Review

Xbox 360-Review

Sonic Unleashed

veröffentlicht am Montag, den 21. September 2009
Entwickler
Sonic Team
Genre
Jump'n'Run
Erscheinungsdatum
28. November 2008

Der Lebenslauf von SEGAs Rennigel erinnert an Biographien berühmter 80er-Jahre Rockstars. Die ursprünglichen Erfolge wurden gefeiert, die Ikone verehrt und jede freie Minute fiel dem neuesten Album – oder dem neuesten Spiel – zum Opfer. Doch dann kam der Fall, sei es der Steißbeinbruch des Gitarristen oder der Tod der Pionierkonsole Dreamcast - in weniger als 24 Stunden verschwindet der Jugendheld von der Bildfläche. Jahre später jedoch entschließt man sich zu einem Comeback, ergreist und senil, aber durch und durch gezeichnet vom prägenden Zeitgeist. Dennoch trifft man nicht den Geschmack der Masse und auch die Fans wenden sich zunehmends ab. Eine Erkenntnis, welche SEGA mit Sonic the Hedgehog [’06] brutal niederschmetterte. Und eine Erkenntnis, die zum Umdenken anregte und die Weichen für Sonic Unleashed stellen sollte.

Sonic Unleashed wurde als Eier legende Wollmilchsau angekündigt; einerseits sollte das Spiel im Namen des desaströsen Vorgängers sündigen, andererseits mittels der fast schon floskelhaften Bezeichnung „back to the roots“ die alten Fans in Scharen locken und nicht zuletzt mit moderner Optik HD-hungrige Neuzeitspieler das Portemonnaie zücken lassen.

Mission geglückt? Lässt man sich vom Ersteindruck beeinflussen, tendiert man zu „ja“. Sonics jüngstes Abenteuer beginnt so imposant wie ein RPG und so actionreich wie ein Micheal Bay-Streifen. Im Alleingang stellt sich Sonic einer gigantischen Raumschiff-Armada des Urbösewichts Eggman, zerlegt im Wahnsinnstempo Roboter für Roboter und verwandelt sich schlussendlich in den golden leuchtenden Super Sonic - ein Seitenhieb auf die glorreichen 16bit-Tage. Doch Eggman hat ein Ass im Ärmel, absorbiert Sonics Energie, spaltet unseren geliebten blauen Planeten und schickt einen durch die Prozedur verunstalteten Sonic postwendend zurück auf die Erde.

Dort angekommen werden Spieler und Igel auf eine Reise über den gesamten Globus geschickt um alle sieben Kontinente wieder an ihren rechtmäßigen Platz zu befördern. Diese Realitätsbezogenheit stellt ein Novum in der Serie dar. Nicht länger besucht man merkwürdige Luftgärten, Spukschlösser oder riesige Flipperautomaten. Sonic Unleashed schickt den Spieler in an reale Länder angelehnte Gebiete wie Griechenland, New York, China oder den Nordpol. Damit wurde die Realität aber bereits ausgeschöpft, denn Sonics Spielabschnitte sind so abgefahren, rasant und fordernd wie eh und je.

Das Spielprinzip ist nahezu unverändert. Bei Tempo Schallgeschwindigkeit rennt man durch enge Gassen, grindet über schmale Stege, springt gelegentlich über Abgründe und schickt nebenbei die Lakaien des fiesen Doktors ins Datennirwana. Dennoch hat man Sonic einige neue Tricks beigebracht. Am auffälligsten hiervon ist der Geschwindigkeitsschub, der sich auslösen lässt, sobald man einige Ringe eingesammelt hat. Vergleichbar mit dem „Rush“-Zustand aus den gleichnamigen DS-Episoden verarbeitet man so mit links gegnerische Roboter zu Altmetall während man zur gleichen Zeit mit einer höheren Geschwindigkeit unterwegs ist. Zum Bestehen der optionalen Zeitrennen ist der Geschwindigkeitsschub unerlässlich.

Die zweite wichtige Neuerung ist zugleich ein Schritt in die Vergangenheit. Wie bereits im Vorfeld der Veröffentlichung mehrfach in Pressemitteilungen erwähnt, spielt sich Sonic Unleashed nur zeitweise in der dritten Dimension ab. Innerhalb der einzelnen Stages schwankt die Kamera mehrmals um 90° nach rechts und zeigt Sonic in bester Retro-Manier von der Seite. Was auf Papier – oder Bildschirm – irreführend klingt, erweist sich in der Praxis als hervorragendes Feature. Tatsächlich gehen die Kameraschwenks so natürlich vonstatten, dass man sie nach fünf Spielminuten bewusst nicht einmal mehr wahrnimmt. Lediglich beim Wechsel zurück in die dritte Dimension bemerkt man den Unterschied – und wünscht sich die glücklicherweise häufigeren 2D-Abschnitte wegen besserer Spielbarkeit zurück.

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