein paar Freunden zur Hand ist Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen ein sehr starker Multiplayertitel und viel mehr als nur ein aufgepepptes Wii Sports. Sowohl Nintendo- als auch SEGA-Fans werden zufriedengestellt, auch wenn Potential verschenkt wurde.
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