Hands-On

Nintendo Wii-Hands-On

MadWorld

veröffentlicht am Montag, den 21. September 2009
Entwickler
PlatinumGames
Genre
Action
Erscheinungsdatum
20. März 2009

Durch den immensen Erfolg der Gelegenheitsspiele auf der Nintendo Wii scheinen eben jene Überhand zu nehmen. Das zumindest beklagen die erfahrenen Spieler - die Core Gamer - und fühlen sich vernachlässigt. Da verwundert es nicht, dass MadWorld bereits seit den ersten Informationen sehnsüchtig erwartet wird. Schließlich wagt sich Entwickler Platinum Games in ein bisher kaum beachtetes Milieu auf der Wii: brutale, aber kunstvolle Metzelspiele. MadWorld kommt in außergewöhnlicher schwarz-weiß Optik daher, als Farbe wird lediglich Rot eingesetzt, dies dafür aber in rauhen Mengen! Mit einem Stil, der somit an Filme wie Sin City erinnert, möchte SEGA die Herzen der Hardcore-Fans im Sturm erobern. Nach unserem ausgiebigen Probespielen wagen wir eine erste Prognose zu treffen.

Terroristen einer Gruppierung mit dem Namen “The Organizers” haben eure Heimatstadt Varrigan City in Beschlag genommen und missbrauchen sie als Setting für eine brutale TV-Show. Die Teilnehmer jener Show, also sämtliche Bewohner der Stadt, müssen nun gegen Horden abgedrehter Gegner um ihr Überleben kämpfen - nur um schließlich das Preisgeld von 100 Million Dollar zu gewinnen. Als Protagonist Jack seid ihr mittendrin im Spektakel. Klingt nach einer abstrusen Story? Ganz richtig - willkommen bei MadWorld!

Im Prinzip ist das Spiel linear aufgebaut. Ihr müsst Level für Level also erfolgreich absolvieren. Dabei steuert ihr den Helden Jack aus der Third-Person-Perspektive und bedient euch neben zahlreicher Nahkampfangriffen auch einer Kettensäge, die an eurem Arm angebracht ist. Der Fokus liegt bei MadWorld jedoch ganz klar darauf, innerhalb der Level mit vielen verschiedenen Objekten zu interagieren. Das Wort “Gewalt” wird dabei besonders groß geschrieben - so rammt ihr euren Widersachern Verkehrsschilder ins Auge, schleudert sie auf Spikes, trennt ihnen einzelne Körperteile ab oder stoßt sie kurzerhand in den U-Bahn-Schacht. Die Möglichkeiten des “kreativen Tötens” scheinen dabei nahezu grenzenlos. Mittels einen Finalschlag können die Gegner nach einer erfolgreichen Kombo außerdem endgültig ins Jenseits befördert werden. Optisch werden die Mord-Orgien mit literweise rotem Blut untermalt. Das verhält sich physikalisch korrekt und fließt so etwa aus den Ohren eines Feindes, wenn ihr diesem seine Trompete in die Gehörgänge stopft - krank!

Die Aufschreie der Jugendschützer mögen nun laut sein und im Grunde genommen sind derart übertriebene Gewaltinszenierungen im Gründe immer fragwürdig. Jedoch nimmt sich MadWorld selbst zu keiner Zeit ernst - im Gegenteil, die Story ist in eine ironisch-lockere Comichülle gepackt. So sollte man der expliziten Darstellung wirklich mit einem Augenzwickern und vor allem als besonderes Stilmittel gegenübertreten. Dennoch hat MadWorld natürlich nichts in Kinderhänden zu suchen.

Im Grunde genommen dreht sich bei dem Spiel auch alles um die ausufernde Gewalt. Denn das Leveldesign wirkt eher seicht, kämpft man sich doch Meter um Meter durch Heerscharen von Gegnern, sammelt hier und da Items ein und ist immer auf der Suche nach neuen Hinrichtungswerkzeugen. Immerhin findet in MadWorld man ab und zu zusätzliche Waffen, mit denen man Jagd auf seine Widersacher machen kann. Die Gefahr, dass dies recht schnell eintönig werden könnte, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Glücklicherweise wird der Spielfluss hier und da durch besondere Events oder Bosse unterbrochen. Als Beispiel sei hier das Minispiel “Menschliches Dart” genannt, in welchem man seine Gegner auf eine riesige Dartscheibe schleudert und eine möglichst hohe Punktzahl treffen sollte. Erst nach dem Erreichen einer bestimmten Anzahl an Punkten könnt ihr dann weiter im Level voranschreiten.

Die Steuerung wirkte in der gezeigten Version stellenweise noch etwas hektisch und ungenau, vor allem, wenn man Gegner zu packen und werfen versucht. Allgemein laufen die Kämpfe recht behäbig ab und könnten sicherlich noch etwas mehr Action vertragen. Die diversen Nahkampfattacken führt ihr fast immer per Schütteln der Wiimote aus, nur zum Greifen und für das Starten der Kettensäge werden Buttons benötigt. Da es keinerlei Schusswaffen in MadWorld gibt, kommt der Pointer der Wiimote nicht zum Einsatz. Alles in allem dürfte die Steuerung eine kurze Eingewöhnungsphase voraussetzen, sollte danach aber relativ intuitiv von der Hand gehen. Zudem es durchaus möglich ist, dass die Entwickler hier noch nachbessern.

Grafisch und akustisch bietet man mit MadWorld ein wahres Kunstwerk. Auch wenn die eigentliche Technik unter der Haube kaum spektakulär ausfällt, ist es der ungewöhnliche, aber perfekt inszenierte Grafikstil, welcher definitiv hervorsticht. Wenn während der Kämpfe comicartige Lautwörter à la “Bam” oder “Splaaash” auf dem Bildschirm erscheinen, sich die schwarz-weiße Welt dank eurer Kämpfe nach und nach rot färbt, oder das Aussehen der Gegner immer skuriller wird, dann übt dies einen ganz speziellen Charme aus. Alles wirkt einfach stimmig, so dass man über die eine oder andere unscharfe Textur durchaus hinweg sehen kann. Das Spiel ist in diesem Fall als Gesamtkunstwerk zu betrachten.

Eindruck von
Den Trailern wird MadWorld, vor allem in Sachen Brutalität, auf jeden Fall gerecht. Das als TV-Show inszenierte Gewalt-Spektakel bietet eine riesige Freiheit, was das Interagieren mit Objekten angeht. Und diese auszunutzen, zu kombinieren, um immer wieder neue Tötungsmöglichkeiten zu entdecken, macht nun mal einfach Spaß. Zudem auch der Humor in MadWorld nicht auf der Strecke bleibt und das Spiel dadurch, glücklicherweise, nicht allzu beklemmend ausfällt. Nur, dass das Leveldesign bisher nicht wirklich motivierend wirkt und man sich im Grunde stupide von Level zu Level metzelt, trübt den ersten Eindruck etwas. Aber es war ja von vorneherein klar, dass MadWorld nicht wirklich viel Wert auf Sinn und Verstand legt, sondern einfach das sein möchte, was es ausstrahlt: Ein spaßiges Metzelspiel zum Abschalten und “Genießen”. Und darauf dürfen sich alle erwachsenen Wii-Spieler gerne freuen.
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