Review

Dreamcast-Review

Ikaruga

veröffentlicht am Sonntag, den 20. September 2009
Entwickler
Treasure
Genre
Shoot'em'Up
Erscheinungsdatum
05. September 2002

Als Ikaruga den Weg auf SEGA´s Dreamcast fand, war die Ära der Konsole bereits größtenteils vorbei. Viele Fans jedoch blieben ihrer Konsole treu und vor allem Importfreunde im Westen freuten sich über jedes Spiel, das man ohne Japanischkenntnisse spielen kann. Treasure´s Abschiedsgeschenk für Dreamcast ist nicht nur ein Hit geworden, sondern für viele ein fast schon legendäres Spiel, und das auch eher wegen dem Gameplay, als wegen dem dramatischen Auftritt auf einem sinkenden Schiff.

Gemeinsam sind wir stark, alleine sind wir stärker!
Wie in allen Shootern steuert ihr auch in Ikaruga ein einzelnes Raumschiff, das es mit einem ganzen Imperium aufnimmt. Die Hintergrundgeschichte ist spärlich, bei diesem Genre aber auch so unwichtig wie die Grafik bei Tetris. Des Weiteren wird sie ausschließlich in japanisch erzählt, was bei vielen Spielern des Westens sowieso auf Unverständnis stoßen wird. Was hingegen bei einem Shooter zählt, ist das Gameplay, und hier geht Ikaruga einen überraschend originellen Weg. Im Gegensatz zu einem R-Type beispielsweise gibt es keine Power Ups, durch die ihr zum Beispiel stärkere Waffen oder widerstandsfähigere Schilde erhaltet. Das Waffensystem basiert stattdessen auf einem simplen, aber genialen schwarz-weiß System; alle Gegner sind entweder schwarz oder weiß, wie auch ihre Schüsse.

Das Schiff des Spielers ist in der Lage, zwischen beiden Farben zu wechseln; gleichfarbige Geschosse könnt ihr absorbieren, während andersfarbige euer Schiff zerstören. Umgekehrt funktioniert es aber ähnlich; feuert ihr mit schwarzen Schüssen auf weiße Gegner, verursacht das deutlich mehr Schaden. Absorbiert ihr gegnerische Schüsse, füllt ihr eine Energieleiste für einen Spezialangriff, der, abhängig, wie voll er ist, mehr oder weniger viele Ziele trifft.

Dieses simple, aber geniale Spielprinzip lässt sich hervorragend mit folgenden Worten beschreiben; einfach zu erlernen, schwierig zu meistern - denn um auch Profis und Hardcorezocker bei der Stange zu halten, wurde das Chain- Feature eingebaut. Um eine Chain zu erreichen, reicht es, drei gleichfarbige Gegner hintereinander abzuschießen. Drei Weitere für 2 Chains und so weiter. Profis beschäftigen sich so lange mit dem Spiel, bis sie jedes Level in einer Chain schaffen.

Ein weiterer Punkt, der Ikaruga auszeichnet, ist die Lernkurve, beziehungsweise besser ausgedrückt, dass man regelrecht sieht, welche Fortschritte man macht. Wer zum ersten Mal spielt, erreicht vielleicht mit etwas Glück das dritte Level. Nach und nach jedoch entdeckt man mit jedem Neustart wo die Gegner herkommen, wie man sie am effektivsten bekämpft und so weiter. Dies macht einen Großteil des Reizes von Ikaruga aus.

Jedes Level, das ihr im normalen Spielmodus ohne Verbrauch eines Continues erreicht (je 4 Leben) wird im Practice-Modus anwählbar. Hier kann man seine Spielweise verbessern, Gegnerformationen studieren und effektive Endgegnerstrategien entwickeln.

A propos Endgegner; Ikaruga wartet mit äußerst imposanten Levelbossen auf, die alle eine besondere Taktik benötigen. Habt ihr diese erst einmal herausgefunden und wisst, sie geschickt in die Tat umzusetzen, setzt ihr den Obermotzen souverän ein Ende.

Während den Bosskämpfen läuft kontinuierlich eine Zeitangabe von 100 Sekunden herunter. Abhängig davon, wie viele Sekunden nach dem Ableben des Bosses noch übrig sind, bekommt ihr Bonuspunkte. Defensive Naturen können auch ausschließlich ausweichen, bis die Zeit abgelaufen ist, dies bringt aber weder Punkte noch persönliche Befriedigung.

Der Schwierigkeitsgrad des Spieles ist einstellbar, von ,,Easy“ über ,,Normal“ bis ,,Hard“. Abgesehen von der Gegneranzahl ist noch ein weiterer Unterschied zwischen ,,Easy“ und dem Rest bemerkbar; während auf den schwierigeren Stufen die Gegner Energiekügelchen verlieren, wenn ihr sie mit der ihrigen Farbe abschießt (im Hard Mode immer, unabhängig von der Schifffarbe), fehlt dies komplett im einfachsten Modus. Dies mag zwar leichter sein, allerdings fehlt dann logischerweise eine Zutat im wohl durchdachten Gameplay. Dennoch; anfangs sollte man sich auf ,,Easy“ mit dem Spielprinzip vertraut machen.

Wie die meisten anderen Vertikalshooter lässt sich Ikaruga auch kooperativ spielen. Unabhängig davon, ob euer Spielpartner ein Profi oder ein Amateur ist, macht das Spiel zu zweit noch eine ganze Ecke mehr Spaß als alleine. Wie ein Japaner einmal der restlichen Welt eindrucksvoll zeigte, ist es auch möglich, das Spiel alleine im Kooperativmodus zu bewältigen. Klingt merkwürdig, ist aber so; mit zwei Arcadesticks und zwei Händen ist es in der Regel auch möglich; die Fingerakrobatik des Spielers war allerdings rekordverdächtig.

Des Weiteren lassen sich sogar kleinere Boni im Spiel freischalten. Vier unterschiedliche Ansammlungen an Artworks werden vor allem bei Fans Anklang finden. Wer die Spieldisc in sein PC Laufwerk schiebt, kann verschiedene Bilder der ersten Galerie als Wallpaper benutzen. Nette Idee wie wir finden.

Effekt Feuerwerk par excellence
Was Treasure der Dreamcast Hardware mit Ikaruga abverlangt, dürfte an der oberen Leistungsgrenze der Konsole kratzen. Unzählige Gegner auf dem Bildschirm werden mit einem Spezialangriff vom Bildschirm gefegt, jeder explodiert in einem toll animierten Feuerball. Riesige Endgegner bedecken den Bildschirm und feuern aus allen Rohren auf euch. Dies alles läuft butterweich über den Screen, lediglich bei der Explosion eines Bosses geht die Framerate in die Knie. Dies verleiht den Bossabgängen aber einen unfreiwillig stilischen Effekt und beeinträchtigt den Spielspaß keineswegs.

Abgesehen von der guten Performance beeindruckt die Grafik von Ikaruga vor allem durch ihren eigenen Stil. Das schwarz-weiß Feature beweist bei übermäßigem gegnerischen Feuer der beiden Farbgattungen das künstlerische Know-How der Entwickler. Doch auch die stimmigen Hintergründe, die zum Großteil in Blau-Weiß und Braun-Grau gehalten sind, wissen zu überzeugen. Hier sagen die Screenshots aber wahrlich mehr als tausend Worte.

Wer Ikaruga in einem Vollbildmodus genießen will, kann das Bild mittels verschiedener Optionen auch umdrehen, die Steuerung wird auf Wunsch auch dem ,,verkehrten“ Bild angepasst. Besitzer eines 16:9 TV stellen das Gerät dann noch auf die Seite und bewundern das Spiel in seiner ganzen Pracht und genießen Arcade Feeling zu Hause auf dem Sofa.

Nicht ganz so beeindruckend wie die Grafik, aber auch erstklassig, ist die fast orchestralische, teils majestätische Musikuntermalung. Das ganze Spiel wurde mit ähnlichen Tönen unterlegt, jedes Level hat aber seine eigene Melodie. Beeindruckend ist hier vor allem, dass die Musik auf das Geschehene abgestimmt ist. So erreicht der Soundtrack des ersten Levels genau in dem Moment seinen Höhepunkt, wo euer Raumschiff nach der Introsequenz den Turbo zündet.

Fazit von
9
Ikaruga ist ein spielbares Kunstwerk. Dies bestätigt sich durch die Grafik, durch die Musik und durch das Gameplay. Wo andere Spiele mit komplexen Spielsystem daherkommen, beeindruckt Ikaruga mit einem genialen schwarz-weiß Prinzip. Wo sie mit photorealistischen Texturen versuchen, das Spielerauge zu beeindrucken, hypnotisiert einen Treasure´s Shooter mit einem eigenen, wundervollen Stil. Kritik üben will und kann man an diesem Titel nicht.
Jeder Dreamcast Besitzer sollte im Besitz dieses nicht ganz günstigen Meisterwerks sein, wenn er auch nur etwas mit dieser Art Spiel anfangen kann. Danke, Treasure!
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