Review

Dreamcast-Review

Grandia II

veröffentlicht am Sonntag, den 20. September 2009
Entwickler
Game Arts
Genre
Rollenspiel
Erscheinungsdatum
Februar 2001

Einer alten Legende zufolge soll Granas, der Gott des Lichts und Guten, vor langer, langer Zeit den Gott des Dunkels und Bösen, Valmar, besiegt und aus dem Reich Silesia verbannt haben. Und genau in diesem Reich lebt Ryudo, der Held des Spieles, von Beruf ein Geohound (Leibwächter). Sein sprechender Falke, Skye, steht ihm bei seiner Arbeit immer beratend zur Seite. Noch völlig erschöpft von seinem letzten Auftrag, erreicht Ryudo sogleich der Nächste - undzwar von der Kirche Granas`!

Erstaunt über diesen etwas außergewöhnlichen Auftraggeber begibt sich unser Held zu ihm und erhält den anfangs simpel scheinenden Job: Er soll die Ordensschwester nachts zu einem Turm begleiten, wo eine Zeremonie stattfinden soll. Diese Zeremonie ist in Wirklichkeit jedoch ein uraltes Ritual, das natürlich auchnoch fehlschlagen muss...Wird Ryudo die Schwester heil nach Granas zurückbringen können? Und was hat es überhaupt mit diesem Ritual auf sich? Das werdet ihr - oder auch nich - selbst erfahren, wenn ihr Grandia II spielt!

Grafisch ist Grandia 2 ausgezeichnet gelungen und verwöhnt das Auge mit wunderschönen Szenarien die allesamt mit knackscharfen Texturen versehen wurden. Dabei gefallen besonders die Dörfer und Städte und speziell die Inneneinrichtungen, die mit unzähligen Details versehen wurden, ohne jedoch überladen zu wirken. Das gesamte Geschehen wird meist aus einer 45°Perspektive eingefangen, damit der Spieler auch alle herumstreunenden Feinde besser erkennen und eventuell überraschen kann. Zu Übersichtsproblem (in Dungeons z.B.) kommt es dank frei rotierbarer (trotz der restlichen Qualität ohne Ruckeln) Kamera nie.

Zu bemängeln wären höchstens die etwas kantigen Charaktere, denen sogar meistens ein Mund fehlt. Die Kleidung aller Protagonisten weiß hingegen sehr zu gefallen. Besonders beim Gegnerdesign haben sich die Entwickler richtig ausgetobt und die abstraktesten Gestalten kreiert. Doch nicht nur die Figuren selbst faszinieren, auch bei deren Angriffen und Magieattacken brennt man ein regelrechtes Feuerwerk an Effekten ab. Klasse!

Rollenspieltypisch bietet Grandia 2 einen hervorragenden Soundtrack, der eine gewisse mittelalterlichumwobene Fantasy-Atmosphäre schafft. Auch die Soundeffekte können voll überzeugen. Vor allem die Kämpfe wirken dank vieler Geräusche wie stöhnender Gegner, schreiender Charaktere sowie Angriffen und Ausweichmanöver noch dynamischer. Überhaupt ist die englischen Sprachausgabe sehr gelungen und begeistert mit engagierten Sprechern. Schade, dass nur Zwischensequenzen vertont wurden. Dafür überzeugt aber des öfteren der Wortwitz, der in vielen Konversationen steckt. Leider hat Ubi Soft aber auf eine Lokalisierung verzichtet und macht so Englischmuffeln einen Strich durch die Rechnung.
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Das Hauptaugenmerk liegt bei Grandia II eindeutig auf dem Kampfsystem und dem Verwalten von Items. Dieses ist auch der Trumpf von Game Arts’ neuestem Streich. Auf einem unterem Balken wird geregelt, wer wann mit den Zügen dran ist. Auf diesem Balken wandern die Köpfe eurer Party entlang und erreichen bald einen bestimmten Punkt (Command), an dem der Kampf stoppt und man dem einzelnen Kämpfer einen Befehl erteilen kann. Je nachdem für was für eine Art von Befehl es sich handelt, wandert der Kopf nun in einer bestimmten Geschwindigkeit zum Ende des Balkens. Dann führt der Charakter das ihm aufgetragene aus.

Gleiches gilt natürlich auch für den Gegner, der sich den gleichen Balken mit der eigenen Gruppe teilt. Dadurch wird der taktische Anteil sehr gesteigert, da man sich genauestens auf den gegnerischen Angriff einstellen kann (man kann sogar sehen auf welche Person er welchen Angriff machen will). Man muss nur hoffen stets vor dem Feind am Zug zu sein und wohlmöglich durch einen kritischen Treffer seinen vorbereitet Attacke weit zurückzustellen.

Die Aufladezeiten für einen Move lassen sich auch verkürzen, indem man sie durch Münzen, die man nach den Auseinandersetzungen erhält, auflevelt. Es lassen sich aber auch bestimmte Fähigkeiten aufwerten und weitere Magie- und Special-Kommandos kaufen. Natürlich bekommt man auch noch richtiges Geld, welches in neue Ausrüstung investiert werden darf.

Das ebenbeschriebene Kampf- und Auflevel-System bildet auch die Basis für die unglaublich hohe Motivation. Natürlich wird man auch durch die spannende und toll inszenierte Story vorangetrieben, doch gerade die äußerst fairen rundenbasierten Kloppereien machen so wahnsinnig viel Spaß, dass man, obwohl hier die Möglichkeit dazu besteht, keinen Feind aus dem Wege geht. Bei mir und meinen Brüdern entwickelte sich so eine echte Sucht nach diesem Spiel. Man kam einfach nicht mehr davon los.

Fazit von
9
Wenn mich auch das Ende enttäuschte, was bei einem langen Rollenspiel besonders schwer wiegt, muss ich doch sagen, dass Grandia 2 eines der besten Spiele ist, die ich ich je gespielt habe. Das fängt schon bei den wunderschönen Grafiken und musikalischen Symphonien an und fasziniert zudem dank zwiespältiger Charaktere und fantasievoller Spielwelt samt verschiedenster Kreaturen. Insgesamt ist der Spielverlauf vielleicht zu linear geraten und für Profis viel zu leicht ausgefallen, doch das Kampfsystem in Verbindung mit dem Aufleveln der Charaktere ist einfach göttlich und lässt eigentlich alles Negative in die Bedeutungslosigkeit versinken. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mich immer wieder mit strahlendem Gesicht an die Konsole setzte, um Spielspaß in seiner (fast) reinsten Form zu genießen. Das muss wirklich jeder DC-Spieler mal erlebt haben!
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