SEGA Konsolen-Informationen

SEGA Nomad

erhältliche Software
ca. 1000 Titel
Einführungspreis
179 US-Dollar
Prozessorleistung
7,67 MHz (16-Bit)
RAM (Hauptspeicher)
64kb RAM / 64kb Video
max. Auflösung
320 x 224
darstellbare Farben
512 (max. 64 gleichzeitig)
Releasse Japan
nicht erschienen
Release USA
Oktober 1995
Release Europa
nicht erschienen

Das SEGA Nomad ist zweifelsohne ein skurriles und - rückblickend - auf fragwürdigen Firmenentscheidungen basierendes Gerät. Getreu der SEGA’schen Linie, Konsolen-Protoypen nach Planetennamen zu entwickeln, erblickte das SEGA Nomad, welches im Grunde nichts weiter als ein portables Mega Drive ist, unter dem Namen „Project Venus“ das Licht der Neuankündigungswelt. Vier Jahre nach dem mäßigen Erfolg des Game Gear entschloss man sich, zu einen zweiten Angriff auf die Übermacht Nintendos zu blasen. Doch die Geheimwaffe litt unter den gleichen „Handheld-No-Gos“ wie der Vorgänger; klobige Größe, enormer Energiebedarf (sechs AA-Batterien boten um die fünf Stunden Spielspaß) und ein für damalige Verhältnisse horrender Einstiegspreis von 180 US-Dollar. Trotz unglaublicher Technik und einer vorab verfügbaren Spielebibliothek von circa 700 Spielen konnte sich auch das Nomad nicht durchsetzen.

Entwickelt wurde das SEGA Nomad auf Basis des Mega Jet. Dabei handelt es sich um ein portables Mega Drive, welches zu Werbezwecken in japanischen Flugzeugen verwendet wurde, im Gegensatz zum Nomad jedoch ohne Bildschirm auskam und somit auf einen Fernseher angewiesen war. Das Mega Jet erschien bereits im Jahre 1994 im japanischen Handel – neben den schlechten Verkäufen in Nordamerika vermutlich der trieftigste Grund, weshalb das SEGA Nomad in Nippon nie einen Release erfuhr.

Durch das Fundament einer „portablen Heimkonsole“ kam das SEGA Nomad jedoch mit einigen durchaus nützlichen und revolutionären Funktionen daher. Wie auch beim Mega Jet war es möglich, das Gerät mittels eines AV-Adapters an einen Fernseher anzuschließen und die Spiele auf dem großen Bildschirm zu bewundern. Darüberhinaus unterstützte das Handheld Mega Drive/Genesis Controller, welche man an der Unterseite anstöpseln konnte – nicht etwa zur Zierde, sondern um vollwertige Multiplayermatches zu bestreiten, für welche ein Spieler den Bildschirm des SEGA Nomad nutzte und einer auf den Fernseher blickte. Bis heute bietet keine andere tragbare Konsole eine solche Funktion, das SEGA Nomad ist demzufolge das einzige Handheld, welches simultane Mehrspielerpartien mit nur einer Hardware ermöglicht.

Doch wie viele SEGA-Konsolen war auch das zweite SEGA-Handheld seiner Zeit Voraus und zum Scheitern verurteilt. Die Gründe dafür sind vielseitig: die mächtige Hardware hatte ihren Preis, den sie sowohl in Dollar, wie auch in Strom wieder einforderte – wie anfangs erwähnt war das Gerät sehr teuer und verschlang Unmengen an Energie. Dazu kam, dass der amerikanische Markt zu jenem Zeitpunkt völlig übersättigt war. Die 16bit Generation war Schnee von gestern und das neue „Next-Gen“ Trio – SEGA Saturn, Playstation und N64 – versetzte die Spieler in einen Zustand der Euphorie, in welchem sie bevorzugt Geld in neue Hardware investierten, statt eine zwar tragbare, dafür aber veraltete Konsole zu kaufen. Dazu kam, dass das SEGA Nomad zwar jedes herkömmliche Mega Drive-Spiel abspielte, die Add-Ons des heimischen Vorbilds – 32X und Mega-CD – allerdings nicht unterstützte.

Letzten Endes konnten sich vom SEGA Nomad in Amerika knapp eine Million Einheiten absetzen. Ein Release in Japan war aufgrund des kommerzialisierten Mega Jets in den Augen von SEGA unnötig und auf Europa verzichtete man aufgrund der schwachen Verkäufe vollends.
Doch wie fast jeder skurrile Flop ist das SEGA Nomad für Sammler und Liebhaber einen Blick wert. Nicht zuletzt, weil es die einzige Möglichkeit ist, ohne Modding-Kenntnisse Mega Drive-Titel unterwegs auf authentischer und originaler Hardware zu spielen.