Hands-On

Xbox 360-Hands-On

Der Goldene Kompass

veröffentlicht am Sonntag, den 20. September 2009
Entwickler
Shiny Entertainment
Genre
Action-Adventure
Erscheinungsdatum
30. November 2007

Videospiele basierend auf Filmlizenzen leiden ja bekanntlich unter den verschiedensten Vorurteilen. Sie haben starke technische Mängel, sind lieblos umgesetzt und einfach langweilig. Ein Kandidat, der den Spielern das Gegenteil beweisen könnte, ist zweifelsohne die Spieladaption zu Der Goldene Kompass. Das gleichnamige Spiel wird zu Weihnachten dieses Jahres parallel zum Film erscheinen.

Nachdem uns unser Kontaktmann bei SEGA in die Story eingeweiht hatte (vorbildlicherweise las er das Buch), durften wir selbst Hand an die 360-Version anlegen, die mit einem Tutorial auf dem Rücken des Panserbjørnes Iorek irgendwo in der Antarktis beginnt. Mit ihm erlebt man die Kampf- und Actionpassagen des Spiels in Gefechten mit Wölfen und anderen Gegnern, die mit Tatzenhieben, Würfen und mächtigem Stampfattacken zur Strecke gebracht werden. Dabei fließt kein Blut, die Erledigten werden kindgerecht ganz einfach nur ausgeblendet. An bestimmten Stellen muss auch die aufleuchtende Aktionstaste betätigt werden, um so zum Beispiel zu springen oder andere schwierige Passagen zu überwinden.

Mit der Titelheldin Lyra dagegen spielt ihr die wahren Geschicklichkeitsabschnitte. Sie kann frei, also auch an nicht vorgegebenen Stellen, springen und hat immer ihren Dæmon Pantaleimon bei sich. Dieser kann sich verwandeln und dient als Falke beispielsweise dazu, mit Lyra über abgründe zu gleiten, als Wildkatze Sprints hinzulegen oder die langen Arme eines Faultiers dazu zu benutzen, an hoch gelegenen Balken zu schwingen und so entfernte Ebenen zu erreichen.
Kämpfen kann Lyra allerdings nicht; stellt sich ihr ein Wiedersacher in den Weg, muss man in einem Quick-Time-Event schnell die angezeigten Richtungstasten drücken, um den Aggressoren erfolgreich auszuweichen.

Nach dem Antarktis-Tutorial macht das Spiel einen Sprung in die Vergangenheit. Lyra ist zu diesem Zeitpunkt noch Schülerin am Oxford College und beim Lehrpersonal für ihren schwierigen Charakter bekannt. Und genau so beginnt auch diese, eher Adventure-lastige, Episode. Um vor der zeternden Erzieherin zu flüchten, müssen wir erst den Raum analysieren, den Fensterschlüssel finden, und nachher über die Dachbalken fliehen ohne gesehen zu werden.
Nachdem wir den Hauptkorridor erreicht haben, zeigt sich das Spiel von seiner textlastigen Seite, ohne aber auf Geschicklichkeitseinlagen zu verzichten. In unzähligen Gesprächen mit Angestellten versuchen wir, die Gesprächspartner um den Finger zu wickeln um einen Schlüssel zu ergattern, der uns das Weiterkommen ermöglicht. Über Erfolg oder Misserfolg unserer Einschleim- oder Täuschungsmanövern entscheidet ein unter Zeitdruck zu meisterndes Minispiel. Hat man vorher bestimmte Gegenstände gefunden, kann man diese einmalig einsetzen, um die Minispiele zu vereinfachen – absurd, aber praktisch.

Während Der goldene Kompass gameplaymäßig recht simpel gestrickt ist und klar an ein eher jüngeres Zielpublikum gerichtet ist, überzeugt das Spiel grafisch und akustisch auf ganzer Linie. Läuft man mit Iorek durch die Arktis, hinterlässt er tiefe Fußspuren und das Eis kracht unter seinem Gewicht während er sich eindrucksvoll in den herumstehenden Stalagmiten spiegelt. Die anschließend besuchte Schule setzt noch eins drauf; scharfe Texturen, schön ausmodellierte Gebäude und ein beeindruckender Sonnenuntergang wissen zu begeistern. Im Kontrast dazu stehen leider eher hässliche, polygonarme Charaktere.

Die von uns angespielte Fassung war außerdem bereits vollständig synchronisiert – richtig gut war die deutsche Sprachausgabe leider nicht. Während sich Lyra und ihr Daemon noch recht akzeptabel anhören, leidet Iorek unter einem eher unmotivierten Sprecher – schade um die passende Stimme.
Der Bombast Soundtrack hingegen ist vollends gelungen. Orchestrale Töne untermalen das Geschehen jederzeit perfekt und verstärken die Filmatmospähre.

Eindruck von
Der goldene Kompass könnte ein durchweg solides Lizenzspiel werden, verpackt in einem grafisch hübschen Gewand. Das Spielprinzip bietet zwar nur gewohnte Standardkost, die angesprochene Zielgruppe dürfte das aber nicht stören. Aber auch ältere Spieler, die kindgerechte Fantasy-Unterhaltung à la Chronicles of Narnia mögen, könnten mit diesem unkomplizierten Action-Adventure ihren Spaß haben.
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