Hands-On

Xbox 360-Hands-On

Bayonetta

veröffentlicht am Montag, den 21. September 2009
Entwickler
PlatinumGames
Genre
Action
Erscheinungsdatum
08. Januar 2010

Während SEGA das gemeine Volk mit Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen abspeiste, beeindruckte man im Business Center mit einem weitaus breiter gefächerten Angebot. Klares Highlight des Standes; Bayonetta, die selbsternannte Neuerfindung des Actionspieles aus der digitalen Programmiererfeder von Hideki Kamiya, seines Zeichens Schöpfer der Devil May Cry-Serie und Mitbegründer von Platinum Games.

Noch ehe wir selbst Hand an die eigensinnige Hexe legen konnten, stand eine Präsentation des Spieles auf dem Programm. Hier zeigte Producer Yusuke Hashimoto höchstpersönlich, was in Bayonetta alles möglich ist und gewährte einen kurzen Einblick in die bis dato noch dicht verschleierte Hintergrundgeschichte des Hexen-Epos.
Die Präsentation beginnt mit einer rasant geschnittenen Zwischensequenz, in welcher man den auf der E3 erstmals enthüllten Charakter Luka vor einer unbekannten Gruppe von Soldaten fliehen sieht. Was der aufreißerische Frauenheld angestellt hat, ist bislang noch nicht bekannt – fest steht jedoch, dass er und Bayonetta zwar in der gleichen Welt, nicht aber in der gleichen Dimension leben. Erkennen können sich die beiden lediglich durch einen Blick in einen Spiegel, ansonsten sind sie für das Gegenüber völlig unsichtbar.

Mehr Zeit für die Hintergrundgeschichte lassen uns die Entwickler jedoch nicht, da gleichzeitig mit Bayonetta ein ganzes Bataillon engelsgleicher Gegner die schön ausgeleuchtete Plaza stürmt und dem ungleichen Paar ans Leder will. An dieser Stelle übernimmt Hashimoto das Ruder und verlangt der lasziven Hexe Bewegungen ab, die den flexibelsten Schlangenmenschen das Genick brechen würden. Ausgerüstet mit vier Panzerfäusten an Händen und Füßen dezimiert die Hexe ihre Feinde aus der Distanz und feuert kopfüber mit gespreizten Beinen Raketen in Richtung Gegner. Auf Knopfdruck wechselt sie zum Katana und geht wenig zimperlich auf die heiligen Biester los – jederzeit bemüht, sowohl effizient wie auch stilsicher die göttlichen Monster zurück in den Himmel zu pusten. Zum Höhepunkt läuft Bayonetta in den hervorragend betitelten „Climax“-Momenten auf; ist ein Gegner ausreichend geschwächt worden, lässt sich auf Knopfdruck eine „Torture“-Sequenz einleiten. Einfallsreich wie brutal wird auf diese Weise eine Guillotine beschworen, die den Heiligenschein tragenden Kopf vom Körper trennt, oder aber eine eiserne Jungfrau hervorgezaubert, welche ihren Insassen in kleinste Einzelteile zerlegt.

Nach dieser blutigen, aber visuell äußerst ansprechenden Säuberungsaktion springt Hashimoto ein paar Kapitel in die Zukunft um uns einen der zahlreichen Endgegner des Spieles zu präsentieren. Golden leuchtend schwebt ein gewaltiger, maskengleicher Kopf inmitten eines Ringes aus Stein, aus Mund und Schädeldecke ragen unzählige Tentakel, die der Brillenträgerin ans Haar wollen. Nach einer Reihe Ausweichrollen gelingt es dem Entwickler, über einen der Tentakel in die Nähe des Kopfes zu gelangen, dort das schlangenähnliche Glied herauszureißen und uns anschließend mitzuteilen, dass an dieser Stelle die Präsentation zu Ende sei.

Für uns jedoch war das Ende erst der Anfang, denn im Anschluss an dieses Spektakel buhlten spielbare Demofassungen von Bayonetta um die Gunst der Besucher.
Chronologisch sehr viel früher angesiedelt, war das Demogebiet bereits hinlänglich bekannt; barocke Tempelanlagen, sprudelnde Brunnen und eine fantastische Panorama-Ansicht standen kontrastreich dem bevorstehenden Blutbad gegenüber. Auf den Schwierigkeistgraden „Easy (automatic)“ oder „Normal“ konnte man sich den Gegner stellen, ersterer Schwierigkeitsgrad greift dem Spieler dabei bei Kombos unter die Arme, während Letzterer – typisch für Kamiya und die Devil May Cry-Serie – bereits eine gute Beobachtungsgabe und insektenartige Reflexe erfordert. Beiden gemein ist jedoch die unglaublich präzise Steuerung, mit welcher sich die abstrusesten Manöver starten lassen. Besiegte Gegner lassen begrenzt haltbare Waffen fallen, welche wiederum neue Kombomöglichkeiten eröffnen; die Lanze lässt sich in den Boden rammen um Poledance-artig daran herumzuspinnen, die Trompetenknarre verschießt leuchtende Feuerbälle, mit welcher sich die Gegner aus der Entfernung besiegen lassen und die gewaltige Stabaxt des ersten größeren Feindes beeindruckt durch pure Durchschlagskraft.

Bereits im Vorfeld sorgte Bayonetta für ausreichend Gesprächsstoff, als bekannt wurde, dass der hautenge Anzug der Hexe aus dem eigenen Haar gesponnen wurde – und dass selbiges Haar auch als Waffe herhalten muss. Wir konnten das brutale Striptease in Echtzeit bewundern und sind begeistert; ähnlich den kleineren Gegnern lassen sich auch dickere Brocken mit einem „Climax“-Angriff pulverisieren. Anders als ihre mickrigen Gebrüder erfordern diese jedoch Bayonettas geballte magische Kraft. Entfesselt man zum niederschmetternden Abschluss den haarigen Dämonen der Hexe, entblößt sich die Hüftschwingering und schickt ein gigantisches Wolfsmaul in Richtung ihres Gegenübers, das den einstigen Todfeind mit einem gierigen Happen zerfetzt und hinunterschlingt. Nach der Fütterung schwingt die Kamera zurück hinter Bayonetta, welche noch einmal elegant auf der Stelle dreht bevor der enge Anzug wieder über ihre Haut kriecht. Da delikate Stellen jederzeit bedeckt bleiben, wirkt dieses Feature keineswegs sexistisch oder aufgesetzt, sondern überraschend stilsicher und erotisch.

Eindruck von
Blut, Splatter, Erotik – was bleibt für Deutschland von alledem übrig? Die Antwort: alles. Auf Anfrage wurde uns mitgeteilt, dass Bayonetta bereits von der USK geprüft wurde und mit einer „ab 18“-Freigabe in den deutschen Handel gelangen wird - unzensiert. Erscheinen soll das Spiel im Janar 2010 und nach unserer Anspielsession steht fest, dass SEGA hier nicht nur ein grandioses Actionspiel im Angebot hat, sondern auch, dass die waghalsigen Aussagen von Platinum Games keineswegs so realitätsfern sind wie geglaubt. Zwar erfindet Bayonetta das Action-Rad nicht neu, dennoch hebt es sich durch das durchgehend hohe Tempo, die skurrile Musikuntermalung, das bombastische Kampfsystem und die erfrischende Hauptdarstellerin souverän von der Genre-Konkurrenz ab.
1