Hands-On

Xbox 360-Hands-On

The Club

veröffentlicht am Sonntag, den 20. September 2009
Entwickler
Bizarre Creations
Genre
3rd-Person-Shooter
Erscheinungsdatum
08. Februar 2008

Als im Jahre 1987 das erste The Legend of Zelda erschien, revolutionierte es das Spiel-Universum. Nicht nur wegen der offenen Welt und den knackigen Rätseln, sondern vor allem durch die Möglichkeit, den Spielstand zu sichern. Davor galt in den meisten Spielen; Sterben oder Konsole ausschalten bedeutet einen virtuellen Neuanfang. Damit dies jedoch weniger Frust als vielmehr Motivation darstellt, spendierte man vielen Titeln Highscorelisten, um den Ehrgeiz des Spielers zu wecken. Auch heute noch appellieren in Arcade-Hallen fast alle Automaten an diese, fast in Vergessenheit geratenen Videospieler-Tugenden – an das Auswendiglernen von Levels und Gegnerformationen, um die höchste Punktzahl zu erzielen.

Warum ich euch das alles erzähle? Nun, The Club von Bizzare Creations (MSR, PGR-Reihe, Geometry Wars) basiert genau auf diesem, scheinbar altertümlichen, Spielprinzip.

Die Story ist schnell erklärt; der titelgebende „Club“ ist ein blutrünstiges Spektakel, ins Leben gerufen von einer reichen, unbekannten Organisation. Hier treten ähnlich den Gladiatorenkämpfen des römischen Reiches mehrere Teilnehmer in einem Spiel auf Leben und Tod gegeneinander an.

Acht dieser Teilnehmer buhlen um die Gunst des Spielers und unterscheiden sich merklich in den Punkten Ausdauer, Schnelligkeit und Stärke. So kann der Russe Dragov viele Treffer wegstecken, dafür bewegt er sich aber eher träge durch die Levels. Der junge Mann mit dem lieblichen Namen „Killen“ hingegen verträgt weniger Kugeln, turnt dafür aber um einiges agiler im Kreuzfeuer hin und her.

Acht der finalen zehn Gebiete waren in der von uns angespielten Version spielbar, unsere ersten Schritte wagten wir in den wenig einladenden „Prison Cells“. Bevor es losgeht erklärt uns der zuständige SEGA-Mitarbeiter schnell, was Sache ist; um ein Level zu bestehen, muss man eine bestimmte Punktzahl knacken. Punkte erhält man logischerweise durch das Töten von Gegner, doch nur wer geschickt Kopfschüsse verteilt oder Feindansammlungen mit einem gezielten Schuss auf explodierende Fässer dezimiert, hat eine Chance, mit einer ausreichend hohen Bewertung die „Exit-Barrikade“ zu durchbrechen und das Level zu beenden.
Erhöhen kann man seine Punktzahl, indem man die Komboleiste aufrechterhält. Um dies zu bewerkstelligen reicht es, mehrere Gegner hintereinander auszuschalten. Ist kein organisches Kanonenfutter in der Nähe, befindet sich meist ein abschießbares Schild in der Nähe, welches den gleichen Effekt erzielt, ohne aber Punkte auf euer Konto gutzuschreiben. Die Komboleiste ist das A und O, wenn es darum geht, Highscores zu knacken und die höheren Schwierigkeitsgrade zu meistern.

Grafisch machte die von Mitte 2007 stammende Fassung bereits einen sehr guten Eindruck. Die Charaktere sind allesamt sehr schön modelliert, mit prächtigen Texturen versehen und beeindruckend flüssig animiert. Und ob sie nun in den düsteren, teilweise zerstörten Prison Cells wüten, in den engen Gassen Venedigs um ihr Überleben kämpfen oder ein wunderschönes, altes Herrenaus stürmen – die Grafikengine zaubert kontinuierlich brachiale Explosionen, schickes HDR und messerscharfe Texturen auf den Bildschirm. Ruckelfrei, versteht sich.

Eindruck von
Fest steht auf jeden Fall; The Club hat uns positiv überrascht. Der auf den ersten Blick mainstreamig-stupide anmutende Titel offenbart spielerischen Tiefgang nach altehrwürdigem Shoot’em’Up Rezept und ist dementsprechend eher für den Freak gemacht. Hauptspielmodi dürfte zweifellos der Online-Modus werden, der mit Kompetition und Highscorelisten den geneigten Shooter-Fan mit allem versorgt, was er sich wünscht. Ob und wie lange die Solokampagne allerdings fesseln kann, ist derzeit noch nicht abzusehen.
Des Weiteren schwebt ein großes Fragezeichen über einer Veröffentlichung in good old Germany. Denn auch wenn sich das Spiel nicht wirklich ernst nimmt und die Darstellung comichaft überzeichnet ist, so sind „Punkte fürs Töten“ und „USK“ bekanntermaßen nicht kompatibel. Schade wär’s – denn The Club hat das Zeug zum Geheimtipp!
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