Review

Playstation 3-Review

Binary Domain

veröffentlicht am Sonntag, den 18. März 2012
Entwickler
SEGA
Genre
3rd-Person-Shooter
Erscheinungsdatum
24. Februar 2012

Nachdem wir euch in unserer Preview bereits einige Features von Binary Domain vorgestellt haben, wurde das Spiel nun auf Herz und Nieren von uns getestet. Ob unsere Erwartungen erfüllt oder gar übertroffen wurden, erfahrt ihr in diesem Test.

Story

Wir schreiben das Jahr 2080. Die Welt die wir kennen hat sich von Grund auf geändert. Durch die Klimaveränderung musste über den inzwischen überfluteten Städten neue Städte errichtet werden. Nach den Naturkatastrophen brauchte man für den Bau jedoch eine ganze Menge Roboter, die sowohl technisch als auch gesellschaftlich weiterentwickelt wurden. Die Szenen in den Städten erinnern an Filme wie „A.I. – Künstliche Intelligenz“ und „I, Robot“. Um sich jedoch vor den allseits bekannten technischen Schreckgeschichten zu schützen, haben die Vereinten Nationen in einer neuen Genfer Konfession den Paragraphen 21 eingebaut, der es verbietet, menschliche Roboter zu entwickeln.

Doch wie es kommen musste, hat sich mal wieder jemand nicht an die Spielregeln gehalten. Dies wird deutlich, als einer der „Menschen“ vor Bergen, dem größten Maschinenbaukonzern der Welt, steht und sich als „Seelenloser“ zu erkennen gibt – seinerseits allerdings unwissend, was er wirklich ist. Diese „Seelenlosen“, also Maschinen in Menschengestalt, sind nach Meinung vom US-Staat und dem Bergen-Konzern von dessen größten Konkurrenten – Amada – hergestellt worden, ein Unternehmen, welches in Tokio seinen Hauptsitz hat. Kurzerhand wird eine ROST-Crew zusammengerufen, welche den nun über 80 jährigen Amada gefangen nehmen und vor das UN-Gericht stellen soll.

Diese ROST-Crew besteht aus den verschiedensten Männern und Frauen, die ehemals Teil von nationalen und internationalen Militär-Sondereinheiten waren. Ihr spielt den Hauptcharakter Dan Marshall, der in kleinen Kreisen auch „Survivor“ genannt wird. Zusammen mit seinem besten Kumpel Big Bo müsst ihr euch zunächst irgendwie in die Innenstadt von Tokio einschleusen, um euch dann gemeinsam mit anderen Mitgliedern der ROST-Crew zum Amada-Konzern zu kämpfen. Storytechnisch sei hier nicht zu viel verraten, denn die Yakuza-Macher haben sich bei Binary Domain in diesem Bereich mächtig ins Zeug gelegt. Moralethisch stellt die Story interessante Fragen und bringt noch so manche unerwartete Wendung mit sich.

Gameplay

Spielerisch ist Binary Domain ein klassischer 3rd-Person-Shooter, in dem man vor den Sicherheitsrobotern des Amada-Konzerns in Deckung geht, um sie - manchmal taktisch, manchmal in Rambo-Manier – zu erledigen und somit weiter zu kommen. Das wohl interessanteste Feature ist die Spracherkennung, oder anders gesagt die Sprachbefehle. Mit diesen können die Team-Kameraden angesprochen werden. Um das zu perfektionieren gibt es in den Spracherkennungs-Einstellungen die verschiedensten Feinjustierungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel die Erkennungs- und Geräuschschwelle. In der Liste der erkannten Wörter könnt ihr bei den knapp über 90 Wörtern und Wortkombinationen einsehen, ob ihr deutlich genug für das Spiel sprecht und könnt diese Wörter dort nochmal nachsprechen.

Sowohl die Spracherkennung als auch das Spiel selbst bietet deutsche Sprachausgabe, welche zwar nicht ganz berauschend ist, aber im Grunde akzeptabel ist. Befehle wie „Vorwärts!“ „Halt!“ und „neu Gruppieren!“ sind so theoretisch möglich… theoretisch. Denn leider funktioniert diese frische Spielidee nicht so ganz. In einigen kleinen Dialogen kommt es dann eigentlich nur vor, dass man von den durch Drücken der L2-Taste vorgeschlagenen Antwort-Möglichkeiten nur „Ja“, „Nein“ und „Entschuldigung“ richtig gut erkannt wird. Das „Entschuldigung“ kommt zugute, wenn man sich bei seinen Team-Kameraden dafür entschuldigen muss, falls man sie ausversehen anschießt. Das ist wichtig, um die zweite Besonderheit des Spiels zu beachten.

Eure Teamkameraden haben nämlich eine Beziehungsleiste, die sich, je nach euren Aussagen in den Dialogen sowie eurem Teamverhalten verändert. Gebt ihr beispielsweise jemanden keine Rückendeckung, wenn er sie anfordert oder lasst ihr eure Kameraden alleine in einer giftigen Kammer, so spiegelt sich das in ihrem Verhalten euch gegenüber wieder. Dann nämlich reagieren sie negativ auf eure Befehle und kommen im schlimmsten Fall nicht zu euch, um euch zu retten, falls ihr verwundet seid. Andersherum funktioniert das natürlich auch.

Desweiteren gibt es die Möglichkeit, euch und eure Kameraden an kleinen Shops mit unterschiedlichen Nanomaschinen auf einem 2x3 Kasten-Feld puzzleartig auszurüsten, sodass jeder individuelle Zusätze wie verstärkte Abwehr oder Besseren Angriff gewinnt. Hinzu kommt noch ein statisches Erweiterungssystem, mit käuflichen Verbesserungen zu festgelegten Themenbereichen wie Reichweite und Magazinkapazität. Das Geld bekommt ihr ganz einfach durch das Erlegen der Gegner.

Neben den Stellungskämpfen kommen noch einige Quick-Time-Events hinzu, welche alle fast nahtlos in Cutscenes übergehen. Zwischendurch gibt es noch einige ruhige Momente, in denen ihr euch mit euren Kameraden unterhalten könnt. Aber auch das krasse Gegenteil kommt nicht zu kurz, wenn ihr gegen einen riesigen Motorradroboter auf dem Highway eine eurer Kameradinnen vor dem Abgrund retten müsst. Abwechslung wird so garantiert.

Außerdem existiert Multiplayer-Modus, der entweder die typischen Gameplayelemente im VS-Modus hat (Capture the Flag, Deathmatch, etc.) oder auch Invasion, bei dem ihr mit anderen Mitstreitern versuchen müsst, so lange wie möglich gegen die Maschinenwellen anzukommen. Einen Kooperations-Modus sucht man leider vergeblich. Zwar passt das storymäßig nicht ganz hinein, doch man könnte, ähnlich der Uncharted-Reihe, Koop-Missionen einbauen, unabhängig von der Story.

Grafik

Das Spiel befindet sich grafisch auf dem aktuellsten Stand, nur gelegentlich gibt es leichte Einbrüche der Framerate. Ansonsten gibt es nicht viel zu meckern, die Städte sind futuristisch gradlinig und hell, während die Slums genau das Gegenteil sind. Von der einen Wasserpassage bis zu den Straßenfahrten und Häuserkämpfen sieht alles sehr detailliert aus. Sämtliche Cutscenes werden übrigens in Ingamegrafik präsentiert.

Fazit von
8
Binary Domain macht im Grunde alles richtig. Es ist ein solider Shooter mit abwechslungsreichen Szenen und einer (moralethisch betrachtet) interessanten Story. Einzig das eigentliche Markenzeichen des Spiels, die Sprachsteuerung, entspricht nicht den Erwartungen und steckt eher in den Kinderschuhen. Wer Sci-Fi-Shooter im westlich-japanischen Stil mag, wird hier fündig.
1